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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Köln

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Köln (Stadt).

erhob die Akademie zu Bonn zur Universität und hielt seine Gerechtsame dem Papst gegenüber mit Energie aufrecht. Er mußte indessen infolge der französischen Revolution schon 1794 das Erzstift verlassen. und starb 27. Juli 1801. Um die Existenz des Erzstifts zu retten, wählte das Domkapitel zwar den Erzherzog Amadeus Viktor zu seinem Nachfolger; allein durch den Lüneviller Frieden 1801 wurde jenes säkularisiert, und der Teil auf dem linken Rheinufer fiel an Frankreich, während die auf dem rechten Rheinufer gelegenen Reste, mit Ausnahme der Ämter Altenwied und Neuenburg, welche der Fürst von Wied-Runkel erhielt, an Nassau-Usingen fielen. Das Herzogtum Westfalen kam an Hessen-Darmstadt und die Grafschaft Recklinghausen an den Herzog von Arenberg, 1811 an den Großherzog von Berg. Die am linken Rheinufer gelegenen zum Erzstift gehörenden Pfarreien wurden dem Bistum Aachen, die auf dem rechten den Generalvikaren in Deutz und Arnsberg unterstellt.

Im ersten Pariser Frieden 1814 mußte Frankreich auch den bisher französischen Anteil des Erzstifts K. zurückgeben; derselbe ward Preußen zugeteilt, desgleichen die auf dem rechten Rheinufer gelegenen Reste des Erzbistums, welche Nassau besessen hatte, die Grafschaft Recklinghausen und das Herzogtum Westfalen. Bei der neuen Organisation des Erzstifts auf Grund der päpstlichen Bulle "De salute animarum" 1821 wurden die Bestandteile des wieder aufgehobenen Bistums Aachen sowie die an Preußen gefallenen Diözesen Lüttich und Roermonde und die früher zum Sprengel von K. gehörigen Kirchen, außer Recklinghausen, Westfalen etc., zu dem neuen Erzstift geschlagen und demselben die Bistümer Trier, Münster und Paderborn unterstellt sowie der Freiherr Joseph Anton, Graf Spiegel zum Desenberg und Canstein, im Dezember 1824 zum Erzbischof von K. ernannt und im Juni 1825 als solcher eingesetzt, ein wissenschaftlich gebildeter und freisinniger Mann, der viel für Einleitung eines bessern Einvernehmens zwischen den Katholiken und Protestanten in seinem Sprengel, Hebung des Schulwesens und Forderung der Künste und Wissenschaften that. Ihm folgte 1835 Klemens August, Freiherr v. Droste zu Vischering (s. d.), vorher Weihbischof zu Münster, in mehrfacher Hinsicht das Gegenstück zu seinem Vorgänger. Der Streit über gemischte Ehen (Kölnischer Kirchenstreit) gab dem Staat Veranlassung einzuschreiten und endigte 1837 mit der Amtssuspension des Erzbischofs. Das Erzbistum ward nun vom Domkapitel mittels eines Verwesers und Kapitelvikars, Hüsgen, verwaltet, dem auch im Mai 1838 die päpstliche Sanktion erteilt ward. Später (1841) wurde mit Zustimmung des Erzbischofs Droste zu Vischering der Bischof Johannes v. Geissel (s. d.) zu Speier zum Koadjutor cum jure succedendi ernannt, der 1842 sein Amt antrat, ein ruhiges Verhalten beobachtete und nach seines Vorgängers Tod 1. Jan. 1846 demselben in der Würde als Erzbischof von K. folgte. Ihm folgte 1864 der Bischof von Osnabrück, Paul Melchers (s. d.), der auf dem vatikanischen Konzil eine traurige Rolle spielte und sich nicht scheute, nach seiner Rückkehr die Geistlichen zur Unterwerfung unter eine Lehre zu zwingen, die er in Rom selbst bekämpft hatte. Ein Märtyrer eigner Art, verließ er ohne jede Veranlassung im Herbst 1875 seine Diözese und wurde 12. Juli 1876 durch den Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten abgesetzt. Nachdem er zum Kardinal erhoben worden, verzichtete er auf sein erzbischöfliches Amt, und im Einverständnis mit der preußischen Regierung ernannte der Papst 1885 den Bischof Krementz zum Erzbischof von K. Vgl. Binterim und Mooren, Die alte und neue Erzdiözese K. (Mainz 1828-31, 4 Tle.); Mering, Die Bischöfe und Erzbischöfe von K. (Köln 1842-44, 2 Bde.); Ennen, Geschichte der Reformation in der Erzdiözese K. (das. 1849); Derselbe, Frankreich und der Niederrhein oder Geschichte von Stadt und Kurstaat K. seit dem Dreißigjährigen Krieg bis zur französischen Okkupation (das. 1855, 2 Bde.); Podesta, Sammlung der Verordnungen etc. seit der Wiederherstellung des Erzbistums K. (das. 1851); Walter, Das alte Erzstift und die Reichsstadt K. Entwickelung ihrer Verfassung vom 15. Jahrhundert bis zu ihrem Untergang (Bonn 1866); Hennes, Der Kampf um das Erzstift K. zur Zeit des Kurfürsten Gebhard Truchseß (das. 1878); Podlech, Geschichte der Erzdiözese K. (Mainz 1879); Maurenbrecher, Die preußische Kirchenpolitik und der Kölner Kirchenstreit (Stuttg. 1881).

Köln (Cöln, K. am Rhein, franz. Cologne; hierzu der Stadtplan und zwei Tafeln "Dom zu Köln"), Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks (s. unten) und Festung in der preußischen Rheinprovinz, ehedem mächtige freie Reichs- und Hansestadt sowie Sitz einer Universität und einer berühmten Malerschule, jetzt einer der reichsten und blühendsten Industrie- und Handelsplätze des Deutschen Reichs, liegt in Form eines gewaltigen Halbkreises unmittelbar am linken Ufer des Rheins, 44,7 m ü. M. Die Stadt war bis vor kurzem landwärts von einer aus dem 12. und 13. Jahrh. herrührenden Mauer (mit acht Thoren) eingeschlossen, welche jede räumliche Erweiterung verhinderte. Es ist deshalb für Kölns Zukunft von hervorragender Bedeutung, daß 1881 durch einen Vertrag mit der Reichsregierung die alten Festungswerke für 11 4/5 Mill. Mk. von der Stadt erworben wurden; dadurch wurde das früher nur 397 Hektar betragende Areal um 122½ Hektar erweitert und stieg inkl. der sich anschließenden Privatterrains auf 849 Hektar. In den Jahren 1881-85 wurden die alten Festungswerke abgetragen u. auf dem neugewonnenen Terrain Straßen angelegt, in welchen bis 1886 über 800 Neubauten entstanden. Über den Rhein nach dem gegenüberliegenden Deutz führen eine Schiff- und eine feste eiserne Brücke, letztere 1855-59 nach dem Entwurf des Wasserbauinspektors Wallbaum mit einem Kostenaufwand von ca. 12 Mill. Mk. erbaut, von 6 Türmen flankiert u. auf der Deutzer Seite mit dem Standbild des Königs Wilhelm (von Drake), auf der Kölner mit dem Friedrich Wilhelms IV. (von Bläser) geschmückt (die alte Schiffbrücke ward 1822 an Stelle der seit 1674 bestehenden fliegenden Brücke errichtet). Unter den Plätzen der Stadt sind der Alte und der Heumarkt, der Appellhof- und der Wallrafplatz, der Georgsplatz, Gereonhof und besonders der mit vierfacher Baumreihe besetzte Neumarkt hervorzuheben; unter den Straßen die Severinsstraße, Hochstraße (Mittelpunkt des Geschäftslebens), die Marzellen-, Eigelstein-, Bayen- und Gereonstraße.

[Kirchliche Bauwerke.] K. ist an prächtigen romanischen Kirchen reicher als jede andre Stadt der Welt. Von ihnen sind folgende hervorzuheben: Santa Maria in Capitolio, 1049 vom Papst Leo IX. eingeweiht; eine Pfeilerbasilika, verbunden mit einem weit gedehnten Chorbau, in welchem byzantinisie-^[folgende Seite]

^[Abb.: Wappen von Köln]