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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Koch

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Koch.

Aufführung brachte. Als sich dieselbe 1756 bei Ausbruch des Kriegs auflöste, trat K. an die Spitze der Schauspielertruppe in Hamburg (deren Mitglied Ekhof war), kehrte aber 1766 nach Leipzig zurück, wo er das neuerbaute Schauspielhaus mit E. Schlegels "Hermann" eröffnete. 1768 begab er sich auf Einladung der Herzogin Amalie nach Weimar, 1770 wieder nach Leipzig und von da nach Berlin, wo er 3. Jan. 1775 starb. Kochs ernstes Streben ging dahin, das deutsche Theater zu einer wirklichen Kunstanstalt zu erheben. An die Stelle der bisher beliebten faden Burlesken setzte er sogen. Intermezzos oder Zwischenspiele, kurze musikalisch-dramatische Darstellungen, die sich lange in Gunst erhielten, und führte 1752 in Leipzig die erste komische Operette ("Der Teufel ist los", von Chr. F. Weiße) zu Gottscheds Leidwesen mit unerhörtem Beifall auf.

2) Christoph Wilhelm von, ausgezeichneter Historiker und Publizist, geb. 9. Mai 1737 zu Buchsweiler im Elsaß, studierte zu Straßburg die Rechte und Geschichte, übernahm nach dem Tod Schöpflins die Verwaltung der von demselben hinterlassenen Bibliothek sowie die Leitung der von Schöpflin gegründeten Lehranstalt des Staatsrechts und der damit verwandten Wissenschaften und ward 1779 zum Professor des deutschen Staatsrechts daselbst ernannt sowie 1780 von Joseph II. in den Reichsadelstand erhoben. Nach Ausbruch der Revolution ging er 1789 als Deputierter der Elsässer Protestanten nach Paris und erlangte von der Konstituierenden Versammlung durch das Dekret vom 17. Aug. 1790 die Anerkennung der bürgerlichen und religiösen Rechte des protestantischen Elsaß. In der gesetzgebenden Nationalversammlung, zu deren Mitglied er vom Departement des Niederrheins gewählt war, zeichnete er sich durch standhafte Verteidigung der Grundsätze des Rechts und der Ordnung aus, lebte während der Herrschaft des Konvents in Straßburg, wo er die Jakobiner bekämpfte, und kam dadurch in Haft, aus der ihn erst Robespierres Fall befreite. Seit 1795 hielt er wieder seine Vorlesungen. Durch einen Senatsbeschluß von 1802 ward er zum Mitglied des Tribunats ernannt. 1810 ward er Mitglied des Generalkonsistoriums und Ehrenrektor der Universität. Er starb 25. Okt. 1813 in Straßburg. Von seinen Schriften nennen wir: "Tableau des révolutions de l'Europe dans le moyen-âge" (Laus. 1771; neue Aufl., Par. 1809, 3 Bde.; das. 1813, 4 Bde.), von Schöll bis auf die Restauration der Bourbonen fortgeführt (Straßb. 1790, 3 Bde.); "Sanctio pragmatica Germanorum illustrata" (1789); "Abrégé de l'histoire des traités de paix depuis la paix de Westphalie" (Basel 1797, 4 Bde.); "Tables des traités entre la France et les puissances étrangères, depuis la paix de Westphalie jusqu'à nos jours" (das. 1802, 2 Bde.), ebenfalls von Schöll vervollständigt (Par. 1817-18, 15 Bde.); "Tables généalogiques des maisons souveraines du Nord et de l'Ouest de l'Europe" (Straßb. 1782, Par. 1802).

3) Joseph Anton, Maler und Radierer, geb. 27. Juli 1768 zu Obergibeln bei Elbigenalp im Tiroler Lechthal, war erst Hirtenknabe, kam 1785 durch Empfehlung des Bischofs Umgelder auf die Karlsschule zu Stuttgart, entfloh aber 1791 der strengen Zucht und gelangte nach längerm Aufenthalt in Straßburg und der Schweiz 1795 nach Rom, wo er mit Carstens bekannt wurde, an dessen klassizistische Richtung er sich anschloß. In der Landschaft waren außerdem Poussin und Claude Lorrain seine Vorbilder. Da er seine Landschaften mit Figuren aus der Mythologie und der Heldengeschichte staffierte und erstere mit den Figuren in Einklang brachte, wurde er der Schöpfer der neuern heroischen oder historischen Landschaft. In den ersten Jahren seines Aufenthalts in Rom radierte er die Blätter zu Carstens' "Les Argonautes, selon Pindare, Orphée et Apollonius de Rhode" (Rom 1799). Auch radierte er 20 Blätter italienischer Landschaften sowie ein großes Blatt, den Schwur der Franzosen bei Millesimo darstellend, und zeichnete 14 Blätter nach Dante und 36 nach Ossian. Im J. 1805 lieferte er zu einem Teil der Werke A. v. Humboldts die Ansichten, z. B. von Peru, den Kordilleren etc. Dieser Zeit gehören auch die Landschaften mit dem Opfer Noahs (München, Pinakothek), mit Hylas, Polyphem, Nausikaa, Apollon, Diana und Macbeth und den Hexen, der Schmadribachfall und der Tiroler Landsturm an. 1812 trieb ihn Mangel an Verdienst nach Wien, wo er bis 1815 eine ausgedehnte Thätigkeit entfaltete. Hier entstanden die Landschaften: Kloster San Francesco bei Civitella, Olevano und das Tiberthal. Nach Rom zurückgekehrt, malte er dort unter anderm vier Fresken im Dantezimmer der Villa Massimi (1824-29). Er war Jahrzehnte hindurch der Mittelpunkt des deutschen Kunstlebens in Rom und übte durch seine originelle Persönlichkeit einen bedeutenden Einfluß auf die jüngere Generation. Sein derber Humor und seine Kampfeslust spiegeln sich in der satirischen, gegen unberechtigte Kritik und falsche Kunstkennerschaft gerichteten Schrift "Moderne Kunstchronik oder die rumfordische Suppe, gekocht und geschrieben von J. A. K." (Stuttg. 1834). In seinen letzten Jahren litt er bittere Not. Eine ihm beim Wiener Hof durch Cornelius ausgewirkte Pension konnte er nur kurze Zeit genießen, da er bereits 12. Jan. 1839 in Rom starb. Vgl. Frimmel, Jos. Ant. K. (in Dohmes "Kunst und Künstler des 19. Jahrhunderts", Leipz. 1884).

4) Wilhelm Daniel Joseph, Botaniker und einer der berühmtesten Floristen, geb. 5. März 1771 zu Kusel, studierte in Jena und Marburg Medizin und erhielt 1795 das Physikat zu Trarbach und 1798 das von Kaiserslautern. Daneben beschäftigte er sich eifrig mit Naturgeschichte. Zunächst gab er "Entomologische Hefte" (Frankf. 1803, 2 Lfgn.) heraus, dann schrieb er mit Zitz eine Flora der Pfalz: "Catalogus plantarum florae palatinae" (1814), und besorgte die neue Bearbeitung von Rohlings "Deutschlands Flora". 1824 ward er als Professor der Medizin und Botanik nach Erlangen berufen, wo er 14. Nov. 1849 starb. Sein Hauptwerk ist die "Synopsis florae germanicae et helveticae" (Frankf. a. M. 1837; 3. Aufl., Leipz. 1857), welche auch im Auszug erschien als "Taschenbuch der deutschen und schweizer. Flora" (8. Aufl. von Hallier, das. 1881).

5) Christian Friedrich, juristischer Praktiker, Neubegründer der preußischen Rechtswissenschaft, geb. 9. Febr. 1798 zu Mohrin in der Neumark, studierte die Rechte in Berlin, ward 1825 Kammergerichtsreferendar, 1828 Assessor des Appellationsgerichtshofs zu Köln, 1829 des Oberlandesgerichts zu Marienwerder, 1832 Direktor des Land- und Stadtgerichts zu Kulm, 1834 zu Großglogau, 1835 Oberlandesgerichtsrat zu Breslau, 1840 Direktor des Land- und Stadtgerichts zu Halle a. S. und 1841 des Fürstentumsgerichts zu Neiße. Nach Übernahme des Justizministeriums durch Bornemann (1848) von diesem nach Berlin berufen, um die neue Zivilprozeßordnung zu entwerfen, fungierte er eine Zeitlang als Hilfsarbeiter beim Obertribunal, mußte jedoch bei der Durchführung der Gerichtsorganisation