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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Katte; Kattegat; Katten

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Katte - Katten.

von Kattak (s. d.) unter britische Oberhoheit. Längs des Kulturlandes in den Gebirgen hausend, welche die Ebene im NW. begrenzen und im Malayagirigipfel bis zu 1187 m ü. M. sich erheben, verwalteten sie nicht nur jahrzehntelang selbständig ihre kleinen Staaten, deren Areal bis zu 120 qkm heruntersinkt, sondern in einzelnen derselben erhielt sich selbst die Unsitte, den Göttern Menschen zu opfern, noch bis 1836. Jetzt sind die Radschas zu gefügigen Verwaltungsbeamten der Engländer geworden. Vgl. Dalton, Descriptive ethnology of Bengal (Kalk. 1872). S. Karte "Ostindien".

Katte, 1) Hans Hermann von, der Jugendfreund Friedrichs d. Gr., geb. 28. Febr. 1708; seine Eltern waren der General, spätere Feldmarschall Hans Heinrich v. K. (geb. 1681, gest. 1741) und eine Tochter des prachtliebenden, verschwenderischen Grafen von Wartensleben, Kriegsministers unter König Friedrich I., der nach der zweiten Verheiratung seines Schwiegersohns seinen Enkel K. in französischer Weise erzog und früh auf Reisen schickte. Nach Berlin zurückgekehrt, wurde K. Leutnant bei den Gardegendarmen, zog sich aber durch Ausschweifungen und Insubordination vielfache Rügen zu. Seine Freundschaft mit dem Kronprinzen, die trotz aller Verbote immer vertrauter wurde, erregte den besondern Zorn Friedrich Wilhelms I. gegen ihn. An dem Fluchtplan des Kronprinzen war er in hervorragender Weise beteiligt, insofern durch seine Hand die ganze Korrespondenz ging. Ein Brief des Prinzen an ihn, der in falsche Hände geriet, verriet das Geheimnis; K. wurde verhaftet, ehe er entfliehen konnte, 2. Nov. 1730 vom König selbst zum Tod verurteilt und 6. Nov. in Küstrin mit dem Schwert hingerichtet. Friedrich II. erhob 1740 den Vater seines Freundes, den Feldmarschall v. K., in den Grafenstand.

2) Friedrich Karl von, bekannt durch den kühnen Versuch, 1809 das nördliche Deutschland gegen die Franzosen in Aufstand zu bringen, geb. 1772 im Magdeburgischen, trat 1786 in preußische Kriegsdienste, machte 1787 den Feldzug in Holland und 1792-95 die Feldzüge gegen Frankreich mit und geriet 1806 bei Lübeck in französische Gefangenschaft. Nach seiner Auslösung reifte der Gedanke in ihm, Deutschland durch ein kühnes Unternehmen von dem französischen Joch zu befreien, und schon stand er im Begriff, mit einem Haufen Bauern aus der Altmark im April 1809 Magdeburg durch Einverständnis und Überrumpelung zu nehmen, als der ganze Plan verraten wurde. K. ging nun nach Prag zum Herzog von Braunschweig-Öls, machte mit diesem den Streifzug nach Sachsen und nahm dann teil an den Schlachten bei Wagram und Aspern. Aus England, wohin er sich mit dem Herzog begeben, kehrte er bald in österreichische Dienste zurück, nahm aber Urlaub zu einer Reise nach Griechenland. Beim Ausbruch des Kriegs 1813 trat er wieder in preußische Dienste, wohnte den Feldzügen bis 1815 bei, stand dann als Major beim 11. Husarenregiment in Münster und erhielt 1826 den erbetenen Abschied als Oberstleutnant. Er starb 12. Jan. 1836 auf seinem Gut Neuenklitsche.

Kattegat, Meerenge zwischen Schweden im O. und Jütland im W., 27,550 qkm (500 QM.) groß und bis 60 m tief, nördlich von den dänischen Inseln, bildet die Verbindung der Nordsee und der Ostsee (mittels des Sundes, des Großen und Kleinen Belts) und gleicht mit den korrespondierenden Aus- und Einbiegungen seiner Küsten der Mündung eines großen Stroms. Es enthält an dem steilen und felsigen schwedischen Gestade viele verborgene und offene Klippen, in der Mitte große Sandbänke, an der niedrigen jütischen Küste viele sandige Striche und Riffe und ist obendrein wegen seiner Stürme und Strömungen verrufen. Das Wasser ist in den obern Schichten schwach salzig wie das in der Ostsee, in den untern Schichten reich an festen Bestandteilen, vornehmlich an Kalk. Das K. wird jährlich von durchschnittlich 20,000 Schiffen der verschiedensten Nationen befahren. S. Karte "Dänemark".

Katten (Chatti, seltener Catti, v. altnord. hattr, angelsächs. haet = pileus, Filzkappe, abzuleiten), german. Volksstamm, welcher zu den Herminonen gehörte, bewohnte das Land zwischen Rhein, Taunus, Werra, Diemel und dem Teil des rheinischen Schiefergebirges, welcher die Wasserscheide zwischen Rhein und Weser bildet. Ihr Hauptort war Mattium (Maden bei Gudensberg an der Eder). Zu den K. gehörten die Mattiaker, welche am Taunus wohnten; von den K. stammten die Bataver und Chattuarier ab, deren Sitze im Rheindelta lagen. Die K. hatten im Vergleich mit andern Völkern abgehärtetere Körper, straffere Glieder, drohendere Gesichtszüge und größere Lebendigkeit des Geistes, waren reicher an Überlegung und Erfindungsgabe, hielten strengere Kriegszucht und folgten und vertrauten mehr den Anordnungen ihrer Häuptlinge. Ihre Hauptstärke war das Fußvolk. Gleich den Römern führten sie auf dem Marsch außer ihren Waffen auch noch Feldgerät und Mundvorrat bei sich, zogen also nicht, wie die andern Germanen, bloß zur Schlacht, sondern zum Krieg. Sie wußten Verschanzungen aufzuwerfen, und in Schlachtreihen geordnet, kämpften sie mutig und ausdauernd. Die Jünglinge schoren Bart und Haupthaar erst nach Erlegung eines Feindes ab. Ein eiserner Ring bezeugte (nach Tacitus) das Gelübde eines Tapfern, von der beschimpfenden Fessel sich durch die Erlegung eines Feindes zu befreien. Solche Ringträger bildeten die ersten Schlachtreihen und eröffneten den Kampf. Der kattische Krieger war ohne eignen Wohnsitz und Ackergut und quartierte sich im Frieden bei andern ein; erst Altersschwäche setzte seinem Kriegsdienst ein Ziel. Drusus fand bei seinem Plan der Unterjochung Germaniens (11 v. Chr.) anfangs an den K. Verbündete und drang durch ihr Land gegen die Cherusker (im Wesergebiet) vor. Denselben Weg nahm Germanicus, um des Varus Niederlage, welche die K. als Bundesgenossen der Cherusker, Brukterer und Marsen mit herbeigeführt hatten, zu rächen (15 n. Chr.), und 16, als er seine Hauptmacht gegen Arminius führte, schickte er seinen Legaten Silius ab, um die K. im Schach zu halten. Aufs neue kämpften die K. gegen die Römer in Obergermanien zur Zeit des Kaisers Claudius, und 51 verloren sie gegen Sulpicius Galba den bei Varus' Niederlage erbeuteten Legionsadler. Darauf gerieten sie mit den benachbarten Hermunduren um heilige Salzquellen an der Werra in Streit und gelobten (so erbittert waren sie gegen den verwandten Stamm), die Feinde nach ihrem Sieg den Göttern zu opfern; besiegt, wurden viele von ihnen an den Altären derselben geschlachtet (59). Doch muß die Macht der K. bald wieder erstarkt sein. 70, zur Zeit des Bataveraufstandes, bedrängten sie in Gemeinschaft mit den Usipetern die römische Kolonie Moguntiacum (Mainz), doch ohne Erfolg. Die Züge, welche Domitian gegen sie unternahm, glichen mehr denen eines feigen Plünderers als einem ernstlichen Krieg; auch fernerhin blieben die K. der Schrecken der Römer. Glücklicher scheinen Trajan und Hadrian gewesen zu