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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kirschmyrte - Kischm.

Die Blätter schmecken bitter gewürzhaft und riechen nach dem Zerreiben bittermandelartig. Sie geben bei der Destillation mit Wasser ein Destillat, welches Bittermandelöl (Benzaldehyd) und Blausäure enthält. Die unverletzten frischen Blätter enthalten keine Spur von diesen Körpern, sondern wahrscheinlich Amygdalin, welches bei der Verletzung des Gewebes durch einen fermentartigen Körper zersetzt wird. Das durch Destillation von 12 Teilen frischer Blätter mit 36 Teilen Wasser und einem Teil Spiritus gewonnene Kirschlorbeerwasser (Aqua lauro-cerasi, 10 Teile) ist etwas trübe, riecht und schmeckt bittermandelartig und wird wie Bittermandelwasser benutzt. Mit den Blättern würzt man in der Küche Milchspeisen etc.

Kirschmyrte, Pflanzengattung, s. Eugenia.

Kirschner, Aloysia, unter dem Pseudonym Ossip Schubin bekannte Romanschriftstellerin, geb. 17. Juni 1854 zu Prag, verlebte ihre erste Jugend in großer Einsamkeit auf einem Gut ihrer Eltern (Lochkow), reiste aber seit ihrem 18. Lebensjahr viel und brachte verschiedene Winter in Brüssel, Paris und Rom zu. Als Schriftstellerin trat sie zuerst mit einigen unreifen Novellen auf, denen der Roman "Ehre" (Dresd. 1882, 3. Aufl. 1884), "Mal' Occhio und andre Novellen" (Berl. 1884), "Die Geschichte eines Genies" (das. 1884), "Bravo rechts! Eine lustige Sommergeschichte" (Jena 1884), die Novelle "Ein Frühlingstraum" (Augsb. 1884), die Romane: "Unter uns" (Berl. 1884, 2 Bde.) und "Gloria victis" (das. 1885, 3 Bde.), die "Erinnerungen eines alten Österreichers", drei Erzählungen (Jena 1886), der Roman "Erlachhof" (Stuttg. 1887, 2 Bde.) u. a. folgten, Werke, welche eine bei Frauen ungewöhnliche Schärfe der Beobachtung, eine kaltblütige Charakteristik der gesellschaftlichen Halb- und Dreiviertelswelt, eine außerordentliche Lebendigkeit in der Darstellung der internationalen Reisegesellschaft, eine glänzende Sicherheit in der Wiedergabe des gemütlosen, halbfrivolen Tons, in welchem sich ebendiese Gesellschaft gefällt, aufweisen. Die Vorbilder zu diesen Darstellungen findet Ossip Schubin bei Turgenjew und einigen neuern Franzosen, und bei allem unzweifelhaften Talent ist in ihnen ein Zug zur Manier vorhanden, welcher nur durch die Vertiefung auch in andre Probleme und Lebenskreise als die seither bevorzugten beseitigt werden könnte.

Kirschrosinen, entkernte und gebackene Kirschen.

Kirschsaft, s. Fruchtsäfte.

Kirschscherbett, mit Wasser verdünntes Kirschmus, welches, mit Gewürz und viel Zucker versetzt, namentlich in der Türkei ein beliebtes Kompott bildet.

Kirschvogel, s. v. w. Pirol.

Kirschwasser, gegorner und destillierter Kirschsaft, wird auf der ganzen mittelschweizerischen Hochfläche, besonders längs des Nordabhanges der Alpen und im Jura, auch im Schwarzwald und Elsaß, produziert. Am meisten geschätzt ist das K. des Zuger Landes, des Frickthals und von Baselland. Man verarbeitet besonders eine schwarze, süße, weiche, rotstielige Kirsche, pflückt sie ohne Stiele, unterwirft sie in Fässern oder Zementgruben der Gärung, verschließt die Behälter, sobald kein Gas mehr entweicht, und destilliert im Winter aus kupfernen Blasen, wobei man den Vorlauf in die Blase zurückgibt und die Destillation unterbricht, sobald das Destillat nicht mehr stark genug ist. In manchen Gegenden werden die Kirschkerne besonders zerquetscht, doch entwickelt sich auch ohne diese Maßregeln der charakteristische Bittermandelgeruch. K. hat 18-24° Cartier und verliert im Alter den herben Geschmack. 1 Ztr. Kirschen liefert 5-7 Lit. K. von 20° Cartier. Unter K. versteht man auch ein verdünntes Bittermandelwasser.

Kirschwein, s. Obstwein.

Kirsey, s. Kersey.

Kirshatsch, Stadt im russ. Gouvernement Wladimir, am Fluß K., hat 3 Kirchen, Fabriken für Seide, Baumwollstoffe und Messingwaren und (1880) 2851 Einw.

Kirton, Stadt, s. Crediton.

Kirtorf, Stadt in der hess. Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld, am Gleenbach, hat ein Schloß und (1885) 886 evang. Einwohner.

Kirunavara, Magneteisenberg im schwed. Län Norrbotten, zwischen den Flüssen Kalix und Torneå, etwa 4 km lang, mit kolossalen Lagern von Eisenerz, das ca. 70 Proz. Eisen enthält. Er wird durch ein Thal, in welchem der See Luosajärvi liegt, vom Berg Luosavara (s. d.) getrennt. Die im Bau befindliche Eisenbahnlinie Luleå-Luosavara-Ofotenfjodr (Norwegen) wird den Versand des Erzes nach dem Atlantischen Ozean ermöglichen.

Kirviraiinseln (Trobriandinseln), eine 1873 von Moresby aufgefundene Gruppe an der Südostspitze von Neuguinea, 440 qkm (8 QM.) groß.

Kirwan, Stadt in Tunis, s. Kairuan.

Kis, türk. Münze, s. Beutel.

Kis (ungar.), in zusammengesetzten Ortsnamen, bedeutet "klein".

Kisbér (spr. kischbehr), Markt und Südbahnstation im ungar. Komitat Komorn, mit berühmtem Militärgestüt (englischen Voll- und Halbblutpferden) und 2903 Einw. Vgl. Brückner, Geschichte des königlich ungarischen Staatsgestüts zu K. (Wien 1885).

Kischinew, Hauptstadt der russ. Provinz Bessarabien und des Kreises K., am Byk (Zufluß des Dnjestr) und an der Eisenbahn Rasdelnaja-Pruth (von Odessa nach Jassy), in malerischer Umgebung, besteht aus der alten oder Unterstadt und der 140 m über derselben sich erhebenden neuen oder Oberstadt. K. hat 21 griechisch-kath. Kirchen, eine römisch-katholische, eine lutherische, eine armeno-gregorian. Kirche, eine der Raskolniken, eine Synagoge und 30 jüdische Bethäuser; ferner ein Gymnasium, ein Progymnasium, ein geistliches Seminar, eine geistliche Schule, 2 Kreisschulen, eine Buchhandlung, eine öffentliche Bibliothek, einen botanischen Garten, eine Gartenbauschule, eine Stadtbank (Umsatz 14½ Mill. Rubel), ein Theater und (1880) 130,000 Einw., die ein buntes Gemisch von Moldauern, Russen, Juden, Bulgaren, Deutschen, Tataren, Zigeunern und Walachen sind. Sie beschäftigen sich mit Handel, Gemüse-, Tabaks-, Weinbau und Obstzucht wie auch Ackerbau. In industrieller Hinsicht ist die Tabaksfabrikation und die Mühlenindustrie am bedeutendsten. K. ist Sitz des Gouverneurs von Bessarabien und Erzbischofs von K. und Chotin sowie Sitz eines deutschen Konsuls. Als K. 1812 an Rußland fiel, zählte es erst 7000 Einw. Der Kreis K. hat äußerst fruchtbaren Humusboden und ist einer der bevölkertsten im Reich. In der Nähe der Stadt findet sich eine schwefelhaltige Quelle, Burkut genannt.

Kischk-i-Nakhud (Kuschk-i-N.), Stadt in Afghanistan, westlich von Kandahar und nördlich vom Argandab. Hier wurden die Engländer unter General Burrows von Ejub Chan 27. Juli 1880 vollständig geschlagen. Vgl. Afghanistan, S. 147.

Kischm (Towilah), Insel am Eingang des Persischen Meerbusens, durch einen 2-10 km breiten Kanal von der persischen Provinz Laristan, zu der sie gehört, getrennt, umfaßt 1333 qkm (24 QM.), ist