Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

645

Kautzsch - Kaviar.

ein. Er war 1865-81 Abgeordneter seiner Vaterstadt im ungarischen Parlament, 1867 war er Referent der Ausgleichsverhandlungen mit Österreich.

Kautzsch, Emil Friedrich, protest. Theolog, geb. 4. Sept. 1841 zu Plauen, studierte 1859-63 in Leipzig, wurde daselbst 1869 Privatdozent in der theologischen Fakultät, 1871 außerordentlicher Professor, ging 1872 als ordentlicher Professor nach Basel, 1880 in gleicher Eigenschaft an die Universität Tübingen. Unter seinen Veröffentlichungen sind anzuführen: "De Veteris Testamenti locis a Paulo apostolo allegatis" (Leipz. 1869); "Die Echtheit der moabitischen Altertümer geprüft" (mit Socin, Straßb. 1876); "Joh. Buxtorf der ältere" (Basel 1879); "Grammatik des Biblisch-Aramäischen" (Leipz. 1884). Er besorgte auch die 10. und 11. Auflage von Hagenbachs "Encyklopädie und Methodologie" sowie die 24. Auflage von Gesenius' "Hebräischer Grammatik".

Kauz, Vogel, s. Eulen.

Kavalier (franz. Cavalier, v. lat. caballus, "Roß"), ursprünglich Reiter, Ritter; dann Edelmann, Mann von Stande; Herr, besonders als Begleiter, Beschützer einer Dame. Im Festungsbau heißt K. (Katze, Reiter) ein Werk, welches, den Hauptwall überragend, so angelegt wird, daß es die umliegende Gegend zu übersehen und die Batterien des Feindes zu beherrschen im stande ist. Trancheekavaliere sind erhöhte Angriffswerke innerhalb der Laufgräben auf dem Glacis zur Einsicht u. Bestreichung des gedeckten Wegs.

Kavaliere (engl. Cavaliers), während des englischen Bürgerkriegs 1642-49 die Anhänger des Königs, während die puritanischen Anhänger des Parlaments Rundköpfe (Round Heads) genannt wurden.

Kavalierperspektive, s. Perspektive.

Kavalkade (ital.), feierlicher Aufzug zu Pferd, insbesondere derjenige, von welchem der in der Peterskirche gekrönte Papst nach dem Lateran begleitet wurde; dann überhaupt eine Gesellschaft reitender Personen. Im frühern Mittelalter hieß Cavalcatus der Reiterdienst der Vasallen im Krieg.

Kavallerie, s. Reiterei.

Kavanagh (spr. käwwänah), Julia, engl. Schriftstellerin, geb. 7. Jan. 1824 zu Thurles in der irischen Grafschaft Tipperary, Tochter des Linguisten Morgan K., ward in Paris erzogen, kehrte 1844 nach London zurück und begründete durch die Erzählung "Madeleine" (1848, neueste Ausg. 1873; deutsch, Hamb. 1852) ihren litterarischen Ruf. Anmut der Darstellung, Menschenkenntnis und Kraft der Schilderung zeichneten diesen wie viele ihrer folgenden Romane aus, von denen zunächst "Natalie" (1851) und "Daisy Burns" (1853) anzuführen sind. Nach einer längern Reise durch Frankreich und Italien schrieb sie noch eine Reihe von Romanen und Novellen, von welchen nur "Adèle" (1858), "Queen Mab" (1863), "Sybil's second love" (1867), "Sylvia" (1870) und "John Dorrien" (1874) genannt seien; sie wurden meist auch ins Deutsche übersetzt. Außerdem veröffentlichte K. ein Reisetagebuch: "A summer and winter in the two Sicilies" (1858, 2 Bde.), und verschiedene kulturhistorische Werke, wie: "Women in France during the eighteenth century" (1850, 2 Bde.; neue Ausg. 1864), Schilderungen weiblicher Berühmtheiten Frankreichs aus dem 18. Jahrh., und die ähnlichen Bilder des Frauenlebens: "The women of christianity" (1852), "French Women of letters" (1861, 2 Bde.) und "English women of letters" (1862, 2 Bde.). Sie starb 28. Okt. 1877 in Nizza.

Kavaren (Cavari, Cavares), kelt. Völkerschaft in Gallia Narbonensis, nach Strabon in der weidereichen Ebene des linken Rhodanusufers von der Mündung der Isère bis an die der Durunce seßhaft, früh romanisiert. Ihre Hauptstadt war Arausio (Orange).

Kavas, s. v. w. Kawaß.

Kavate (ital., "Grube"), gewölbter Unterbau einer Kirche; in der Fechtkunst eine Parade, wobei man die Klinge des Gegners umgeht, sie belegt und eine Blöße zu gewinnen sucht.

Kavatine (ital., auch Cavata), in der Oper ein lyrisches Sologesangstück, das sich von der Arie durch einfachere, mehr liedmäßige Behandlung unterscheidet, d. h. Textwiederholungen und längere Koloraturen vermeidet und auch nur ein Tempo hat. Die K. ist in der neuen Oper in der Regel eine selbständige Nummer, kam aber früher auch als lyrischer Abschluß eines Recitativs vor.

Kaveling (Kavelin), in Holland bei Versteigerungen zusammengefaßte Partien von Stücken, Dutzenden, Ballen etc. einer Ware.

Kavént (lat.), Bürge, Gewährsmann.

Kavérne (lat.), Höhle, Grotte, Keller; auch Bezeichnung für Höhlenbildungen der Lunge, namentlich solche, welche im Verlauf der Lungenschwindsucht (s. d.) entstehen.

Kaviar (aus dem Türkischen oder Tatarischen), eingesalzener Rogen des Hausen, Stör, Scherg und Sterlett, wird besonders am untern Lauf der Wolga, Emba, des Mius, Don, Dnjepr, Bug und Dnjestr, am Ural, Aralsee, Asowschen und Kaspischen Meer bereitet und namentlich von Astrachan aus in den Handel gebracht. Die bei weitem größte Menge des Kaviars stammt vom Hausen, der bisweilen bis 3 Ztr. Rogen enthält. Der dunkelgraue Rogen wird auf einem Sieb geknetet, damit die Eier durch dessen Maschen hindurchfallen, während Membranen, Fasern und Fett des Eierstockes auf dem Sieb zurückbleiben. Die reinen Eier werden mit 4-6 Proz. feinem Salz gemengt und liefern den teuern flüssigen K. (Ikra). Je großkörniger, lockerer, frischer und je schwächer derselbe gesalzen ist, desto höher wird er geschätzt; aber diese beste Sorte kann nur bei Winterfrost bereitet werden und ist am wenigsten haltbar. Preßkaviar (Pajusnaya) wird mit Salzlake gesalzen, dann in Säcken gepreßt und in Tönnchen gefüllt, die innen mit Leinwand ausgeschlagen sind (daher Serviettenkaviar). In neuester Zeit wird der K. auch in hermetisch verschließbare Blechbüchsen gefüllt, in welchen er sich sehr lange hält. Die Produktion des flüssigen Kaviars beträgt 1/7-1/8 (etwa 500,000 kg) von der des Preßkaviars. Der beste K. ist der russische, besonders der von Astrachan und der aus der Krim. Hauptbestandteile des Kaviars sind Eiweiß und Fett, er ist leicht verdaulich und nahrhaft und wirkt in eigentümlicher Weise anregend und reizend auf den Magen. Er mundet besonders zum Wein; in der Küche benutzt man ihn als Farce für Pasteten und Omeletten und als Zusatz zu feinen Würsten. Bei Tisch figuriert er als Entremet oder als Zuspeise zu gebratenem Fasan etc. In Rußland genießt man ihn hauptsächlich als Vorkost mit Branntwein, bei uns auf Brot, am besten auf geröstetem Weißbrot und ohne Butter. Zwiebeln und Zitronensaft verderben den Wohlgeschmack des guten K. Die Kaviarproduktion hat sich in den letzten Jahren sehr ausgebreitet; abgesehen von dem in Pillau, Magdeburg und Hamburg dargestellten K. aus Elbstören wird auch roter K. (Ketzin) für die Juden aus Hechten, Karpfen, Karauschen, für die ärmern Volksklassen K. aus Zandern, Brassen, Sparusarten und Zärten gewonnen. In Italien bereitet man K. aus dem Rogen der Thunfische, Wolfsbarsche, Brassen, Äschen, welchen