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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Klingglas; Klingsor von Ungarland; Klingstein; Klinik; Klinker; Klinkerfues; Klino; Klinochlor

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Klingglas - Klinochlor.

korps in Petersburg, verheiratete sich bald darauf mit einer natürlichen Tochter der Kaiserin Katharina und wurde bei dem Regierungsantritt Pauls 1799 Direktor der Ritterakademie mit Majorsrang. In der Katastrophe, die Alexander I. auf den Thron hob, spielte K. die Rolle des Beobachters. Alexander I. ernannte ihn in der Folge zum Generalleutnant, zum Präsidenten der wichtigsten Departements der Militärverwaltung und zum Oberaufseher des Kadetteninstituts sowie des Fräuleinstifts und des St. Katharinenordensstifts. Auch erhielt er die Rente eines Kronguts in Kurland auf Lebenszeit und wurde 1811 zum Kurator der Universität Dorpat ernannt, welche Stelle er bis 1817 bekleidete. Im J. 1820 suchte er um Enthebung von allen seinen Ämtern nach, zog sich aber erst 1830 ganz zurück und starb 25. Febr. 1831 in Petersburg. Von seinen dramatischen Werken, welche meist in die erste Hälfte seines Lebens fallen, heben wir hervor die Trauerspiele: "Die Zwillinge" und "Konradin", ersteres eine Dichtung voll übersprudelnder Kraft, Leidenschaftlichkeit und hochtragischer Elemente, letzteres hervorstechend durch energische Charakterzeichnung; ferner das wild verworrene renommistische Schauspiel "Sturm und Drang", von dem die ganze Epoche, in der es entstand, den Namen empfing, "Simsone Grisaldo", "Der Günstling"; einige Stücke, welche antike Stoffe behandeln: "Medea in Korinth", "Medea auf dem Kaukasus", "Damokles" etc., sowie einige Lustspiele: "Die Spieler", "Der Schwur", "Die zwo Freundinnen". Inhaltreicher und bedeutender als die Dramen Klingers (gesammelt als "Theater", Leipz. 1786-87, 4 Bde., und "Neues Theater", das. 1790, 2 Bde.) waren seine von Rousseauschen Anschauungen erfüllten, zu gleicher Zeit derb-realistischen und philosophisch-reflektierenden Romane: "Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt" (Petersb. 1791), "Geschichte Giafars, des Barmeciden" (das. 1792), "Geschichte Raphaels de Aquilas" (das. 1793), "Reisen vor der Sündflut" (Riga 1795), "Geschichte eines Deutschen der neuesten Zeit" (Leipz. 1798), "Der Faust der Morgenländer" (Riga 1797), "Der Weltmann und der Dichter", sein bestes Werk, in der That eine unvergängliche Leistung voll Kraft und psychologischer Feinheit (Leipz. 1798), und "Sahir, Evas Erstgeborner im Paradies" (das. 1798). Eine Sammlung des Besten seiner Werke hat K. selbst veranstaltet (Königsb. 1809-15, 12 Bde.; neue Ausg., Stuttg. 1842, 12 Bde.); eine andre Auswahl erschien in 8 Bänden (Stuttg. 1878-80). Vgl. Erdmann, Über Klingers dramatische Dichtungen (Königsb. 1877); E. Schmidt, Lenz und K., zwei Dichter der Geniezeit (Berl. 1878); M. Rieger, K. in der Sturm- und Drangperiode (Darmst. 1880, mit vielen Briefen).

Klingglas, s. v. w. Bleiglas, s. Glas, S. 384 u. 390.

Klingsor von Ungarland, eine durchaus sagenhafte Persönlichkeit, welche in dem Gedicht vom Wartburgkrieg auftritt und dort die Rolle eines Schiedsrichters spielt. Er stammt aus Wolfram von Eschenbachs "Parzival", in welchem er als Herzog von Capua in Unteritalien erscheint, der, wegen einer Liebschaft entmannt, sich durch Zauberei an der Menschheit rächte und ein Wunderschloß erbaute, in welches er eine Menge von Rittern und Frauen entführte.

Klingstein, s. v. w. Phonolith.

Klinik (griech.), eigentlich der Unterricht am Krankenbett (griech. kline); dann eine Anstalt, welche den Zweck hat, den Studierenden die Krankheiten in Natur vorzuführen und die Erkennung und Behandlung derselben am Krankenbett zu lehren sowie die Wirkungsart der Arzneimittel zu zeigen. Es gibt dreierlei Arten von klinischen Anstalten: 1) Die eigentliche oder stationäre K. ist ein Hospital, dessen Patienten als Unterrichtsmaterial verwendet, d. h. unter Anleitung und Aufsicht des ärztlichen Vorstands und seiner Assistenzärzte von den Studierenden untersucht und behandelt werden. 2) Bei der Poliklinik (Stadtklinik) dagegen werden die Kranken in ihren Wohnungen in der Stadt von den klinischen Praktikanten unter Aufsicht des Lehrers behandelt, indem der Lehrer den geübten Praktikanten die Kranken zur eignen Behandlung übergibt, jedoch nicht, ohne sich selbst von Zeit zu Zeit von dem Verlauf der Krankheit zu unterrichten, über schwierige Fälle Rücksprache mit den Praktikanten zu nehmen und die Rezepte von Tag zu Tag einer Revision zu unterwerfen. 3) Die ambulatorische K. endlich besteht darin, daß Kranke oder Berichterstatter von bestimmten Krankheitsfällen sich an einem bestimmten Ort versammeln und hier die ärztlichen Verordnungen entgegennehmen. - Kliniker, Lehrer (auch Praktikant) in der K.

Klinker, s. Mauersteine.

Klinkerfues, Ernst Friedrich Wilhelm, Astronom, geb. 29. März 1827 zu Hofgeismar in Kurhessen, wurde nach bestandenem Examen im Vermessungsfach bei Aufstellung der Kataster und später am Bau der Main-Weserbahn beschäftigt, hörte dann 1847 bis 1851 Vorlesungen an der Universität Marburg und widmete sich ausschließlich der Astronomie, ward 1851 Assistent von Gauß, 1855 Observator und später Direktor der Göttinger Sternwarte und starb durch eigne Hand 28. Jan. 1884. Seine Arbeiten, meist auf Berechnungsmethoden sich beziehend, finden sich fast alle in den "Astronomischen Nachrichten" und in den "Nachrichten" und den "Abhandlungen von der königlichen Societät der Wissenschaften zu Göttingen". Er entdeckte eine Reihe von Kometen, und eine auf eigentümliche Weise nach dem großen Sternschnuppenfall vom 27. Nov. 1872 durch sein Telegramm an die Sternwarte von Madras veranlaßte Kometenentdeckung erregte viel Aufsehen. K. schrieb eine "Theoretische Astronomie" (Braunschw. 1871) und "Die Prinzipien der Spektralanalyse" (Straßb. 1879). Auf technischem Gebiet machte er sich bekannt durch die Konstruktion des Bifilarhygrometers ("Theorie des Bifilarhygrometers", Götting. 1876) und eines Gaszünders mit der Einrichtung zum Anzünden und Auslöschen der Straßenlaternen von der Gasanstalt aus durch Veränderung des Drucks.

Klino (griech.), in der Zusammensetzung (Klinodoma etc.) Abkürzung für Klinodiagonal, vgl. Klinodiagonale und Kristall.

Klinochlor (Ripidolith), Mineral aus der Ordnung der Silikate (Chloritgruppe), kristallisiert monoklinisch, findet sich aufgewachsen und in Drusen, auch in fächer- und wulstförmigen Gruppen sowie derb in lamellaren Aggregaten. Er ist lauchgrün bis schwärzlichgrün, oft quer auf die Achse rot durchscheinend, glas- oder fettglänzend, in dünnen Lamellen durchsichtig, Härte 2, spezifisches Gewicht 2,65-2,78. Die chemische Zusammensetzung stimmt mit der des Pennins überein und dürfte der Formel H2R5SiO12+H6Al2O6 ^[H_{2}R_{5}SiO_{12}+H_{6}Al_{2}O_{6}] entsprechen, wobei R vorwaltend Magnesium neben oxydulischem Eisen ist. Dieselben nähern Bestandteile in anderm Molekularverhältnis bildenden eisenreichern Chlorit. K. findet sich bei Westchester in Pennsylvanien, Achmatowsk am Ural, Slatoust, Schwarzenstein in Tirol, Traversalla in Piemont, der derbe zu Markt-Laugast in Oberfranken.