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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kjöbenhavn - Kladowo.

der geologischen Landesuntersuchung übernahm. Er schrieb: "Das Christiania-Silurbecken" (1855); "Iagttagelser over den glaciale Formation i det sydlige Norge" (mit M. Sars, 1860); "Weiwiser ved geologiske Excursioner i Kristiania omegn" (1865); "Om Skuringsmärker, Terrasser, Grundgebirge, Sparagmitgebirge" (1870-72, 2 Bde.); "Om Trondhjems Stifts Geologie" (1875); "Über die Kennzeichen der Stratifikation" (1877); "Udsigt over det sydlige Norges Geologie" (1879); "Die Geologie des südlichen und mittlern Norwegen" (deutsch von Gurlt, Bonn 1880). Auch lieferte er die "Geolog. Kart over Kristiania omegn" (2. Aufl. 1866), eine Übersichtskarte des südlichen Norwegen (2. Aufl. 1878), das Merakerprofil (1882), das Grundgebirgsprofil am Mjösen (1885) u. a.

Kjöbenhavn (dän.), s. v. w. Kopenhagen.

Kjöge, Stadt auf der dän. Insel Seeland, Amt Kopenhagen, an der Mündung der Kjöge-Aa in die Kjögebucht und an der Eisenbahn Roeskilde-Masnedo, mit (1880) 3122 Einw.

Kjökkenmöddinger (dän., Küchenabfälle), an den dän. Ostseeküsten, besonders am Kattegat, häufig vorkommende Anhäufungen von etwa 3 m Mächtigkeit, die man früher für vom Meer zurückgelassene Muschelbänke hielt, bis Steenstrup und Worsaae darin Speisereste eines Volkes aus der Steinzeit erkannten. Die Anhäufungen bestehen wesentlich aus den Schalen von Austern, Mies- und Herzmuscheln, enthalten aber auch Reste von Schnecken, Fischen, Krebsen, Krabben, dazu vereinzelt Knochen vom Seehund, Auerochs, Bär, Luchs, Wolf, Eber, Hirsch, Reh und mehreren Vögeln. Aus der Benagung der Vogelknochen erwies Steenstrup, daß jenes Volk den Hund als Haustier gehabt habe; auch zeigt die Beschaffenheit der Knochen, daß die Stellen das ganze Jahr hindurch bewohnt waren. Zahlreiche Instrumente, roh bearbeitet aus Feuerstein, Knochen, Horn, rohe Topffarben, halbverbrannte Herdsteine etc., namentlich die Feuersteinäxte, deren Schneide nicht geschliffen, sondern durch große Schlagflächen hergestellt wurde, kennzeichnen einen besondern Typus. Man hat indes auch polierte Feuersteinäxte gefunden. Das Vorkommen des Auerhahns beweist, daß Dänemark damals mit Fichtenwäldern bedeckt war, die später Eichen und Buchen gewichen sind. Voß hat ähnliche Reste bei Hadersleben gefunden, ebenso kennt man sie aus Schottland, Südamerika und andern Teilen der Erde. Man gebraucht daher den Ausdruck K. allgemein für Küchenreste in allen Fällen, wo größere Abfallmengen die Spuren früherer Ansiedelungen anzeigen. Vgl. Steenstrup, Sur les K. de l'âge de pierre, etc. (Kopenh. 1872); Derselbe, K., eine gedrängte Darstellung dieser Monumente (das. 1886).

Kjölengebirge, s. Skandinavien.

Kjöprülü, Stadt, s. Köprülü.

Kl., s. Klotzsch.

Klabautermann (Klabattermann), eine Art Schiffskobold der norddeutschen Matrosen, ist kaum 1 Fuß hoch, hat einen feuerroten Kopf und weißen Bart, trägt Matrosenkleidung und führt stets einen hölzernen Hammer bei sich. Gewöhnlich sitzt er unter der Ankerwinde. Bei stürmischem Wetter steht er am Mast, geht aber von Bord, wenn das Schiff nicht mehr zu retten ist. In Ostfriesland heißt er auch Kalfatermann. Der Name hängt wahrscheinlich mit dem mundartlichen klabastern (poltern, unaufhörlich klopfen) zusammen.

Klaczko (spr. klatschko), Julian, poln. Schriftsteller, geb. 6. Nov. 1828 zu Wilna von jüdischen Eltern, studierte in Königsberg und Heidelberg, wo er an der "Deutschen Zeitung" mit arbeitete, und begab sich 1849 nach Paris. Hier ward er Mitarbeiter der "Revue des Deux Mondes", in welcher er zahlreiche historisch-politische Aufsätze veröffentlichte, die später gesammelt erschienen, so: "Une annexion d'autrefois. L'union de la Pologne et de la Lithuanie" (2. Aufl. 1869); "L'agitation unitaire en Allemagne" (1862); "Études de diplomatie contemporaine" (1866); "Les préliminaires de Sadowa" (1868-69). Seine in der von ihm redigierten polnischen Zeitschrift "Wiadomoscie polskie" erschienenen Aufsätze gab er gesammelt heraus unter dem Titel: "Roczniki polskie" (Par. 1865, 4 Bde.). Er bekundete in diesen Schriften einen leidenschaftlichen Preußenhaß und trat für eine Allianz zwischen Frankreich und Österreich ein, um das Werk von 1866 zu zertrümmern und Polen wiederherzustellen. Daher berief ihn Beust 1869 als Hofrat in das österreichische Ministerium des Äußern, aus dem er aber schon 1870 infolge der Ereignisse dieses Jahrs wieder schied. Nachdem er sich mehrere Jahre in Italien aufgehalten, kehrte er 1875 nach Paris zurück. Aufsehen erregte sein Werk "Les deux chanceliers" ("Bismarck und Gortschakow", 3. Aufl. 1877; deutsch, Basel 1877), dessen Enthüllungen aber meist von zweifelhafter Glaubwürdigkeit sind. Er schrieb ferner: "La poésie polonaise au XIX. siècle" (1862), "Causeries florentines" (Dante-Studien, 1880; deutsch von Lauser, Wien 1884) und gab den Briefwechsel des Dichters Mickiewicz heraus (1861).

Kladde (holländ., "Schmutz"), s. v. w. Strazze, Prima nota, der erste flüchtige Entwurf einer Schrift, insbesondere dasjenige kaufmännische Geschäftsbuch, in welches die täglichen Geschäftsvorfälle nach chronologischer Ordnung vorläufig eingeschrieben werden, um dann später in korrekterer Form und Gruppierung in das Memorial oder Journal übertragen zu werden.

Kladderadatsch, in Norddeutschland gebräuchlicher Ausruf, um einen mit klirrendem oder krachendem Zerbrechen verbundenen Fall zu bezeichnen; auch substantivisch gebraucht in der Berliner Redensart: "einen K. machen" (z. B. mit Fenster- und Laterneneinwerfen). Allgemeiner bekannt wurde das Wort als Titel des 1848 von David Kalisch (s. d.) gegründeten Witzblattes, das vorzugsweise die politische Satire kultiviert.

Kladno, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Smichow, durch Eisenbahn mit Prag und durch eine Flügelbahn (Kralup-K.) mit der Staatseisenbahn verbunden, hat 3 Vorstädte, ein Schloß, eine sehr alte Kirche, ein Bezirksgericht, (1880) 14,085 (1857: 5500, 1869: 10,707) Einw., bedeutenden Bergbau auf Steinkohlen (Ertrag des Beckens von K.-Schlan-Rakonitz ca. 16 Mill. metr. Ztr. jährlich) und Eisen (1,8 Mill. metr. Ztr. Eisenstein, namentlich bei Nutschitz), eine Eisenschmelzhütte mit 6 Hoch- und 5 Kupolöfen, welche bei Anwendung von Koksfeuerung 1885: 424,000 metr. Ztr. Roheisen, zum Teil aus entphosphorten Erzen (Chamoisit), dann verschiedene Gußwaren lieferten, eine Bessemerstahl- und eine Walzhütte, eine Maschinenwerkstätte und Brückenbauanstalt (sämtlich Werke der Prager Eisenindustriegesellschaft), eine Drahtseilfabrik, eine Bierbrauerei, 2 Dampfmühlen und eine Spiritusbrennerei.

Kladowo, Flecken in Serbien, Kreis Krajina, an der Donau, unfern dem Ende des Eisernen Thors, Sitz des Bezirkskapitäns und Zollamtes, mit 1554 Einw. Reger Handel mit Rumänien. Zur Zeit der