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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Knallgasmikroskop - Knapp.

Platin mit K. in Tiegeln aus Ätzkalk und lötet Platin ohne Anwendung eines Lots, wie die Bleiplatten. Erhitzt man in der Knallgasflamme einen Kegel aus Kreide (oder Zirkonerde), so gerät derselbe in lebhaftestes Glühen und strahlt ein Licht aus, welches hinsichtlich der Weiße und des Glanzes mit Sonnenlicht verglichen werden kann. Dies von Drummond 1826 erfundene Hydrooxygenlicht (Drummondsches Licht, Kalklicht, Siderallicht, Knallgaslicht) wurde zuerst für Leuchttürme, Signale, dann auch für Bauten, in Nebelbilderapparaten, zu mikroskopischen Darstellungen (Hydrooxygengasmikroskop) u. dgl. mit der Laterna magika, besonders in Amerika, zur Beleuchtung von Straßen, Plätzen und Theatern und bei Belagerungen angewandt. In einer Entfernung von 90 m war dabei noch die feinste Schrift lesbar. Genügt eine etwas geringere Lichtintensität, so benutzt man das Oxycalciumlicht, eine an gewöhnlichem Docht brennende Alkoholflamme, welche durch eingeblasenen Sauerstoff gegen einen in nächster Nähe befindlichen Kalkcylinder geblasen wird.

Knallgasmikroskop, s. Mikroskop.

Knallgläser (Knallkugeln), erbsengroße, zugeschmolzene Glaskugeln, welche etwas Wasser oder Alkohol enthalten und beim Erhitzen mit lautem Knall zerspringen; auch größere, luftleer gemachte Glaskugeln, welche unter starkem Knall zerbrechen.

Knallglycerin, s. v. w. Nitroglycerin.

Knallgold, s. Goldoxyd.

Knallkugeln, s. v. w. Knallgläser.

Knallluft, s. v. w. Knallgas.

Knallmannit, s. v. w. Nitromannit, s. Mannit.

Knallpräparate, fulminante Explosivstoffe, welche nur als Zündmittel benutzt werden können (s. Explosivstoffe).

Knallpulver, Gemenge von 1 Teil Schwefelpulver, 3 Teilen Salpeter und 2 Teilen vollkommen trockner Pottasche, explodiert mit heftigem Knall, wenn man es langsam bis zum Schmelzpunkt des Schwefels erhitzt. Howards K., s. Knallsäure.

Knallquecksilber, s. Knallsäure.

Knallsäure (Fulminsäure, Nitroacetonitril, Nitrocyanmethan) C2H2N2O ^[C_{2}H_{2}N_{2}O] ist im freien Zustand nicht bekannt, wohl aber in mehreren Salzen (Knallsäuresalzen, Fulminaten), in welchen der Wasserstoff der Säure durch Metalle vertreten ist. Knallquecksilber (Howards Knallpulver) C2HgN2O2 ^[C_{2}HgN_{2}O_{2}] entsteht, wenn man Quecksilber in einem geräumigen Gefäß in kalter Salpetersäure (1,34) löst, Alkohol (80-85 Proz.) zusetzt und die sofort beginnende Reaktion durch weitern Zusatz von Alkohol mäßigt. Endlich scheidet sich sämtliches Quecksilber in Form von kristallisiertem Knallquecksilber ab. Dies bildet grauweiße Kristalle, ist sehr giftig, schwer löslich in Wasser, schmeckt süßlich-metallisch, explodiert mit äußerster Heftigkeit durch mäßigen Schlag, Reibung mit harten Körpern und beim Erhitzen über 150°. Frei liegendes oder in Papier gehülltes Knallquecksilber verpufft bei Annäherung einer Flamme ohne eigentliche Explosion, und wenn man es in Berührung mit frei liegendem Schießpulver entzündet, so wird letzteres beiseite geschleudert, ohne sich zu entzünden. Nur wenn das Schießpulver eingeschlossen und am Ausweichen verhindert ist, wird es durch Knallquecksilber zur Explosion gebracht. Verdünnte Schwefelsäure zersetzt es ohne Explosion, und Feuchtigkeit schwächt die Explosivität sehr stark. Mit 30 Proz. Wasser kann es auf Marmor mit einem hölzernen Stempel ohne Gefahr zerrieben werden. Man benutzt es hauptsächlich zum Füllen von Zündhütchen, die Anwendung als Schieß- und Sprengmaterial ist wegen der gefährlichen Handhabung zu bedenklich; auch verbietet seine enorm zerstörende Wirkung die Verwendung in Feuerwaffen, weil die Zersetzung (in Stickstoff, Kohlenoxyd und Quecksilberdampf) so plötzlich erfolgt, daß in der kurzen Zeit die Trägheit des Geschosses nicht überwunden wird, sondern vielmehr selbst starke Rohrwände zersprengt werden. Nur in den kleinsten Ladungen, welche mit der Kugel im Zündhütchen angebracht werden, ist die Anwendung in den sogen. Zimmerpistolen möglich. Viel explosiver ist das Knallsilber (Brugnatellis oder Howards Knallsilber), welches auf ähnliche Weise, aber unter Anwendung der größten Vorsicht, dargestellt wird, farblose, glänzende Kristalle bildet, in Wasser leichter löslich und höchst giftig ist. Auch die kleinste Menge Knallsilber explodiert selbst im feuchten Zustand frei liegend mit durchdringendem Knall. Man benutzt es zu Knallbonbons, Knallerbsen, Knallfidibus etc.

Knallsilber (Brugnatellis K.), s. Knallsäure; Berthollets K., s. Silberoxyd.

Knallzucker (Vixorit), s. Zucker.

Knapp, 1) Georg Christian, protestant. Theolog, geb. 17. Sept. 1753 zu Glaucha bei Halle, wurde 1777 außerordentlicher, 1782 ordentlicher Professor der Theologie in Halle, 1785 auch Direktor der Franckeschen Stiftungen und starb dort 1825. Außer einer Ausgabe des Neuen Testaments (Halle 1797, 5. Aufl. 1840) veröffentlichte er: "Scripta varii argument; maximam partem exegetici atque historici" (2. Aufl., das. 1824, 2 Bde.). Seine "Vorlesungen über die christliche Glaubenslehre" (Halle 1827, 2 Bde.) gab Thilo heraus. Er vertrat den biblischen Supernaturalismus.

2) Johann Michael, Architekt, geb. 1793 zu Stuttgart, ging frühzeitig nach Rom, veröffentlichte zusammen mit dem Architekten Gutensohn das trefflich gezeichnete Werk "Die Basiliken des christlichen Roms" (50 Foliotafeln, Münch. 1843, neue Ausg. 1864; Par. 1873), zu welchem Bunsen den Text schrieb. 1841 kehrte er nach Stuttgart zurück, nachdem er schon 1840 zum Hofbaumeister ernannt worden war, und errichtete daselbst die Jubiläumssäule König Wilhelms (1846). Er schuf ferner die in edlem, an Schinkelsche Architektur erinnerndem Stil entworfene königliche Adjutantur sowie eine Anzahl von Privathäusern. K. starb 1856.

3) Albert, geistlicher Liederdichter, geb. 25. Juli 1798 zu Tübingen, war nach Vollendung seiner theologischen Studien eine Zeitlang Prediger zu Kirchheim unter Teck und kam dann als Stadtpfarrer nach Stuttgart, wo er 18. Juni 1864 starb. K. verbindet in seinen Liedern Geistesklarheit mit der wärmsten Empfindung. Wir erwähnen: "Christliche Gedichte" (Stuttg. 1829, 2 Bde.; 3. Aufl., Basel 1843; Bd. 3 u. 4 u. d. T.: "Neuere Gedichte", Stuttg. 1834); "Gedichte, neueste Folge" (das. 1843); "Herbstblüten" (das. 1859); eine Auswahl seiner Gedichte in 1 Bd. (das. 1854, 2. Aufl. 1868) und "Geistliche Lieder", Auswahl (das. 1864, 2. Aufl. 1886). Viele seiner Dichtungen enthält das von ihm 1833-53 herausgegebene Taschenbuch "Christoterpe". Außerdem veröffentlichte er: "Evangelischer Liederschatz für Kirche und Haus" (3. Aufl., Stuttg. 1865); "Hohenstaufen", ein Cyklus von Gedichten (das. 1839), und eine Biographie des Predigers Ludw. Hofacker (5. Aufl., Heidelb. 1883). Nach seinem Tod erschienen seine "Gesammelten prosaischen Schriften" (Stuttg. 1870-^[BINDESTRICH!]