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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kiel; Kielbogen; Kielce; Kieler Busen

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Kiel (Komponist) - Kieler Busen.

Nordostseekanals, Heikendorf und Laboe an der Föhrde als Vergnügungsorte.

K. (wahrscheinlich von dem altsächsischen Wort Kille, was einen sichern Platz für Schiffe bedeutete) kommt schon im 10. Jahrh. unter dem Namen Kyl vor und wird bereits im 11. Jahrh. als Stadt erwähnt. Nachdem die Stadt 1072 von den Slawen zerstört worden, ward sie vom Grafen Adolf II. (gest. 1164) wieder aufgebaut. 1242 erhielt sie das lübische Stadtrecht. Zu Anfang des 14. Jahrh. gab ihr König Christoph II. die Erlaubnis zum Stapel und Seehandel und 1318 Münzgerechtigkeit; das meiste zu ihrem Aufblühen trug aber Graf Adolf IV. bei, welcher nach dem Sieg bei Bornhövede in K. seine Residenz aufschlug. Dessen Sohn Johann I. gründete die Linie Holstein-K. (s. Holstein). Durch ihre Regenten mit vielen Freiheiten ausgestattet, erhob sich die Stadt sehr rasch, und schon 1363 gehörte sie zur Hansa. 1544 kam sie an Herzog Adolf zu Holstein-Gottorp, der sie im Flensburger Teilungsvertrag vom 12. Aug. 1581 an seinen Neffen, König Friedrich II., abtrat. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde sie von den Truppen beider Parteien wiederholt erobert. Herzog Christian begründete 1665 daselbst eine Universität, die seinen Namen trägt. Seit 1721 war K. wieder Residenz der Herzöge von Holstein-Gottorp und Hauptstadt des großfürstlichen (russischen) Anteils von Holstein, bis es 1773 mit dem königlichen Anteil vereinigt wurde (s. Schleswig-Holstein, Geschichte). Geschichtlich merkwürdig ist K. besonders durch den daselbst zwischen Dänemark und Schweden und zwischen Dänemark und Groß-Britannien 14. Jan. 1814 geschlossenen Kieler Frieden, in dem Dänemark Norwegen an Schweden, Schweden dagegen Schwedisch-Pommern an Dänemark abtrat. 1848-50 war K. der Sitz der provisorischen Regierung. Auch der Herzog Friedrich von Augustenburg residierte 1864-66 in K. Vgl. Häseler, Führer durch K. (2. Aufl., Kiel 1875); Prahl, Chronika der Stadt K. (das. 1856); Fick, Mitteilungen aus Kiels Vergangenheit (das. 1867); Volbehr, Beiträge zur Topographie der Stadt K. (das. 1881, Bd. 1).

Kiel, Friedrich, Komponist, geb. 7. Okt. 1821 zu Puderbach a. d. Lahn als der Sohn eines Schullehrers, machte seine Studien in Koburg unter Kummer, wurde darauf von seinem Gönner, dem Fürsten von Wittgenstein-Berleburg, in dessen Hauskapelle angestellt und ging 1843 nach Berlin, wo er unter Dehn mit einer königlichen Unterstützung noch drei Jahre lang seine Studien, namentlich im Kontrapunkt, fortsetzte. Nach beendigter Ausbildung blieb er in Berlin eine Reihe von Jahren als Lehrer und Komponist, aber nur in der Stille und in kleinem Kreise wirkend, bis die 1862 vom Sternschen Gesangverein veranstaltete Aufführung seines "Requiem" ihn mit einem Schlag zur Berühmtheit erhob. Drei Jahre später wurde er zum Mitglied der königlichen Akademie der Künste ernannt, 1867 zum königlichen Professor und 1869 zum Senatsmitglied der Akademie. In demselben Jahr wurde er Kompositionslehrer an der neuerrichteten Hochschule für Musik, nachdem er während der drei vorhergehenden Jahre am Sternschen Konservatorium in gleicher Eigenschaft thätig gewesen war. Er starb 14. Sept. 1885 in Berlin. K. zeigt sich in seinen Kompositionen als Kontrapunktist von hervorragender Bedeutung, ohne jedoch dem formalen Element ein Übergewicht über das geistige einzuräumen; dies gilt nicht allein von seinem oben erwähnten "Requiem", sondern auch von seinen übrigen größern Werken: "Tedeum", "Stabat mater" (1864), "Missa solemnis" (1866), dem Oratorium "Christus" (1874) wie auch von seinen Arbeiten für Kammermusik, unter denen sich eine Violinsonate, ein Klavierquartett, ein Klavierkonzert u. a. auszeichnen. Wie glücklich K. in seinen Kompositionen den künstlerischen Ernst mit einer edlen Popularität zu vereinen weiß, zeigen namentlich seine "Deutschen Reigen" für Klavier und Violine (1870) und seine Walzer für Streichquartett (1880).

Kielbogen, s. Bogen (Fig. 18).

Kielce, Gouvernement und Stadt, s. Kjelzy.

Kieler Busen, eine von den Buchten oder Föhrden der schleswig-holsteinischen Ostseeküste, erstreckt sich auf der Grenze der Herzogtümer Schleswig und Holstein auf eine Länge von 18 km in das Land hinein und besteht aus zwei Teilen. Der äußere Teil hat zwischen dem Leuchtturm von Bülk und der Kolberaer Heide eine Breite von 7 km, verengert sich aber bei Friedrichsort zu einer nur 1200 m breiten Seeenge, mit welcher der innere Teil, der eigentliche Hafen von Kiel, der schönste und beste an der deutschen Ostseeküste, beginnt. Derselbe ist 9 km lang, erweitert sich wieder bis auf beinahe 3000 m und läuft im Hintergrund in einen schmalen Streifen aus. Die Tiefe desselben beträgt in dem erweiterten Becken 12-16 m, bei Kiel immer noch 8-10 m und ist selbst vielfach am Rand so bedeutend, daß Schiffe bis an das Ufer gelangen können. Auf der westlichen Seite mündet in den Busen zwischen Bellevue und Holtenau der Nord-Ostseekanal, auf der östlichen, unweit Neumühlen, die durch ihr herrliches Thal bekannte Schwentine. Gegenwärtig ist der K. B. zugleich Kriegshafen

^[Abb.: Karte der Umgebung von Kiel.]