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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kapland

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Kapland (Bodengestalt, Gewässer, Klima, Pflanzen- und Tierwelt).

wände am Meer stehen. Ostwärts, bei Grahamstown, steigt der Küstenstrich bis zu 300 m an. Nördlich und östlich von dem niedrigen Küstenstrich erhebt sich mit mauerförmig ansteigenden Wänden bis zu 900 m absoluter Höhe eine zweite Terrasse, deren oberer Rand mit Höhenzügen besetzt ist, von denen die am Südrand die Großen Schwarzen Berge (Groote Zwarteberge) heißen. Von dem westlichen Beginn derselben zweigt sich ein langer Bergzug in östlicher Richtung ab, die Kleinen Schwarzen Berge (Kleene Zwarteberge). Durch diese Gebirge, welche stufenartig von S. nach N. aufsteigen und zum Teil pralle Wände darbieten, kann man nur mittels enger, schluchtenartiger Querthäler (Kloofs, "Klüfte") gelangen. Die Ebene der zweiten Terrasse erstreckt sich nördlich von denselben in ca. 150 km Breite und 520-600 km Länge von W. gegen O., etwa in 900 m Meereshöhe, die jedoch im westlichen Teil bis 1500 m sich erhebt. Man nennt diese große Terrassenebene Karroo, was in der Hottentotensprache "hart" heißt; sie besteht aus rotem, eisenhaltigem Thon, der in der heißen und trocknen Jahreszeit so hart wie gebrannter Ziegelstein wird. Während der Regenzeit verändert sich aber die Karroo gewöhnlich sehr bald in ein schönes Blumen- und Grasmeer, voll von saftigen, alkalireichen Gewächsen, welches während dieser Zeit (etwa drei Monate) als vortreffliches Weideland benutzt wird. An den wenigen Punkten, wo die Terrassenebene beständig fließende Quellen hat, haben sich Oasen mit einer seßhaften ackerbauenden Bevölkerung gebildet. Die dritte Terrasse begrenzend, zieht sich nördlich von der Karroo eine Reihe von Tafelgebirgen hin, welche im wesentlichen von O. nach W. verlaufen. Es sind dies die Roggeveldberge (mit dem 1600 m hohen Komsberg), die Winterberge, die Schneeberge nördlich von Graaff-Reynet (mit dem 2600 m hohen Kompaßberg), an welche sich, nordöstlich verlaufend, die Zuur- und Stormberge anschließen. Die Oberfläche der dritten oder Garipterrasse besteht fast durchweg aus weiten Flächen, aus denen sich einzelne Bergreihen und zahlreiche isolierte Kuppen erheben. Wenige Flüsse nur beleben hin und wieder für wenige Monate im Jahr diese öden, wasserlosen und menschenleeren Distrikte. Was den geologischen Charakter des Kaplandes betrifft, so besteht im W. und in Namaqualand bis zum Olifantfluß im S. der Boden aus Gneis und Schiefer, die an vielen Stellen von neuern Bildungen überdeckt sind; im südlichen Teil dieser Region tritt der darunterliegende Granit zu Tage. Südlich vom Olifantfluß ist letzterer dagegen ganz bedeckt und wird nur an wenigen Stellen sichtbar. Die Kamiesberge bestehen fast nur aus Granit und Gneis. Der Gneis des Namaqualandes führt nicht selten Kupfer und andre Metalle. Die Grundlage des Tafelbergs und des Landes bis zum Olifantfluß bilden sehr geneigte Thonschieferschichten, welche auf Granit liegen, der sie häufig durchdrungen hat. Alle genannten Schichten überlagert an verschiedenen Stellen eine harte Quarzmasse, oben im allgemeinen horizontal liegend, wie auf dem Tafelberg.

Das K. gehört in seinem größten Teil zu den wasserarmen Strichen des afrikanischen Kontinents; nur die östlichern Distrikte sind reicher an Quellen und größern fließenden Gewässern. Dazu bringt die außerordentliche Hitze während mehrerer Monate des Jahrs die Quellen, deren Bildung schon durch den auffallenden Mangel hoher Gebirgszüge des Kontinents außerordentlich erschwert wird, größtenteils zum Versiegen. Die Bäche und Flüsse enthalten meist nur Regenwasser und verschwinden in der trocknen Epoche, während sie in der nassen in der kürzesten Zeit zu einer enormen Höhe anschwellen. Der einzige perennierende und zugleich der bedeutendste Fluß des Kaplandes ist der Oranje oder Kai Garip. Er entsteht aus mehreren großen Quellströmen, die in Transvaal, der Oranjerepublik und dem Basutoland liegen. Nächst ihm ist der Große Fischfluß des östlichen Kaplandes zu nennen, der jedoch nicht perennierend ist. Zu den namhaftesten Küstenflüssen, die in der trocknen Jahreszeit meist versiegen, gehören im W. der Olifant und der Buffalo, im S. der Breedo, Gauritz, Gamtoos und Zondag, im O. der Große Kai und der Umzimkulu. Seen gibt es nicht, nur flache Pfuhle, Vleis, die, wo der Boden nicht salzig ist, im Sommer mit saftigem Grase sich bedecken. Auf den beiden innern Terrassen treten mit Kochsalz, Bittersalz und Schwefelwasserstoffgas geschwängerte kalte Quellen, zu Caledon und Uitenhage einige Thermen, teils schwefel-, eisen- und manganreiche, teils alkalische, zu Tage.

[Klima. Pflanzen- und Tierwelt.] Das Klima ist infolge der großen Ausdehnung und mannigfaltigen Konfiguration des Landes in den einzelnen Teilen sehr verschieden, im allgemeinen zeichnet es sich durch große Trockenheit und Gesundheit aus; in den niedrigen Strichen der Westküste sind indes Fieber nicht ungewöhnlich. Die Niederschläge sind im O. häufiger, nehmen aber, aufgehalten durch scharf abfallende Höhenzüge, nach W. mehr und mehr ab. Das feuchtere Land bildet im S. und SW. einen schmalen Gürtel, der sich nach NO. immer mehr verbreitert. Das Innere ist überaus trocken, völlig dürr aber Namaqualand. Die durchschnittliche Jahrestemperatur ist in Kapstadt 13,47° R. (Sommer 16,97°, Winter 10,48° R.); im Innern sind die Unterschiede zwischen Sommer und Winter weit größer und überall der schnelle Wechsel der Tagestemperatur sehr bedeutend. Schnee tritt nur in hochgelegenen Gegenden auf, in Kapstadt hat man den Tafelberg nur einmal mit Schnee bedeckt gesehen. In den Hochländern ist die Wirkung der Schneestürme auf die organische Natur eine sehr feindliche. Gewitter treten in den Hochsteppen mit außerordentlicher Heftigkeit auf. Stürme, von NW. im Winter, von SO. im Sommer kommend, sind sehr häufig und nicht selten verheerend.

Die Vegetation des Kaplandes ist eine sehr artenreiche und in den hinlänglich mit Wasser versehenen Distrikten eine strotzende und kräftige. Wälder finden sich nur in den Küstengebieten, welche von den höher liegenden Ebenen des Innern mit reichlichem Wasser versorgt werden. Sie beginnen 300 km östlich vom Kap in den Outeniquabergen und ziehen von dort, günstigen Örtlichkeiten folgend, in den Georgedistrikt und von da in den Knysnadistrikt, wo sich von den Bergen bis zur Küste die Zitgikamma über 5000 qkm ausdehnt. Von da ab weiter östlich zeigen die den feuchten Seewinden ausgesetzten Bergabhänge, Flußufer und Thalschluchten wirklichen Hochwald. Weit größere Striche bedeckt der Niederwald, der, höchstens 10, durchschnittlich 3-4 m hoch, sich meist ängstlich an die Flußthäler anschließt, in den Ebenen aber sich in Gehölzgruppen und vereinzelte krüppelhafte Bäumchen auflöst. Waldlos sind dagegen Klein-Namaqualand, das Buschmannland, die Große Karroo, die nördlichen Abhänge des Roggeveld, der Schneeberge, Winter- und Stormberge bis weit jenseit des Oranjeflusses. Von den einheimischen Tieren ist der Löwe nur noch im NO. zu treffen, der Elefant gelegentlich in den Wäldern der Südostküste, das Flußpferd in den