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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kermadekinseln - Kern.

(Klausth. 1857); "Die Rammelsberger Hüttenprozesse am Kommunion-Unterharz" (2. Ausg., das. 1860); "Die Oberharzer Hüttenprozesse" (2. Aufl., das. 1860); "Handbuch der metallurgischen Hüttenkunde" (2. Aufl., Leipz. 1861-65, 4 Bde.); "Leitfaden bei qualitativen und quantitativen Lötrohruntersuchungen" (2. Aufl., Klausth. 1862); "Metallurgische Probierkunst" (Leipz. 1866, 2. Aufl. 1882); "Grundriß der Salinenkunde" (Braunschw. 1868); "Abriß der Thonwarenindustrie" (das. 1871); "Repertorium der technischen Litteratur" (Leipz. 1871); "Grundriß der allgemeinen Hüttenkunde" (das. 1872); "Grundriß der Metallhüttenkunde" (das. 1873, 2. Aufl. 1880); "Grundriß der Eisenhüttenkunde" (das. 1875); "Grundriß der Eisenprobierkunst" (das. 1875). Mit Stohmann bearbeitete er die 3. Auflage von Muspratts "Chemie in Anwendung auf Künste und Gewerbe" (Braunschw. 1873 ff.). Seit 1859 ist K. Mitredakteur der Leipziger "Berg- und hüttenmännischen Zeitung".

Kermadekinseln, kleine Gruppe im Stillen Ozean, nordöstlich von Neuseeland und auf halbem Weg zwischen diesem und dem Tonga-Archipel, besteht aus vier kleinen vulkanischen Inseln: Raoul, Macaulay, Curtis und Esperance, zusammen 55 qkm (1 QM.). Die Vegetation ist neuseeländisch, von Tieren gibt es nur Ratten und einige Landvögel. Die Inseln sind unbewohnt; eine amerikanische Familie, die sich auf Raoul niederließ, wurde durch ein heftiges Erdbeben zur Auswanderung nach Norfolk getrieben. England ergriff im April 1886 Besitz von der Gruppe.

Kerman, pers. Provinz, s. Kirman.

Kermes (Alkermes, Kermeskörner, unechte Kochenille, Grana K.), die getrockneten Weibchen der Kermesschildlaus (Coccus ilicis Fabr.), welche auf der Stecheiche (Quercus coccifera L.) lebt. Die Tierchen saugen sich im März an den Stengeln der Eiche fest und erleiden in diesem Zustand die Begattung. Es entwickeln sich dann die mit einem roten Saft gefüllten 1800-2600 Eier, und Ende Mai findet man diese unter der toten Hülle der bald nach dem Legen zu Grunde gegangenen Mutter. Um diese Zeit wird der K. gesammelt, mit Essig besprengt und getrocknet; er bildet erbsengroße, runde oder zusammengefallene, braune, glatte, glänzende, durch die Anheftungsstelle genabelte Körner und gibt zerrieben ein rotes Pulver. K. enthält denselben Farbstoff wie die Kochenille (Karminsäure), hat aber nur 1/12 des Färbevermögens der letztern; er färbt auch weniger schön, aber echter. Den besten K. liefert die Provence, geringere Sorten Spanien, Italien, Griechenland, der Orient, Algerien und Marokko. K. war schon den Alten bekannt, man bediente sich desselben als erstes Farbebad für die Stoffe, welche in Purpur gefärbt werden sollten. Als die Kunst, tyrischen Purpur zu färben, verloren gegangen war, wurde K. ein wichtiger Ausfuhrartikel für mehrere südliche Länder. Auch im Mittelalter wurde er sehr geschätzt, seit Einführung der Kochenille aber ist er mehr und mehr zurückgedrängt. Man benutzt ihn noch zum Färben von Konditorwaren, Wein, Likör etc. Zum Färben der türkischen Fes, welche namentlich Frankreich nach der Türkei liefert, dient ein Gemisch von Krapp und K.

Kermesbeeren, s. Phytolacca.

Kermeskörner, s. Kermes.

Kermes minerale, Mineralkermes, s. Antimonsulfide.

Kermespflanzen, s. Phytolakkaceen.

Kermesschildlaus, s. Kermes.

Kern, im gewöhnlichen Sprachgebrauch zunächst der oder die härtern Teile im Innern weicher Früchte; in der Botanik verschiedenartige Teile, insofern sie im Innern eines Organs sich befinden und durch härtere, dichtere Beschaffenheit oder wohl auch nur durch abgegrenzte Umrisse von den umgebenden Teilen sich unterscheiden lassen, nämlich: an den Steinfrüchten der Steinkern (s. Frucht), an den Samenknospen der von den Integumenten umgebene Eikern, Nucleus (s. Samenknospe), am Holzkörper der dikotyledonen Bäume und Sträucher das Kernholz (s. Holz), an der Zelle der Zellkern, Nucleus (s. Zelle). - In der Gießerei (s. d.) heißt K. derjenige massive Teil der hohlen Gießformen, der beim Gießen bewirkt, daß sich ihm entsprechend eine Höhlung bildet, und der dem Mantel entgegengesetzt ist. - In der Pferdekunde heißt K. oder Kunde (auch Marke, Bohne, Kennung) die dunkelbraune Vertiefung auf der Reibefläche der Schneidezähne, die als Alterszeichen wohl von gewissem Wert, aber von keiner maßgebenden Bedeutung ist (s. Zähne). Falsche Kunde (Kontermarke), der dunkle Fleck, der zur Täuschung, resp. Nachahmung der natürlichen Kunde mittels roher Schwefelsäure in die Reibefläche der Schneidezähne eingeätzt wird. - In der Weidmannssprache heißt K. das getrocknete Fleisch von nicht jagdbaren Tieren, besonders von Pferden und Rindvieh, das, in Riemen geschnitten, zur Hundefütterung verwendet wird.

Kern, 1) Johann Konrad, schweizer. Staatsmann, geb. 1808 zu Berlingen im Kanton Thurgau, studierte in Berlin, Heidelberg und Paris die Rechte und wurde 1837 Präsident des thurgauischen Obergerichts sowie des Erziehungsrats. Als Frankreich nach dem Straßburger Attentat 1838 vom Schweizer Vorort die Ausweisung Ludwig Bonapartes forderte, verteidigte K. als Vertreter seines Kantons, von welchem eine Gemeinde dem Prinzen das Bürgerrecht erteilt hatte, in der Tagsatzung das Gastrecht, bis die freiwillige Entfernung Bonapartes dem Konflikt ein Ende machte. Von der Tagsatzung 1847/48 zum Mitglied der Revisionskommission ernannt, redigierte K. unter Drueys Beihilfe den Entwurf der neuen Bundesverfassung, wurde nach Einführung derselben Mitglied des schweizerischen Nationalrats, später des Ständerats und von der Bundesversammlung zum Präsidenten des Bundesgerichts gewählt. Nachdem er 1854 als Präsident des eidgenössischen Schulrats das schweizerische Polytechnikum hatte begründen helfen, wurde er im Januar 1857 in der Neuenburger Angelegenheit vom Bundesrat nach Paris gesandt und im November d. J. zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister der schweizerischen Eidgenossenschaft in Frankreich ernannt, welchen Posten er bis 1883 bekleidete. Er veröffentlichte "Souvenirs politiques" (Bern 1887).

2) Hermann, Pädagog, geb. 12. Sept. 1823 zu Jüterbog, studierte seit 1841 in Leipzig Mathematik und Philologie, ward hier durch Drobisch und Hartenstein auch für die Philosophie Herbarts gewonnen, welche auf die Richtung seines künftigen Strebens bestimmend einwirkte, wurde 1846 Lehrer am königlichen Pädagogium zu Halle, 1848 Professor am Gymnasium zu Koburg, wo er 1853-56 die "Pädagogischen Blätter" redigierte, 1861 Direktor der Realschule und der mit ihr verbundenen höhern Töchterschule zu Mülheim a. d. Ruhr und übernahm 1865 das Direktorat der neugegründeten Luisenstädtischen Gewerbeschule in Berlin. Seit 1876 ist er Direktor des Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums zu Berlin. Von seinem Schriften erwähnen wir die Abhandlungen: "De Leibnitii scientia generali" (Halle 1847), "Beitrag