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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Karl

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Karl (Schweden, Spanien).

zu, daher er nach Paris zurückging. Daß er von hier bei der verspäteten Expedition der Engländer nach Walcheren nach Antwerpen eilte und die Gegenwehr mit glücklichem Erfolg leitete, war dem Kaiser wieder verdrießlich, und so war Bernadotte weit entfernt, in dessen Gunst zu stehen, als die damals in Schweden herrschende französisch gesinnte Partei, um sich die Gunst des französischen Kaisers zu sichern und mit dessen Hilfe Finnland wiederzugewinnen, ihn 21. Aug. 1810 zum Kronprinzen wählte. Der Fürst von Pontecorvo trat 19. Okt. in Helsingör zur lutherischen Kirche über, landete 20. Okt. zu Helsingborg, ward 5. Nov. von Karl XIII. adoptiert, nahm den Namen Karl Johann an, leistete den Eid als Kronprinz und Thronfolger und empfing die Huldigung der Stände. Er leitete von da ab die schwedische Politik und zwar anfangs im französischen Sinn, indem er sich auch der Kontinentalsperre unterwarf. Indes als Napoleon im Januar 1812 Schwedisch-Pommern besetzen ließ, weil die Einführung französischer Zollbeamten in Schweden abgelehnt wurde, schloß er mit Rußland 8. April 1812 zu Petersburg ein Bündnis und ließ sich den Besitz Norwegens zusichern. In persönlicher Zusammenkunft Alexanders I. und K. Johanns zu Abo ward das Bündnis befestigt. Mit England schloß Schweden 12. Juli 1812 zu Örebro Frieden und öffnete seine Häfen den Handelsschiffen aller Völker. Im Sommer 1813 erschien der Kronprinz mit einem schwedischen Heer auf deutschem Boden und erhielt, weil die Verbündeten sein Feldherrntalent überschätzten, das Kommando der Nordarmee, benahm sich aber höchst zweideutig, wollte Berlin preisgeben, das gegen seinen Willen durch die Schlacht bei Großbeeren gerettet wurde, verzögerte nach Möglichkeit den Vormarsch und nahm auch an der Schlacht bei Leipzig 18. Okt. erst teil, als ihm Blücher durch seine freiwillige Unterordnung jeden Vorwand entzogen hatte. Bernadotte wollte wohl Napoleon stürzen, aber nur, um selbst Beherrscher von Frankreich zu werden; daher suchte er sich durch Schonung der Franzosen deren Sympathien zu sichern. Nach den Tagen von Leipzig befreite der Kronprinz Lübeck, rückte in Holstein ein und diktierte 14. Jan. 1814 Dänemark den Frieden von Kiel, der ihm den Besitz Norwegens verschaffte. In Frankreich traf er erst nach der Einnahme von Paris ein. Seine Hoffnung auf die Herrschaft in Frankreich vereitelte jedoch die Rückkehr der Bourbonen, und außerdem rief ihn die Erhebung Norwegens in den Norden zurück. Machte ihn auch ein nur 14tägiger Krieg zum Sieger im Feld, so zog er doch eine Verständigung mit dem norwegischen Volk, das er durch Annahme der Verfassung gewann, einem Versuch der Unterwerfung vor und ward 4. Nov. 1814 als Kronprinz von Norwegen anerkannt. Am 5. Febr. 1818, nach Karls XIII. Tod, ward er auch dem Namen nach König. Gegen außen beobachtete er nun eine Politik des Friedens und pflegte namentlich auch ein gutes Einverständnis mit Rußland. Reformen in der Verfassung und Verwaltung begünstigte er nicht; wohl aber handhabte er die bestehenden Formen mit hoher Einsicht, Gewissenhaftigkeit und Humanität und traf viele ersprießliche Maßregeln. Das tief zerrüttete Finanz-, Kriegs- und Kreditwesen ward geordnet, Landbau und Schiffahrt durch Anlegung von Straßen, Kanälen etc. gehoben. Bedeutendes geschah für Marine und Militär, aber auch für Schulen und wissenschaftliche Anstalten. War auch das ganze Regierungssystem nicht gerade geeignet, alle Mißstimmung zu beschwichtigen, und hinderte auch den König seine Unkenntnis der Landessprache sowie in spätern Jahren seine Zurückgezogenheit, sich eine recht warme Liebe des Volkes zu erwerben, so hat ihm dieses doch fast immer Achtung, Vertrauen und Dankbarkeit bewiesen. Nachdem er schon im Januar 1844 die Regentschaft vorläufig dem Kronprinzen Oskar übertragen, starb er 8. März d. J. Seine Gemahlin, welche erst 1829 für immer nach Schweden übersiedelte, wo sie 21. Aug. d. J. gekrönt wurde, starb erst 19. Dez. 1860. Vgl. Geijer, K. XIV. Johann, König von Schweden (schwed. u. deutsch, Stockh. 1844); Sarrans, Histoire de Bernadotte, Charles XIV Jean (Par. 1845, 2 Bde.); "Correspondance de Bernadotte avec Napoléon de 1810 à 1814" (das. 1819); "Recueil des lettres, proclamations et discours du roi Charles" (Stockh. 1825).

63) K. XV. Ludwig Eugen, Enkel des vorigen, Sohn des Königs Oskar I. und Josephinens von Leuchtenberg, geb. 3. Mai 1826, führte 1857-59 an Stelle seines erkrankten Vaters die Regentschaft und folgte demselben nach dessen Tod 8. Juli 1859 auf dem schwedischen Thron. Von liberalen Grundsätzen durchdrungen, bemühte er sich, in diesem Sinn die altständische Verfassung Schwedens umzugestalten, und erreichte nach Überwindung des Widerstandes, den er im Volk selbst fand, 1866 seinen Zweck, indem eine moderne Repräsentativverfassung eingeführt wurde. Dagegen gelang es ihm nicht, die Militärverfassung in seinem Sinn zu reorganisieren, obwohl er selbst in Zeitungen und Broschüren unter der Chiffer C. eifrig für diese Reform eintrat. Er hielt sie für notwendig, um sein Ziel, die skandinavische Union, zu erreichen. Er knüpfte deshalb mit Dänemark Verbindungen an, vermählte auch seine einzige Tochter, Luise, 1869 mit dem Kronprinzen von Dänemark und suchte bei Frankreich eine Stütze für seine Pläne, wie er denn schriftlich und mündlich seiner Vorliebe für das Stammland seines Hauses und seinem Haß gegen Preußen Ausdruck gab. Indes weder 1864 noch 1870 wagte er es, für sein Ziel das Schwert zu ziehen, und selbst die engere Union seiner beiden Königreiche, die er erstrebte, erfolgte nicht. Er starb auf der Rückkehr aus den Bädern von Aachen 18. Sept. 1872 in Malmö. Schon als Kronprinz hatte er mehrere poetische Arbeiten veröffentlicht: "Fösterbröderna" (Stockh. 1848; auch deutsch: "Die Kampfgenossen"); "Heidi, Gylfes datter" (1852); "En Vikingasaga" (1855); "Dikter" (1858). Seine "Gesammelten Gedichte" erschienen in einer Übersetzung von Winterfeld (Berl. 1866). Auch in der Malerei zeigte er bedeutende künstlerische Begabung. Er war seit 1850 vermählt mit Luise von Oranien (gest. 1871), Tochter des Prinzen Friedrich der Niederlande. Da er keinen Sohn hinterließ, folgte ihm sein Bruder Oskar II. Vgl. Morin, König, Dichter und Maler (Leipz. 1875); Junius, K. XV. und die politischen Ereignisse von 1814-76 (schwed., Stockh. 1876-77, 2 Bde.).

[Spanien.] 64) K. I., s. v. w. K. V., deutscher Kaiser (s. 6).

65) K. II., Sohn Philipps IV. und der Maria Anna von Österreich, geb. 6. Nov. 1661, folgte seinem Vater 1665 unter Vormundschaft, übernahm 1675 dem Namen nach selbständig die Regierung, stand aber, stets kränklich und schwächlich, unter dem Einfluß seiner Umgebung; starb als der letzte spanische Habsburger 1. Nov. 1700. Seine beiden Ehen, mit Maria Luise von Orléans, sodann mit Maria Anna von Pfalz-Neuburg, blieben kinderlos, daher er im letzten Testament Philipp V., den Enkel Lud-^[folgende Seite]