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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kirchhoffs Gesetze der elektrischen Stromverzweigung; Kirchhörde; Kirchhundem; Kirchmann; Kirchmesse; Kirchner

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Kirchhoffs Gesetze etc. - Kirchner.

"Erfurt im 13. Jahrhundert" (Berl. 1870); "Beiträge zur Bevölkerungsstatistik von Erfurt" (Erf. 1871); "Schulgeographie" (7. Aufl., Halle 1887); "Thüringen doch Hermundurenland" (Leipz. 1882); "Volapük. Hilfsbuch zum schnellen und leichten Erlernen dieser Weltsprache" (1.-3. Aufl., Halle 1887). Seit 1885 gibt er unter Mitwirkung von Fachgelehrten ein umfangreiches Handbuch der Erdkunde: "Unser Wissen von der Erde" (Leipz. u. Prag), heraus. Auch bearbeitete er die 5. und 6. Auflage von Peschels "Völkerkunde" (Leipz. 1881 u. 1885) und veröffentlichte "Rassenbilder" (Kassel 1883, 12 Tafeln); "Charakterbilder zur Länderkunde" (mit A. Supan, das, 1884).

Kirchhoffs Gesetze der elektrischen Stromverzweigung bilden eine Erweiterung des Ohmschen Gesetzes (s. d.), welche die Anwendung des letztern auch dann gestatten, wenn der Stromkreis einer galvanischen Batterie nicht durch eine einfache Leitung gebildet wird, sondern in beliebiger Weise verzweigt ist. Diese Gesetze sind folgende zwei: 1. An jeder Verzweigungsstelle ist die algebraische Summe der Stromstärken gleich Null, wenn man die gegen den Verzweigungspunkt hinfließenden und die von ihm wegfließenden Ströme mit entgegengesetzten Zeichen nimmt. 2. In jedem geschlossenen Stromkreis, der durch die Verzweigung gebildet wird, ist die Summe der elektromotorischen Kräfte gleich der Summe der Produkte aus den Stromstärken und den Widerständen der einzelnen Strecken. - Über Kirchhoffs Gesetz in der Optik s. Absorption, S. 63.

Kirchhörde, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, Landkreis Dortmund, hat eine evang. Kirche, Steinkohlenbergbau und (1885) 7804 meist evang. Einwohner.

Kirchhundem, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Olpe, an der Hundem, einem Zufluß der Lenne, hat eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, Eisenwerke und (1885) 4200 Einw.

Kirchmann, Julius von, publizistischer und philosoph. Schriftsteller, geb. 5. Nov. 1802 zu Schafstädt bei Merseburg, studierte die Rechte zu Leipzig und Halle, wurde 1828 Gerichtsassessor in Naumburg, 1834 Kriminalrichter in Halle, 1835 Gerichtsdirektor in Querfurt und 1846 erster Staatsanwalt bei dem Berliner Kriminalgericht. Seit 1848 fungierte er in gleicher Wirksamkeit bei dem Kammergericht zu Berlin und wurde hier zum Abgeordneten in die preußische Nationalversammlung gewählt. Er nahm seinen Sitz im linken Zentrum, wurde aber bald als Vizepräsident des Appellationsgerichts nach Ratibor versetzt, womit sein Mandat erlosch. Im Juli 1848 erschien er, von dem Kreis Tilsit gewählt, wieder in der Nationalversammlung und fungierte bei dem Antrag auf Steuerverweigerung als Berichterstatter. Wegen Ablehnung der Anklage gegen den Frankfurter Abgeordneten Grafen Reichenbach wurde er 1850 einem Disziplinarverfahren unterworfen; von 1856 bis 1863 beurlaubt, blieb er bis 1867 in seiner Stellung zu Ratibor. Ein Vortrag im Berliner Arbeiterverein über die Notwendigkeit der Bevölkerungseinschränkung gab, als gegen die sittlichen Prinzipien verstoßend, die Veranlassung zu seiner disziplinarischen Amtsentsetzung ohne Pension. K. lebte seitdem in Berlin, teils philosophischen Studien, teils politischer Thätigkeit als Abgeordneter zum preußischen Landtag und deutschen Reichstag sich widmend. Er starb 20. Okt. 1884. Seine schriftstellerische Thätigkeit galt ursprünglich der Jurisprudenz, in deren Kreisen das Pamphlet: "Die Wertlosigkeit der Jurisprudenz als Wissenschaft" (1.-6. Aufl. Berl. 1848) besonderes Aufsehen machte. Als philosophischer Schriftsteller trat K. mit einer "Philosophie des Wissens" (Berl. 1864, Bd. 1) sowie einer anregenden Schrift: "Über Unsterblichkeit" (das. 1865), und einer "Ästhetik auf realistischer Grundlage" (das. 1868, 2 Bde.) auf. Grundlage derselben ist ein Realismus, welcher im Gegensatz zum Idealismus am Realen, im Gegensatz zum Materialismus am Idealen, im Gegensatz zur Identitätsphilosophie am Unterschied zwischen Wissen und Sein festhält, zwischen welch letztern die (sinnliche) Wahrnehmung und das daran sich anschließende Denken die Brücke bilden soll. Als Herausgeber der unter dem Titel: "Philosophische Bibliothek" seit 1868 erschienenen Sammlung der Hauptwerke der Philosophen alter und neuer Zeit hat K. Schriften von Aristoteles, Bacon, Grotius, Hume, Leibniz und Spinoza übersetzt und kommentiert und besonders eine Ausgabe der Werke Kants mit Erläuterungen (8 Bde.) veröffentlicht. Auch übersetzte er Hobbes "De cive" (Leipz. 1873). Von seinen kleinern Schriften sind noch zu erwähnen: "Die Grundbegriffe des Rechts und der Moral" (Leipz. 1873); "Katechismus der Philosophie" (das. 1877, 2. Aufl. 1881); "Zeitfragen und Abenteuer" (das. 1881); "Die Lehre vom Wissen als Einleitung in das Studium der Philosophie" (4. Aufl., Heidelb. 1886); mehrere Vorträge ("Über die Wahrscheinlichkeit", Leipz. 1878; "Die besondere Natur des öffentlichen Rechts", Berl. 1881; "Über den Kommunismus in der Natur", 3. Aufl., Leipz. 1882). Vgl. Lasson und Meineke, J. H. v. K. als Philosoph (Halle 1885).

Kirchmesse (Kirmes), s. Kirchweihe.

Kirchner, 1) Theodor, Komponist, geb. 9. Dez. 1823 zu Neukirchen bei Chemnitz; erhielt seine musikalische Ausbildung am Leipziger Konservatorium, dessen erster Schüler er war, bekleidete dann bis 1862 eine Organistenstelle in Winterthur, war die folgenden zehn Jahre als Dirigent der Abonnementskonzerte und Lehrer an der Musikschule in Zürich thätig und erhielt nach einjährigem Aufenthalt in Meiningen (1872-73) das Direktorium der neugegründeten Musikschule zu Würzburg übertragen, von welcher Stellung er jedoch schon 1876 zurücktrat, um nach Leipzig überzusiedeln. Seit 1883 hat er seinen Wohnsitz in Dresden. In seinen Kompositionen, meist Liedern und kleinern Klavierstücken, zeigt er sich als ein exklusiver Anhänger Rob. Schumanns und konnte bei den Verehrern dieses Meisters um so reichern Beifall finden, als es ihm, wenn auch an Originalität, so doch keineswegs an tonsetzerischem Geschick und Innigkeit der Empfindung mangelt.

2) Friedrich, philosoph. Schriftsteller, geb. 1. Mai 1848 zu Spandau, studierte in Halle und Berlin Theologie, Philosophie und Geschichte, leitete dann zwei Jahre lang das Studentenkonvikt Johanneum zu Berlin und fand als Gymnasiallehrer in Berlin Anstellung. Seine philosophischen Schriften sind: "De deo omnipraesenti eodemque personali" (1873); "Über Freiheit des Willens" (Halle 1874); "Leibniz' Stellung zur katholischen Kirche" (Berl. 1874); "Leibniz' Psychologie" (Köth. 1875); "G. W. Leibniz, sein Leben und Denken" (das. 1876); "Katechismus der Geschichte der Philosophie" (Leipz. 1877, 2. Aufl. 1884); "Der Mangel eines allgemeinen Moralprinzips in unsrer Zeit" (Berl. 1877); "Die Hauptpunkte der Metaphysik" (Köth. 1880); "Katechismus der Sittenlehre" (Leipz. 1881); "Katechismus der Logik" (das. 1881); "Über das Grundprinzip des Weltprozesses" (Köth. 1882); "Katechismus der Psychologie" (Leipz. 1883); "Diätetik des Geistes"