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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kiffhäuser - Kilikien.

gungen, welche schon Peter d. Gr. 1706 zu bauen anfing, bestehen aus einer Citadelle mit mehreren Lünetten und einer etwas über 6 km langen Linie besonderer Befestigungen, bombenfesten Kasernen und ebensolchem Hospital, die mit dem andern Ufer durch eine eiserne und eine Kettenbrücke verbunden sind. Nach N. erstrecken sich große Wälder und Sümpfe, die für ein größeres Armeekorps unpassierbar sind, so daß K. ein wichtiger strategischer Punkt ist. Außerdem dient es als Hauptstapelplatz für Kriegsmaterial, Vorräte, Zeughäuser etc. In K. rastete Katharina II. mehrere Wochen auf ihrer berühmten Reise in die Krim 1787.

Kiffhäuser, Berg, s. Kyffhäuser.

Kilar (türk., "Keller"), der Ort, wo die Getränke des Sultans bereitet und aufbewahrt werden.

Kilardschi Baschi (türk.), der Oberschenk am Hof des Sultans, mit der Aufsicht über den Kilar (s. d.).

Kilarket-Muda, der Beamte am türkischen Hof, welcher die Aufsicht über die Köche führt.

Kilauea, Vulkan auf der Ostküste der Insel Hawai, eigentlich nur ein durch wiederholte Einstürze der Bergkruste gebildetes, 200 m tiefes Becken, welches von steilen Lavabänken umschlossen und zum Teil von häufig ihre Stelle wechselnden Lavaseen erfüllt wird. Die Thätigkeit des K. ist eine außerordentliche, doch ist ein Austreten von Lavaströmen über die Wände seit langer Zeit nicht mehr vorgekommen. Merkwürdig sind die haarförmigen Schlacken, Peles Haar genannt, entstanden durch massenhaft aufsteigende, mit zäher Lava umhüllte Wasserbläschen. Seit einigen Jahren ist der K. Ziel zahlreicher Touristen geworden, daher an seinem Ostrand bereits ein Wirtshaus, das Volcano House, entstanden ist.

Kilch, Fisch, s. Renke.

Kildare (spr. -déhr), Binnengrafschaft in der irischen Provinz Leinster, 1693 qkm (30,75 QM.) groß mit 1851: 95,723, 1881: 75,804 Einw. (wovon 87 Proz. Katholiken). K. bildet einen Teil der Zentralebene Irlands und wird vom Liffey und dem Barrow bewässert und vom Grand und Royal Canal durchschnitten. Den Nordosten nimmt das große Torfmoor (bog) von Allen ein. Vom Areal kommen 29 Proz. auf Ackerland, 56 Proz. auf Weiden, 1,7 Proz. auf Wald und 0,2 Proz. auf Gewässer. Haupterwerbszweige sind Ackerbau und Viehzucht, besonders Schaf- und Rinderzucht. Viehstand 1880: 13,797 Pferde, 92,249 Rinder, 117,770 Schafe, 12,936 Schweine. In industrieller Hinsicht ist nur Flachsfabrikation zu erwähnen. Hauptstadt ist jetzt Naas.

Kildare (spr. -déhr), ehemals eine bedeutende Stadt in der gleichnamigen irischen Grafschaft, jetzt mit nur 2091 Einw., den Ruinen einer Kathedrale und einer Abtei und einem 40 m hohen Rundturm, liegt inmitten des Curragh (s. d.) von K.

Kilderkin, engl. Biermaß, = 0,33 Hogshead = 2 Firkin.

Kilëi, türk. Bezeichnung für Hektoliter.

Kilia, der nördlichste Mündungsarm der Donau (s. d., S. 54). An demselben liegt die zu Russisch-Bessarabien gehörige Stadt K. mit Flußhafen, lebhaftem Handel und Fischerei und (1884) 9079 Einw. Dieselbe wurde 15. Okt. 1790 von den Russen eingenommen und im Juli 1854 von der englisch-französischen Flotte bombardiert. Sie kam 1878 im Berliner Vertrag an Rußland.

Kilian, Heiliger, der Apostel der Franken, ein Schotte, verließ mit zwölf Gefährten sein Vaterland, ließ sich vom Papst zum Bischof der zu bekehrenden Heiden ernennen und begab sich nach Ostfranken, wo er um 690 zu Würzburg predigte, nach der Legende aber, da er die Ehe des von ihm getauften Herzogs Gozbert mit seines Bruders Witwe für blutschänderisch erklärte, samt seinen Gefährten ermordet wurde. Würzburg verehrt ihn als seinen ersten Bischof; sein Tag ist der 8. Juli.

Kilian, 1) Kupferstecherfamilie zu Augsburg, welche zahlreiche Arbeiten meist handwerksmäßiger Art lieferte. Lukas, geb. 1579 zu Augsburg, gest. 1637 daselbst, war Schüler von D. Custos, bildete sich in Venedig weiter aus und stach meist nach italienischen Malern. Sein Bruder Wolfgang, geb. 1581 zu Augsburg, gest. 1662 daselbst, bildete sich ebenfalls in Italien und stach nach venezianischen Meistern, malte daneben aber auch zahlreiche Porträte. Der bedeutendste der Familie ist Wolfgangs Sohn Bartholomäus, geb. 1630 zu Augsburg, gest. 1696 daselbst, der bei dem Vater, dann bei Merian und Poilly lernte. Er war einer der besten Stecher seiner Zeit, namentlich in Porträten, in welchen er Kraft, malerische Weichheit und sorgfältige Behandlung vereinigte. Auch sein Bruder Philipp, geb. 1628 zu Augsburg, gest. 1693 daselbst, war ein guter Stecher. Der späteste der Familie ist Philipp Andreas, geb. 1714 zu Augsburg. Er arbeitete namentlich für das Dresdener Galeriewerk und unternahm den Stich einer Bilderbibel, die 130 biblische Darstellungen großer Meister im kleinen enthält. Er starb 1759.

2) Hermann Friedrich, Mediziner, geb. 5. Febr. 1800 zu Leipzig, studierte in Wilna, Leipzig, Würzburg, Göttingen und Edinburg, ward dann in Petersburg Professoradjunkt der Chemie, später der Physiologie und Pathologie an der medizinischen Akademie und Arzt am Artilleriehospital. 1828 folgte er einem Ruf als Professor der Geburtshilfe nach Bonn. Er starb 7. Aug. 1863 im Bad Liebenstein. K. lieferte sehr sorgfältige Untersuchungen über das Wesen der Knochenerweichung (Osteomalacie, von K. Halisteresis genannt) und die dadurch entstandenen Deformitäten des weiblichen Beckens; auch ist das durch sogen. Wirbelschiebung (Dislokation des letzten Lendenwirbels nach vorn) verunstaltete und verengerte Becken durch ihn zuerst bekannt geworden. Er schrieb: "Beiträge zu einer genauern Kenntnis der allgemeinen Knochenerweichung der Frauen" (Bonn 1829); "Die Operationslehre für Geburtshelfer" (das. 1834 bis 1835, 2 Tle.; 2. Aufl. 1842-56); "Die Geburtslehre" (Frankf. 1839-42; 2. Aufl. 1847-52, 3 Bde.); "Schilderung neuer Beckenformen" (Mannh. 1854); "Das halisteretische Becken in seiner Weichheit und Dehnbarkeit während der Geburt" (Bonn 1857).

Kiliar (franz. kiliare) = 1000 Ar, wofür gewöhnlich 10 Hektar gesagt wird.

Kilidsch-Arslan, 1) K. I., Sohn Solimans, Sultan der Seldschukken von Ikonion (Kunije) seit 1086, wurde 1097 beim Versuch, Nikäa zu entsetzen, von den Kreuzfahrern geschlagen und erlitt noch eine zweite Niederlage im Juli bei Doryläon. Er starb 1107.

2) K. II., seit 1155 Sultan, schloß mit Friedrich I., Rotbart, 1189 ein Bündnis und versprach freien Durchzug und Lieferung von Lebensmitteln für dessen Kreuzheer, wurde aber von einem seiner Söhne, Kotboddin, gestürzt, der feindselig gegen die Christen auftrat, jedoch 18. Mai 1190 bei Ikonion besiegt wurde. K. erneuerte nun den Bund mit Friedrich und starb 1192.

Kilikien (Cilicia), im Altertum Name der südöstlichsten Landschaft Kleinasiens, welche, etwa das heutige Paschalik Adana umfassend, von Syrien