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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kimberley - Kimon.

Derby unweit der Mündung des Fitzroy in den Kingsund, mit gutem Hafen.

Kimberley (spr. kimmberli), John Wodehouse, Graf von, brit. Staatsmann, geb. 7. Jan. 1826, studierte in Oxford und folgte 1846 seinem Großvater als dritter Baron Wodehouse. Er wurde unter dem Ministerium Aberdeen 1852 Unterstaatssekretär der auswärtigen Angelegenheiten und behielt dies Amt auch unter Palmerston bis 1856, in welchem Jahr er als britischer Botschafter nach Petersburg ging. 1858 zurückberufen, erhielt er in Palmerstons zweitem Ministerium seinen alten Posten wieder und behauptete ihn bis 1861. Im J. 1863 war er in der schleswig-holsteinischen Angelegenheit mit einer speziellen Sendung an die nordischen Höfe beauftragt. In Lord Russells zweitem Ministerium war er vom Oktober 1864 bis Juli 1866 Lord-Statthalter von Irland, in Gladstones Ministerium vom Dezember 1868 bis Juli 1870 Siegelbewahrer, von da ab bis zum Februar 1874 Kolonialminister, welches Amt er im April 1880 in Gladstones zweitem Ministerium zum zweitenmal übernahm, aber 1882 mit dem Ministerium für Indien vertauschte. 1885 trat er mit Gladstone zurück. Zum Grafen von K. ward er bei seinem Rücktritt von der irischen Statthalterschaft 1866 erhoben.

Kimbern, Volk, s. Cimbern.

Kimchi, 1) Joseph, der erste jüd. Gelehrte, welcher in christlichen Ländern (Provence) eine hebräische Grammatik verfaßte (um 1150-70) und sich als Übersetzer und rationeller Schrifterklärer (Sprüche Salomonis, Hohelied u. a.) Verdienste erwarb. Vgl. Bacher, J. K. et Aboulwalid (Par. 1883).

2) Moses, war in gleicher Weise wie der Vater, dem er an Gediegenheit nachstand, thätig. Verfasser einer hebräischen Grammatik, welche unter dem Titel: "Liber viarum linguae sanctae" (Par. 1520; mit lat. Übersetzung von Seb. Münster, Basel 1531; mit der Erklärung des Elias Levita und Noten von Konst. Lempereur, Leid. 1631 u. öfter) erschien, und synagogaler Gedichte.

3) David (abgekürzt Rdak, d. h. Rabbi David K.), der berühmteste Sproß der Familie K., als Grammatiker, Lexikograph und Exeget noch heute hochgeschätzt, geboren um 1160 zu Narbonne. Außer seinen Bibelerklärungen zur Genesis, Chronik, zu den Propheten und den Psalmen schrieb er eine Grammatik: "Michiol" (Vened. 1545, Leid. 1631 u. Fürth 1793), ein hebräisches Wörterbuch: "Sefer haschoraschim" (Wurzelwörterbuch), das nach ältern Drucken (Neapel 1490, Vened. 1529 u. 1552) von Lebrecht und Biesenthal (Berl. 1838-48, 2 Tle.) neu herausgegeben wurde. Neuerdings wurde eine kleine Schrift Kimchis unter dem Titel: "Et sofer", welche über Massora und Accente handelt (Lyck 1864), und sein Psalmenkommentar von Schiller-Szinessy (Cambridge 1885) herausgegeben. Kimchis grammatisches System ward bekämpft von dem Katalonier Profiat Duran, genannt Efodi, um 1400 lebend. Vgl. Tauber, David K. als Grammatiker (Bresl. 1867).

Kimm (Kimmung), im Seewesen der sichtbare Horizont; die krumme Linie des Überganges vom Boden zu den Seiten des Schiffskörpers, welche auf den Außenplanken, bez. -Platten konvex und mittschiff am meisten gekrümmt ist.

Kimme (in Österreich Grinsel), scharfe Vertiefung oder Erhöhung, besonders dreieckiger Einschnitt im Visier der Handfeuerwaffen und Geschütze, durch dessen untere scharfe Spitze über das Korn die Richtung genommen wird; s. Visier.

Kimmeridgeschichten, s. Juraformation.

Kimmerier (Cimmerii), fabelhaftes Volk, das Homer in den äußersten Westen am Ozean versetzt und ewig in Finsternis und Nebel eingehüllt sein läßt, daher kimmerische Finsternis. Die historischen K., ein nomadisches Reitervolk an der Nordküste des Schwarzen Meers, fielen, von Skythen aus ihren Sitzen vertrieben, zu Anfang des 7. Jahrh. v. Chr. in Kleinasien ein und plünderten um 650 Sardes, belagerten Ephesos und zerstörten Magnesia, bis sie durch Alyattes von Lydien aufgerieben wurden. Die Taurier auf der Krim sind wahrscheinlich sitzen gebliebene Reste der K.

Kimmerischer Bosporus, s. Bosporus.

Kimmstück, s. Schiff.

Kimmtiefe, der Winkel, um welchen das über den Meereshorizont erhöhte Auge die Höhe eines Gestirns zu hoch mißt.

Kimmung, s. Luftspiegelung; auch s. v. w. Kimm.

Kimolos (bei den Seefahrern Argentiera), eine der Kykladen, zur Eparchie Milos gehörig, zwischen Milos und Siphenos gelegen, meist kahl, ohne Quellen und wenig angebaut, 42 qkm groß mit (1879) 1337 Einw. Berühmt ist die kimolische Erde, ein Seifenthon, der, wie im Altertum, noch heute zum Waschen, Walken und Baden benutzt wird. Auch trefflicher weißer Baustein wird ausgeführt, dagegen nicht mehr, wie im Mittelalter, Silber gefunden. Die Reste der antiken Stadt K. liegen auf einer heute von der Insel fast getrennten Klippe im SO.

Kimon, 1) Sohn des Stesagoras und Vater des Miltiades, ward unter Peisistratos aus Athen verbannt, dann zurückgerufen, aber von den auf seine in den Olympischen Spielen gewonnenen Siege eifersüchtigen Söhnen des Tyrannen ermordet.

2) Enkel des vorigen, Sohn des Miltiades und der thrakischen Fürstentochter Hegesipyle, einer der ausgezeichnetsten Feldherren und einflußreichsten Staatsmänner seiner Zeit. K. verlebte eine traurige Jugend, da sich wegen der Strafschuld von 50 Talenten, die sein Vater nicht bezahlen konnte, die Atimie auf ihn forterbte, bis er durch die Verbindung seiner Halbschwester Elpinike mit dem reichen Kallias die Summe erhielt. Aber das Unglück hatte ihn geläutert: er entsagte dem frühern leichtsinnigen Leben, und in den Kämpfen gegen Xerxes gelang es ihm, sich durch Beweise von Mut und kriegerischen Talenten die Achtung des Volkes und die Freundschaft des Aristeides, dem er durch Wahrheitsliebe und Rechtlichkeit verwandt war, zu erwerben. Beide wurden nach der Schlacht bei Mykale 479 v. Chr. an die Spitze der attischen Flotte gestellt und erwarben sich das Verdienst, die mit den Lakedämoniern unzufriedenen Bundesgenossen für Athen und damit diesem die Hegemonie zu gewinnen. K. brachte die Feste Eion in seine Gewalt, eroberte die durch Seeräuberei ihrer Bewohner berüchtigte Insel Skyros und brachte von da die Gebeine des Theseus nach Athen. 465 errang er den berühmten Doppelsieg am Eurymedon, indem er die Flotte und das Landheer der Perser vernichtete und auch noch eine zu Hilfe eilende phönikische Flotte zerstreute, eroberte den thrakischen Chersones und unterwarf 462 das 464 abgefallene Thasos wieder. Er stand nun im vollen Glanze seines Ruhms und war der mächtigste Mann in Athen seit Themistokles' Verbannung und Aristeides' Tod. Durch weise Mäßigung suchte er im Innern und nach außen Athens Macht zu kräftigen und den Bund mit den übrigen Hellenen, namentlich mit Sparta, aufrecht zu erhalten. Die demokratische Partei suchte ihn durch alle Mittel zu stürzen, indem sie ihn wegen