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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kanarienweine; Kanaris; Kanarische Inseln

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Kanarienweine - Kanarische Inseln.

Beinbrüchen. Schwächliche Weibchen leiden an Legenot. Ungeziefer wird durch Reinlichkeit und Insektenpulver erfolgreich bekämpft. Vgl. Ruß, Der K. (4. Aufl., Hannov. 1883). Zeitschriften: "Der Kanarienzüchter" (Leipz., seit 1881); "Canaria" (hrsg. von Brandner, Stett. 1886 ff.); "Blätter für Kanarienzucht und Handel" (St. Andreasberg).

Kanarienweine, die Weine der Kanarischen Inseln, welche aber selten unter diesem Namen, sondern meist als Madeira und jetzt als Sherry auf den Markt kommen. Die größte Weinkultur besitzt Teneriffa, wo besonders Sekt (Malvasier) und Vidogna gebaut werden. Die Vidognaweine sind trockne Weißweine, dem Madeira ähnlich, aber mit weniger Körper und Parfüm. Der Sekt ist ein süßer Likörwein, dem Madeirasekt nicht gleichkommend und in kalten Klimaten leicht umschlagend. Früher trank man als Kanariensekt die gewöhnlichen trocknen (sec) Weißweine und würzte sie noch mit Zucker, Zimt, Muskatnuß, gebratenen Äpfeln, Eiern (Falstaffs Lieblingsgetränk). Durch die Traubenkrankheit ist die Weinproduktion der Kanarischen Inseln auf den zehnten Teil des frühern Betrugs reduziert.

Kanaris, Konstantin, berühmter Seeheld im griechischen Freiheitskampf, geb. 1790 auf der Insel Ipsara, war vor der Erhebung seines Vaterlandes Kapitän eines kleinen griechischen Kauffahrteischiffs. Als 1822 Chios der Übermacht der Türken unterlegen war, zerstreute K. mit zwei Brandern in der Nacht vom 18.-19. Juni die noch vor der Insel liegende türkische Flotte und sprengte das Admiralschiff in die Luft. Ebenso steckte er 22. Nov. 1822 bei Tenedos das türkische Admiralsschiff in Brand. Bei seiner Wiederankunft in Ipsara erhielt er von den Ephoren einen Lorbeerkranz, jede andre Belohnung wies er zurück. Nachdem 1824 Ipsara in die Gewalt der Türken gefallen und mehrere Versuche, ihre Flotte in Brand zu stecken, mißglückt waren, diente K. in der nächsten Zeit als Branderführer unter Miaulis mit dem Rang eines Kapitäns. In dieser Eigenschaft leistete er auch wesentliche Dienste bei Samos, indem er 17. Aug. am Kap Trogilion eine große türkische Fregatte nebst mehreren Transportschiffen verbrannte und dadurch die Insel rettete. 1825 faßte er den kühnen Plan, die ägyptische Flotte, die im Hafen von Alexandria bereit lag, die Truppen des Vizekönigs Mehemed Ali nach Morea überzuführen, dort zu verbrennen. Ein widriger Wind, der die gegen die feindliche Flotte schon losgelassenen Brander zurücktrieb, vereitelte jedoch das Unternehmen. 1826 befehligte er die Fregatte Hellas, und 1827 ward er als Abgeordneter von Ipsara in die Nationalversammlung gewählt. Er war einer der treuesten Anhänger des Präsidenten Kapo d'Istrias, der ihn 1828 zum Kommandanten von Monembasia ernannte und ihm ein Geschwader von Kriegsschiffen anvertraute. Nach seines Gönners Ermordung zog er sich von den öffentlichen Angelegenheiten nach Syra zurück. Später ernannte ihn König Otto zum Marinekapitän erster Klasse und 1847 zum Senator; auch war K. mehrmals, zuletzt 1854-1855, Marineminister. Im Januar 1862 übernahm er das Präsidium des Ministeriums und legte dem König ein liberales Programm vor, dessen Ablehnung ihn bewog, sich im Oktober dem Aufstand gegen Otto anzuschließen und in die provisorische Regierung einzutreten. Er war einer der Deputierten, welche König Georg I. 1863 die Krone antrugen, und stand 1864-65 zweimal noch an der Spitze von Ministerien, die aber nur von kurzer Dauer waren. Als nach Ausbruch des russisch-türkischen Kriegs sich die Parteien im Juni 1877 zu einem gemeinsamen patriotischen Handeln vereinigten, stellten sie den alten Seehelden an die Spitze des Koalitionsministeriums, in dem er auch die Marine übernahm; doch starb K. schon 15. Sept. 1877.

Kanarische Inseln (Islas Canarias), eine unter spanischer Hoheit stehende Inselgruppe im Atlantischen Ozean, an der Westküste von Afrika, ist mit der östlichsten Insel (Fuerteventura) 103 km vom Festland (Kap Dschebi) entfernt und besteht aus fünf kleinern unbewohnten Felseninseln: Graciosa, Alfegranza ^[richtig: Alegranza], Santa Clara, Lobos, Rocca, und den sieben größern, in einer Art Bogen von SW. nach NO. aufeinander folgenden Inseln: Hierro oder Ferro, Palma, Gomera, Teneriffa, Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote (s. d.), welche eine westliche und eine östliche Gruppe bilden. Ihre gesamte Oberfläche beträgt 7372 qkm (132 QM.). Die Inseln sind sämtlich gebirgig und vulkanischen Ursprungs. Aus sehr tiefem Meer erheben sich die steilen vulkanischen Massen und bilden ein zusammenhängendes Ganze, das von gemeinsamen Erhebungsrichtungen abhängig ist. Die westlichen Inseln tragen hohe, schneebedeckte Berge (Pico de Teyde auf Teneriffa, 3711 m hoch), sind bewaldet und bergen in ihren wasserreichen Schluchten die ganze Fülle der kanarischen Vegetation; die östlichen sind ein fast baumloses, dürres Steppenland. Die Gesteinsart ist meist basaltisch; Teneriffa und Gran Canaria haben einen trachytischen Kern. Den Basalt durchziehen überall Tuffschichten (Toscalos), welche außerordentlich reich an Höhlenbildungen sind. Groß ist auch die Zahl der erloschenen Aschenkegel mit weiten Kratermündungen und der Lavafelder (Malpais oder Volcanos), die, wie die Caldera auf Palma, oft reich bewässert und von unvergleichlicher Fruchtbarkeit sind, wenn starke Schichten vulkanischer Asche sich darüberlagern. Vulkanische Ausbrüche und Erdbeben sind jetzt seltener geworden; Palma hatte die letzte Eruption 1677 und 1678, Teneriffa 1798, Lanzarote 1824. Der Pik von Teneriffa hat nur noch eine Solfatare, welche schwache Dämpfe aushaucht. Gomera und Gran Canaria gelten für die wasserreichsten Inseln. Die Thäler werden von Bächen durchflossen, welche im Sommer nicht das Meer erreichen und nur durch ein sehr künstliches System von Wasserleitungen nutzbar gemacht werden; die Aquädukte laufen meilenweit an den Gebirgen hin. Die Landschaft dieser "glücklichen Inseln" (sie hießen bei den Alten Insulae fortunatae) ist überreich an Schönheiten. Der Charakter derselben beruht auf einer wunderbar gezackten Form der Bergkämme, auf dem Kontrast pflanzenloser roter und schwarzer Felsenmassen mit der schwellenden Üppigkeit einer subtropischen Vegetation sowie endlich auf dem feuchten Schmelz der immergrünen Lorbeerforsten, wozu noch die Durchsichtigkeit der Atmosphäre, die Umschau auf das Meer und eine fast überall zerstreut auftretende ländliche Kultur kommen. Das Klima ist höchst angenehm und gesund, namentlich für Brust- und Nervenleidende sehr wohlthuend. Seewinde kühlen die Hitze, und Schnee und Eis sind in den bewohnten Thälern unbekannt, da das Thermometer nicht unter 15-18° R. sinkt. Vom November bis März fällt gelinder Regen; im März steht der herrlichste Frühling in vollem Flor; im April wird in den Küstengegenden das Korn geerntet. Den Sommer und Herbst charakterisieren eine große Trockenheit und eine unwandelbare Heiterkeit des Himmels. September und Oktober sind die heißesten Monate, in denen das Thermometer 26-31° R. erreicht. Bevor