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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kind; Kindai; Kindbett; Kindbettfieber

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Kind (Personenname) - Kindbettfieber.

eine ganz allmählich steigende Abhärtung sind die Hauptmomente der physischen Erziehung des Kindes. Die weitere Entwickelung des Kindes s. Alter. Vgl. auch die folgenden Artikel: Kindergärten, Kinderheilstätten, Kinderkrankheiten, Kinderschutz etc., ferner Bednar, Kinderdiätetik (Wien 1857); Fürst, Das K. und seine Pflege (2. Aufl., Leipz. 1877), Krug, Die Kindererziehung für das erste Lebensjahr (2. Aufl., das. 1884); Ploß, Das K. in Brauch und Sitte der Völker (2. Aufl., das. 1884); Preyer, Die Seele des Kindes (2. Aufl., das. 1884).

Kind, 1) Johann Friedrich, Dichter und Schriftsteller, geb. 4. März 1768 zu Leipzig, studierte daselbst Rechtswissenschaften, ließ sich 1793 als Rechtsanwalt in Dresden nieder, entsagte aber 1814 der juristischen Praxis, um sich ungestört seiner schriftstellerischen Thätigkeit widmen zu können. Er starb 25. Juni 1843 in Dresden. Unter seinen belletristischen Arbeiten fanden seine Novellen und Erzählungen bei ihrer plattromantischen Darstellungsweise, wie: "Natalia" (Züllichau 1802-1804, 3 Bde.), "Leben und Liebe Rynos und seiner Schwester Minona" (das. 1805, 2 Bde.), "Malven" (das. 1805, 2 Bde.), "Tulpen" (das. 1806-10, 7 Bde.), "Die Harfe" (das. 1814-19, 8 Bde.), "Lindenblüten" (das. 1819, 4 Bde.) u. a., vielen Beifall. Auch von seinen dramatischen Dichtungen ("Theaterschriften", Leipz. 1821-27, 4 Bde.) hielten sich einige, wie "Wilhelm der Eroberer", "Van Dycks Landleben" etc., längere Zeit auf der Bühne. Am meisten Glück aber machten seine Operntexte: "Das Nachtlager von Granada" (von Kreutzer komponiert), "Der Holzdieb" (Musik von Marschner) und besonders der durch M. v. Webers Musik unsterblich gemachte "Freischütz" (mit Briefen des Komponisten herausgegeben, Leipz. 1843). 1815 gab K. Beckers "Taschenbuch zum geselligen Vergnügen" heraus; 1817-26 besorgte er mit Winkler (Th. Hell) die Redaktion der "Abendzeitung", später auch eine Zeitlang die der "Dresdener Morgenzeitung". Kinds "Gedichte" (Leipz. 1808, 5 Bde.; 2. Aufl., das. 1817 bis 1825) trugen durchaus das Gepräge schwächlicher Nach- und Anempfindung, welches nahezu allen Dichtern des Dresdener Abendzeitungskreises eigen war.

2) Karl Theodor, neugriech. Philolog, geb. 7. Okt. 1799 zu Leipzig, studierte daselbst die Rechte, ließ sich 1824 als Advokat nieder, war 1835-46 Mitglied der Juristenfakultät, dann mit dem Titel Justizrat bis 1856 Mitglied des Spruchkollegiums und starb 7. Dez. 1868 in Leipzig. Neben der juristischen Praxis beschäftigte ihn seit 1821 insbesondere das Studium der neugriechischen Sprache, um deren allgemeine Kenntnis er sich wesentlich verdient gemacht hat. Von seinen hierher gehörigen Schriften nennen wir: "Neugriechische Volkslieder im Original und mit deutscher Übersetzung" (Grimma 1827); "Neugriechische Chrestomathie" (Leipz. 1835); des Alex. Sutsos "Panorama Griechenlands", mit grammatischen Erklärungen und einem Wörterbuch (das. 1835); "Geschichte der griechischen Revolution" (das. 1833, 2 Bde.); "Handwörterbuch der deutschen und neugriechischen Sprache" (das. 1841); "Neugriechische Anthologie" (das. 1844); "Neugriechische Volkslieder" (das. 1849) und "Anthologie neugriechischer Volkslieder" (das. 1861).

3) Karl Gotthelf, Techniker, geb. 7. Juni 1801 zu Linde bei Freiberg in Sachsen, war mit 13 Jahren Bergarbeiter, beteiligte sich zu Anfang der 20er Jahre an Bohrversuchen bei Pegau und an einigen andern Orten und stellte als Bohrmeister in Stotternheim bei Erfurt unter den größten Schwierigkeiten zwei Bohrlöcher her. 1835 unternahm er die ersten Seilbohrversuche nach der Methode der Chinesen. Seit 1836 arbeitete er in Luxemburg, erreichte bei Cessingen die größte damals bekannte Tiefe von 535 m und wandte bei Echternach an der Sauer zuerst hölzerne Bohrstangen und Freifallbohrer an. 1848 faßte er die Idee, sein verbessertes Bohrverfahren zum Abteufen sehr weiter, fahrbarer Bohrlöcher (Schächte) zu verwenden, und erzielte in Schöneken bei Forbach mit einem 4,15 m weiten Bohrloch die günstigsten Erfolge. In der Folge führte er mit Chaudron nach einem verbesserten Verfahren mehrere sehr weite Bohrungen aus. 1855-61 erbohrte er einen artesischen Brunnen in Passy bei Paris, der pro Stunde 1300 cbm Wasser lieferte. Seit 1868 lebte K. zurückgezogen auf seinem Gute "die goldene Bremm", am Fuß der Spicherer Höhen, und starb hier 9. März 1873. Seine durchgreifendsten Verbesserungen und Erfindungen waren: das Bohren mit hölzernen Stangen, der Freifallbohrer, der Erweiterungs- oder Nachnahmebohrer, Versicherungen, durch welche vorkommende Bohrerbrüche sogleich erkannt und mit zu Tage gefördert werden können, Schachtbohrer und Mittel zur Wasserdichtmachung der abgebohrten Schächte. Er schrieb: "Anleitung zum Abteufen der Bohrlöcher" (Luxemb. 1842).

Kindai, s. Liquidambar.

Kindbett, s. Wochenbett.

Kindbettfieber (Puerperalfieber, Febris puerperalis), eine schnell verlaufende, sehr gefährliche Krankheit der Wöchnerinnen, welche zu den Wund- oder Ansteckungskrankheiten gerechnet werden muß. Das K. kommt zeitweise in epidemischer Verbreitung, seltener in vereinzelten Fällen vor und sucht namentlich die Entbindungsanstalten heim, um so mehr, je größer und je mehr sie belegt sind. Die Ursache des Kindbettfiebers besteht in der Ansiedelung niederster pflanzlicher Organismen (Mikrokokken) auf der bei der Entbindung entstehenden großen Wundfläche der Gebärmutter und im Übertritt derselben in das Blut der Mutter. Diese mikroskopisch kleinen Pilze werden niemals durch die Luft allein, sondern stets durch Untersuchungen und Operationen mit unreinen Fingern und Instrumenten in die zur Aufnahme vorbereiteten Geschlechtsteile eingeführt. Je nach der Stelle, an welcher sich die Keime ansiedeln, und nach der Heftigkeit, mit welcher sie am eigentlichen Erkrankungsherd selbst und dann in der Blutbahn ihre Zersetzungen einleiten, ist der Verlauf bald ein leichterer, bald ein schwererer oder unter stürmischem Fieber und nervösen Anfällen rasch zum tödlichen Ende führend (Prämie). Beschränken sich die Veränderungen auf die Wundfläche im Innern der Gebärmutter, welche nach jeder Entbindung zurückbleibt, so entsteht eine Endometritis puerperalis, welche sich von einfacher Eiterabsonderung zu diphtherischer oder brandiger Entzündung, Jauchebildung und allgemeiner Blutvergiftung steigern kann. Hat die Wand der Gebärmutter sich beteiligt, so liegt eine Metritis vor, sind die Fettgewebslagen zwischen den Platten der breiten Mutterbänder Hauptsitz, so besteht Parametritis, Vorgänge, die ebenfalls von entzündlichen Schwellungen zu Eiter- und Jauchebildung schwanken können und allgemein in das Gebiet der Phlegmonen (s. d.) gehören. Am meisten gefürchtet ist die Entzündung des Bauchfellüberzugs der Gebärmutter, weil sie sich überaus leicht zu einer allgemeinen Bauchfellentzündung (s. d.) ausbreitet. Bei allen diesen Formen pflegen sich die Eileiter und die Eierstöcke selbst in verschiedenem Grad zu beteiligen.