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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kitze - Kiwi.

Kitze (Kis), türk. Münze, s. Beutel.

Kitzeln (Titillatio), eine Empfindung, die in manchen Gegenden der Haut und der Schleimhaut infolge einer eigentümlichen Berührungsweise entsteht, meist Lachen bewirkt und den ganzen Organismus in einen Zustand von Krampf und allgemeiner Konvulsion versetzen kann. Vorzüglich geeignet, die Empfindung des Kitzelns zu entwickeln, sind die Gegend unter den Rippen, die Hohlhände, die Fußsohlen, die Oberlippe und die Anfänge der Schleimhäute, nämlich die Öffnungen des Mundes, der Nase, des Ohrs, der Geschlechtsteile. Der allgemeine Zustand des Nervensystems und sein Empfänglichkeitsgrad haben bei der Entstehung des Kitzels vielleicht größern Anteil als bestimmte anatomische Einrichtungen der verschiedenen Hautprovinzen; wenigstens sind Personen von mehr nervöser Konstitution, wie die Kinder, die Frauen, am meisten zu dem K. prädisponiert. In der praktischen Medizin benutzt man das K., um Reflexbewegungen, wie Niesen, Husten, Erbrechen, zu erregen, z. B. bei Scheintod, zur Entfernung fremder Körper aus der Nase, der Luftröhre sowie bei Vergiftungen, wenn es darauf ankommt, das Gift schleunigst wieder aus dem Magen zu bringen, und wenn andre zweckmäßigere Mittel nicht gleich zur Hand sind. Man bewirkt dies K. mittels eines Federbarts, eines Strohhalms etc.

Kitzen, Dorf im preuß. Regierungsbezirk und Kreis Merseburg, mit Rittergut und 300 Einw. In der Nähe wurde 17. Juni 1813 das Lützowsche Freikorps auf Befehl Napoleons, der sich den Wortlaut des Poischwitzer Waffenstillstandes zu nutze machte, um diese "brigands" zu vernichten, von französischen und württembergischen Truppen unter Fournier und Normann verräterisch überfallen und größtenteils aufgerieben.

Kitzfelle, s. v. w. Kid.

Kitzingen, unmittelbare Stadt im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, am Main, mit der am andern Ufer gelegenen Vorstadt Etwashausen (mit starker Gärtnerei) durch eine 290 m lange Brücke verbunden, an der Linie Passau-Würzburg der Bayrischen Staatsbahn, 186 m ü. M., hat Mauern und Türme, eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, eine Synagoge, eine Latein- und eine Realschule, ein Amtsgericht, ein Bezirksgremium (Handelskammer), ein Nebenzollamt, ein reiches Hospital (seit 1344), 2 ehemalige Klöster, ausgezeichnete Bierbrauerei mit bedeutendem Export (jährlich 40,000 Doppelzentner), eine große Dampfmahlmühle, Roßhaarspinnerei, Fabrikation von Fässern, feuer- und wetterfester Anstrichmasse, Schokolade, eine Wasserleitung, Wein- und Obstbau, wichtigen Handel mit Wein, Pflaumen, Getreide und Holz, Schiffahrt und (1885) 7177 meist evang. Einwohner. - K. hatte bereits 745 ein Benediktiner-Nonnenkloster, gehörte später den Herren von Hohenlohe, von denen seit dem 13. Jahrh. mehrere Linien Anteil an K. hatten. Bis 1406 wurden diese Anteile an das Hochstift Würzburg verkauft, welches im 17. Jahrh. auch den an die Burggrafen von Nürnberg im 14. Jahrh. übertragenen Anteil erwarb.

Kitzler, s. Klitoris.

Kiukiang (Kieukiang), dem Fremdenverkehr seit 1861 geöffneter Hafenort in der chines. Provinz Kiangsi, am rechten Ufer des Jantsekiang, unweit der Einmündung des Abflusses des Pojangsees in denselben, mit gegenwärtig etwa 53,000 (vor dem Taipingaufstand 800,000) Einw., darunter nur 50 Fremde. Der Gesamthandel (Opium, Thee) wertete 1885: 10,122,064 Tael; 1885 liefen ein und aus 1439 meist englische Schiffe (darunter 1227 Dampfer) von 1,334,615 Ton.

Kiungtschau, Stadt, s. Kiangtschau.

Kiuperli, s. Köprili. ^[richtig: Köprülü.]

Kiusiu (Kiushiu, "Neunland"), die südlichste der vier großen japan. Inseln, in die neun Provinzen Chikuzen, Chikugo, Buzen Bungo, Hizen, Higo, Hiuga, Osumi und Satsuma zerfallend, mit 35,657 qkm (648 QM.) Areal und 5 Mill. Bewohnern, spielte zu verschiedenen Zeiten in der japanischen Geschichte eine große Rolle. Am Vulkan Kirishimayama fängt die sagenhafte Geschichte des japanischen Herrscherhauses an; zu Funai, der Hauptstadt von Bungo, wurde von Franz Xaver die erste Christengemeinde gebildet; zu Nagasaki fand über 200 Jahre lang der beschränkte Verkehr mit dem Ausland (Holland und China) statt; zu Kagoshima, der Hauptstadt von Satsuma, residierte die mächtige Daimiofamilie Shimadzu und fand 1877 der große Aufstand statt, nachdem ihm kleinere Revolten der Samurai in Kinnamoto und Sanga, ansehnlichen Städten der Provinzen Higo und Hizen, vorausgegangen waren. K. zeichnet sich aus durch sein Porzellan und seine Fayence (Hizen und Satsuma), seine Steinkohlen, seinen Tabak, Kampfer und Pflanzentalg. S. Karte "China und Japan".

Kivickmonument, ein großartiges, aus großen Felsblöcken errichtetes Grabmonument, wahrscheinlich der Bronzezeit angehörend, in Schonen (Südschweden), mit höchst eigentümlichen Darstellungen von menschlichen Figuren, Tieren, Äxten und andern Gegenständen.

Kiwi (Apteryx Shaw), Gattung aus der Ordnung der Kurzflügler (Brevipennes) und der Familie der Schnepfenstrauße (Apterygidae), gedrungen gebaute Vögel mit kurzem, dickem Hals, mäßig großem Kopf und langem, sehr schlankem, gefurchtem, am Grund breitem und mit verknöcherter Wachshaut versehenem Schnabel, neben dessen Spitze die Nasenlöcher liegen. Die fast nur im Gerippe deutlich erkennbaren Flügel haben ganz verkümmerte Schwingen und sind, wie der Schwanz, nicht sichtbar; der Lauf ist so lang wie die Mittelzehe, sehr robust, mit unregelmäßigen Schuppen bekleidet; drei große Zehen stehen nach vorn, die Hinterzehe ist sehr kurz, dem Lauf angeheftet, mit langer Kralle versehen und berührt nicht den Boden. Das Gefieder besteht aus langen, lanzettförmigen, lose herabhängenden Federn, welche etwas gefaserte Fahnen und seidenartigen Glanz besitzen. Die Gattung gehört ausschließlich Neuseeland an und ist im Aussterben begriffen. Man kennt indes einige Arten, und eine derselben, der K. (Apteryx australis Shaw, A. Mantelli Bartl., s. Tafel "Straußvögel"), kam zuerst 1852 lebend in den Londoner zoologischen Garten. Dieser Vogel ist nicht größer als ein Huhn, dunkelrötlich gefärbt und am Kopf mit langen, borstigen Haaren versehen; er findet sich nur noch in den unbewohnten, waldreichen Gegenden der Nordinsel. Auf den Ausläufern der Südinsel an der Cooksstraße ist eine andre Art, A. Owenii Gould, noch ziemlich häufig. Hier lebt noch eine dritte Art, der Roaroa, welcher die Größe eines Truthahns erreicht und sich mit seinen starken Sporen an den Füßen erfolgreich gegen Hunde zu verteidigen weiß. Der K. ist ein Nachtvogel, lebt am Tag versteckt in Erdlöchern unter den Wurzeln großer Waldbäume und geht zur Nacht auf Nahrung aus, welche aus Insekten, Würmern und Samen besteht. Er läuft sehr schnell, verteidigt sich durch Schlagen mit dem Fuß und scheint