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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Koburg; Koburger; Koburg-Kohary; Kobus; Kobylin; Koccinellen; Koccionelle; Koch

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Koburg - Koch.

Koburg (Coburg), Hauptstadt des Herzogtums Sachsen Koburg und abwechselnd mit Gotha die Residenz des Herzogs, an der Itz, Knotenpunkt der Linien Eisenach-Lichtenfels und K.-Sonneberg-Lauscha der Werraeisenbahn, 292 m ü. M., liegt in einer der anmutigsten Gegenden Frankens und ist im Innern großenteils alt, aber von schönen Neubauten und Anlagen umgeben. Schön und großartig sind der Markt mit dem altertümlichen Rathaus, dem Regierungsgebäude und der Bronzestatue des Prinzen Albert (seit 1865, von Theed dem jüngern modelliert) und der Schloßplatz mit dem Reithaus, den Arkaden, dem Theater, dem Palais des Herzogs von Edinburg und der ehernen Bildsäule des Herzogs Ernst I. (von Schwanthaler). Unter den sechs Kirchen zeichnen sich die St. Moritzkirche (mit ihrem 85 m hohen Turm und dem Epitaphium des unglücklichen Herzogs Johann Friedrich des Mittlern) sowie die neue katholische Kirche aus. Das Residenzschloß (die "Ehrenburg" genannt, 1549 an der Stelle eines Barfüßerklosters erbaut, 1693 nach einem Brand erneuert) enthält unter anderm einen ornamentenreichen Riesensaal, eine schöne Hofkirche, wertvolle Bildergalerie und einen prächtigen Söller. Im Hofgarten sind das herzogliche Palais und das Mausoleum des Herzogs Franz und seiner Gemahlin Auguste sehenswert. Unter den übrigen Gebäuden sind hervorzuheben: das Zeughaus mit der herzoglichen Bibliothek von 60,000 Bänden, mehrere Schulgebäude, das sogen. Augustenstift, das Theater, der Marstall, das neue Schlachthaus, die große Aktienbierbrauerei, mehrere Villen und Privatgebäude, das neue Land-Krankenhaus, die Kaserne vor der Stadt etc. Ein Kriegerdenkmal in frühgotischem Stil steht auf dem Ernstplatz. Auf dem neuen, vortrefflich gepflegten Gottesacker am Glockenberg befindet sich das neue fürstliche Erbbegräbnis in byzantinischem Stil. Die Zahl der Einwohner beträgt (1885) mit der Garnison (1 Füsilierbat. Nr. 95) 16,210, darunter 769 Katholiken und 195 Juden. Die Industrie ist lebhaft. K. hat mechanische Webereien und Spinnereien, Maschinen-, Farben-, Zement-, Porzellan- und Möbelfabrikation, Dampfsägewerke, Marmorschleiferei, Holzschnitzerei, Wagen-, Korbwaren-, Korsett-, Seifen- und Lichtefabriken, Mälzerei etc. Besondere Bedeutung hat die Bierbrauerei, renommiert ist auch die Theaterdekorationsmalerei. Neben dem Kleinhandel hat sich in neuerer Zeit auch ein bedeutender Holz-, Getreide-, Gemüse- und Korbwarenhandel in die Stadt gezogen. Dem Geldverkehr dienen sechs Bankgeschäfte. K. ist Sitz des herzoglichen Staatsministeriums, eines Landratsamtes, eines Amtsgerichts mit Kammer für Handels- und Strafsachen und hat ein Gymnasium, eine Realschule, eine Baugewerkschule, ein Schullehrerseminar, eine Taubstummenanstalt, ein Waisenhaus, Bürgerhospital, Landkrankenhaus etc. Auf der Nordostseite der Stadt und mit dieser durch schöne Anlagen verbunden liegt die alte, geschichtlich denkwürdige Feste K., deren Restauration 1838 begonnen wurde. Sie besteht aus dem alten eigentlichen Schloß, das seit 1782 bis zur Restauration als Zucht- und Arbeitshaus diente, dem sogen. Langen Bau (mit den herzoglichen, besonders an Vögeln sehr reichen Naturaliensammlungen), dem ehemaligen Zeughaus, dem neuen Wirtschaftsgebäude und dem Fürstenbau. Letzterer ist vollständig nach dem Geschmack seiner Entstehungszeit wiederhergestellt und reich an kunstvollen Wandverzierungen, von denen die Freskomalereien von Heinrich Schneider hervorzuheben sind. Sehenswert sind besonders der Waffensaal, geschmackvoll geordnet und nicht arm an historisch wichtigen Stücken (wie Thomas Münzers Schwert etc.), das Lutherzimmer (mit den Bildnissen der berühmtesten Reformatoren und dem der Katharina v. Bora) und die Gewehrkammer; auch enthält der Bau eine reiche Kupferstichsammlung (über 200,000 Blatt), eine Autographen- und eine Münzsammlung. Die sogen. Hohe Bastei auf der Feste gewährt einen umfassenden Rundblick. In der Nähe von K. sind ferner bemerkenswert: die Kapelle und die Platte mit schönen Spaziergängen, der Eckardtsberg, die herzoglichen Lustschlösser Kallenberg und Rosenau, das Palais des verstorbenen Herzogs Ernst von Württemberg und das Dorf Neuses, der ehemalige Wohnsitz des Dichters Rückert mit dessen Kolossalbüste (von Conrad). - Namen und Ursprung soll die Stadt von der Feste K. haben, die zur Zeit König Heinrichs I. erbaut sein soll; der Stadt K. selbst geschieht erst in einer Urkunde von 1207 Erwähnung. Seit 1245 war sie Sitz einer Linie der Grafen von Henneberg und ging zu Ende des 14. Jahrh. durch Heirat an die Markgrafen von Meißen über. Unter dem Herzog Johann Ernst von Sachsen wurde 1547 die Residenz in die Stadt verlegt, das Bergschloß, auf dem sich Luther während des Reichstags zu Augsburg 1530 aufhielt, zu einer Festung umgewandelt. Militärische Bedeutung hatte dieselbe noch zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs, wo sie 1632 tapfer gegen Aldringer und Wallenstein verteidigt wurde und erst nach viermonatlicher Belagerung sich 1635 dem kaiserlichen General Lamboy übergab. Kurz nach Johann Kasimirs Tod verlor K. die Residenz und erhielt sie erst 1735 für längere Zeit zurück. Durch den Einfluß des Prinzen Friedrich Josias von K. wurde die 1806 von den Franzosen über K. verhängte Plünderung verhindert. Vgl. v. Zehmen, Die Feste K. (kriegsgeschichtlich, Gotha 1856); Genée, Stadt und Feste K. (Kob. 1866); Wittmann, K., Stadt und Feste, nebst Umgegend (das. 1882).

^[Abb.: Wappen von Koburg.]

Koburger, Anton, s. Koberger.

Koburg-Kohary, s. Kohary.

Kobus, s. v. w. Wasserbock, s. Antilopen, S. 639.

Kobylin, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, Kreis Krotoschin, unweit der Orla, hat 2 katholische und eine evang. Kirche, eine Synagoge, Viehmärkte und (1885) 2275 meist kath. Einwohner.

Koccinellen, s. v. w. Marienkäfer.

Koccionelle, s. v. w. Kochenille.

Koch, bei naturwissenschaftl. Namen für Wilhelm Daniel Joseph Koch (s. d. 4) oder Karl Koch (s. d. 7) oder für C. L. Koch, geb. 22. Sept. 1778 zu Kusel, gest. 23. Aug. 1857 in Nürnberg als Kreisforstrat; schrieb: "Die Pflanzenläuse Aphiden" (Nürnb. 1854-57); "Die Myriapoden" (Halle 1863).

Koch, 1) Heinrich Gottfried, Schauspieler und Theaterunternehmer, geb. 1703 zu Gera, studierte einige Jahre Jurisprudenz in Leipzig, trat 1728 in die Neubersche Gesellschaft daselbst ein, in der er nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Theaterdichter und Dekorationsmaler eins der wertvollsten Mitglieder war (auch von Lessing hoch geschätzt), wandte sich 1748 nach Wien und gründete 1749 eine eigne Gesellschaft in Leipzig, die unter anderm 1756 Lessings "Miß Sara Sampson" zum erstenmal zur