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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Klettenberg - Klettgau.

des obersächsischen Kreises im Fürstentum Halberstadt, kam nach dem Aussterben der Grafen von K. (1280) an die Grafen von Hohnstein (s. d.), dann 1593 an Braunschweig-Wolfenbüttel, 1634 an das Hochstift Halberstadt und 1648 im Westfälischen Frieden an Kurbrandenburg. 1807 an Westfalen abgetreten, gehörte sie zum Distrikt Nordhausen des Harzdepartements; 1814 ward sie wieder preußisch. Mit Lohra bildet sie jetzt den preußischen Anteil der Grafschaft Hohnstein. Die Trümmer des Stammschlosses nebst dem gleichnamigen Dorf liegen im preußischen Regierungsbezirk Erfurt, westlich von Nordhausen.

Klettenberg, Susanne Katharina von, bekannt durch den Einfluß, den sie als Freundin der Mutter Goethes auf diesen in seiner Jugend ausübte, geb. 19. Dez. 1723 zu Frankfurt a. M., ward Stiftsdame im St. Katharinen- oder Weißfrauenkloster und trat in engen Verkehr mit verschiedenen Pietistinnen sowie mit dem derselben Richtung angehörigen Darmstädter Regierungspräsidenten Friedr. K. v. Moser (gest. 1798) und dem Frankfurter Arzt G. W. Müller, welch letzterer sie und die Mutter Goethes sowie diesen selbst zum Studium alchimistischer Werke veranlaßte. Durch Goethe ward sie auch mit Lavater bekannt. Sie starb 16. Dez. 1774. Ihr Leben und Wesen spiegeln die "Bekenntnisse einer schönen Seele" in Goethes "Wilhelm Meister". Mehrere geistliche Lieder und religiöse Aufsätze von ihr finden sich in Lappenbergs "Reliquien des Fräuleins S. K. v. K." (Hamb. 1849). Vgl. "Philemon, oder von der christlichen Freundschaft", Aufzeichnungen des Fräuleins v. K. und ihres Freundeskreises (hrsg. von F. Delitzsch, 3. Aufl., Gotha 1877).

Klettenkerbel, s. Anthriscus.

Klettenwurzelöl, ein Haaröl, besteht aus Mandel- oder Baumöl, welches mit Alkanna rot gefärbt und mit ätherischen Ölen parfümiert ist.

Kletterbeuteltiere (Phalangistidae), Familie der Beuteltiere (s. d.).

Kletterfisch (Anabas Cuv.), Gattung aus der Ordnung der Stachelflosser und der Familie der Labyrinthfische (Labyrinthici), Fische mit länglich rundem, seitlich schwach zusammengedrücktem Leib, Dornzähnen am Vor- und Hauptdeckel des Kiemenapparats, kleinen Zähnen, langer Rücken- und Afterflosse, deren vorderer Teil von vielen starken, spitzigen Strahlen gespannt wird, und etwas kurzen Brust- und Bauchflossen. Der K. (A. scandens C. V.), etwa 15 cm lang, oberseits bräunlichgrün, unterseits gelblich, mit violetten Rücken- und Afterflossen, rötlichen Bauch- und Brustflossen und bräunlichgrüner Schwanzflosse, findet sich in Seen Indiens, wandert beim Austrocknen des Wasserbeckens, in welchem er lebt, über Land zu benachbarten Becken oder gräbt sich 30-60 cm tief in den Schlamm, bis die Regenzeit ihn zum Leben zurückruft; auch soll er mit Hilfe der Stacheln der ausgespreizten Kiemendeckel und der Flossenstacheln auf Bäume steigen und mehrere Tage außerhalb des Wassers leben können.

Kletterhaare, in der Pflanzenanatomie Trichombildungen, die durch starre Spitzen das Klettern gewisser Pflanzen erleichtern; beim Hopfen bilden sie starke, fast wie ein Amboß gestaltete Gebilde, deren beide Spitzen stark verkieselt sind.

Kletternd (klimmend, scandens), Bezeichnung solcher Pflanzenstengel, welche wegen ihrer Länge und Dünne nicht frei aufrecht zu stehen vermögen und, sich mit Hilfe von Ranken (s. d.) oder Klammerwurzeln (s. d.) an ihre Umgebungen anheftend, emporwachsen.

Klettervögel (Scansores, hierzu die Tafel "Klettervögel"), Ordnung der Vögel, vor allem durch den Bau der zum Klettern eingerichteten Füße gekennzeichnet. Meist sind zwei Zehen nach vorn, zwei nach hinten gerichtet, doch kommt auch eine Wendezehe vor; die Krallen sind gewöhnlich nicht besonders stark. Zur Unterstützung beim Klettern dient mitunter der Schwanz, dessen alsdann steife Federn die Last des Körpers beim Anstemmen gegen den Baum tragen helfen. Der Schnabel ist immer sehr stark, häufig zum Hämmern in Holz eingerichtet, zuweilen auch kolossal entwickelt. Die Form der Zunge ist äußerst verschieden. Die Flügel bleiben ziemlich kurz. Weitere Merkmale, die auf alle K. und nicht zugleich auf die Vögel überhaupt passen würden, lassen sich nicht angeben. Im allgemeinen leben die K. auf Bäumen und nähren sich von Insekten, doch verzehren manche unter ihnen auch Früchte oder Warmblüter. Sie sind universell verbreitet, finden sich jedoch am meisten in den Tropen. Man unterscheidet etwa 20 Familien, von denen aber mehrere sehr klein sind, über 170 Gattungen und gegen 1100 Arten. Die hauptsächlichsten Familien sind:

1. Spechte (Picidae), die typischen K., mit starkem Schnabel, starken Krallen und zum Anstemmen eingerichtetem sogen. Stemmschwanz. Die mit Widerhaken besetzte Zunge kann weit hervorgeschnellt werden und dient zum Anspießen der Insekten in den Ritzen der Bäume. Sie kommen auf allen Kontinenten mit Ausnahme von Australien vor und sind am meisten in Südamerika und Südasien verbreitet. Die etwa 40 Gattungen und über 300 Arten werden in eine Reihe Unterfamilien geordnet. S. Spechte.

2. Wendehälse (Jyngidae), in der Alten Welt. Nur die Gattung Jynx (Wendehals, s. d.).

3. Honigkuckucke (Indicatoridae), in Afrika und einem Teil Südasiens. Nur die Gattung Indicator. Leben von Bienen.

4. Bartvögel (Megalaemidae oder Capitonidae), in den Tropen beider Hemisphären; über 10 Gattungen mit 80 Arten; sehr schön gefärbte Fruchtfresser.

5. Pfefferfresser oder Tukane (Rhamphastidae), nur in Südamerika; 5 Gattungen, über 50 Arten; Fruchtfresser mit ungeheuern Schnäbeln und langer, gefiederter Zunge. S. Tukan.

6. Bananen- oder Pisangfresser (Musophagidae), nur in Afrika südlich von der Sahara; 2 Gattungen mit etwa 20 Arten.

7. Kuckucke (Cuculidae), kosmopolitische K., 35 Gattungen mit 180 Arten. Hierher der Kuckuck (s. d.).

8. Bartkuckucke (Bucconidae), nur in Süd- und Mittelamerika; 5 Gattungen mit über 40 Arten.

9. Glanzvögel (Galbulidae), ebendaselbst; 6 Gattungen mit etwa 20 Arten.

10. Raken (Coraciidae), in der Alten Welt und Australien; 3 Gattungen mit gegen 20 Arten, darunter die Gattung Coracias (Mandelkrähe, s. d.).

11. Bienenfresser (Meropidae), ebendaselbst; 5 Gattungen mit über 30 Arten.

12. Trogons (Trogonidae), in den Tropen mit Ausnahme Australiens und Polynesiens, prachtvoll gefärbte Insektenfresser; 7 Gattungen mit über 40 Arten; fossil in Frankreich.

13. Eisvögel (Alcedinidae), kosmopolitisch; 20 Gattungen mit gegen 130 Arten; s. Eisvogel.

14. Nashorn- oder Hornvögel (Bucerotidae), in Afrika, Südasien und den benachbarten Inseln; 12 Gattungen mit 50 Arten; Schnabel mit hornigen Aufsätzen. S. Nashornvogel.

15. Wiedehopfe (Upupidae), in den Tropen der Alten Welt; 2 Gattungen mit etwa 20 Arten. S. Wiedehopf.

Klettgau, ein breites, mit großen Ortschaften besetztes jurassisches Thalgelände, von der Wutach durchflossen und von der badischen Staatsbahnstrecke Waldshut-Schaffhausen durchzogen, gehört in seinem erweiterten Oberteil zum schweizerischen Kanton Schaffhausen, im schmälern Unterteil zum Großherzogtum Baden (Kreis Waldshut) und ist ein gutes Getreide- und Weinland (s. Hallau). Der K. gehörte seit 1239 der Linie Lauffenburg-K. der Grafen von Habsburg,