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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Konstantinehafen; Konstantínograd; Konstantinopel

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Konstantinehafen - Konstantinopel.

den sie bis heute behalten hat. Vermöge ihrer starken Befestigungswerke, die größtenteils von Konstantin herrührten, widerstand sie allen Stürmen, von welchen das nördliche Afrika während des Mittelalters heimgesucht ward. Selbst die Vandalen im 5. Jahrh. vermochten sie nicht zu nehmen, so daß sie Belisar, Justinians Feldherr, unversehrt fand. Die Araber bemächtigten sich ihrer 710. Noch im 12. Jahrh. wird die Stadt von arabischen Geographen als eine der reichsten und festesten Städte des nördlichen Afrika geschildert. 1520 kam sie unter die Botmäßigkeit Algiers und wurde von Beis beherrscht, welche der Dei von Algier ernannte. Der letzte dieser Beis, Achmed, hatte sich schon vor dem Fall Algiers zum fast souveränen Herrn von K. zu machen gewußt und wollte auch nach dem Fall Algiers 1830 sich gegen die Franzosen behaupten. Eine Expedition derselben im Spätherbst 1836 schlug fehl, und erst 13. Okt. 1837 wurde die Stadt, nachdem der General Damrémont (12. Okt.) angesichts der bereits geöffneten Bresche gefallen, vom General Valée im Sturm genommen. Vgl. Régis, Constantine. Voyages et séjours (Par. 1880); Kobelt, Reiseerinnerungen aus Algerien und Tunis (Frankf. a. M. 1885).

Konstantinehafen, Hafen in Deutsch-Neuguinea, in der Astrolabebai, an welchem 1886 eine Niederlassung errichtet wurde, die von Bedeutung zu werden verspricht, da östlich derselben sich eine große Ebene mit ertragfähigem Kulturboden hinzieht und die in der Nähe angesessenen Eingebornen sich als freundliche Nachbarn zeigen.

Konstantínograd, Kreisstadt im kleinruss. Gouvernement Poltawa, an der Berestowaja, mit 3 griechisch-kath. Kirchen, einem lutherischen und jüd. Bethaus, deutscher Volksschule, Schule für Bienenzüchter und (1881) 4314 Einw. Die deutschen Kolonisten beschäftigen sich mit Weberei von grobem Soldatentuch.

Konstantinopel (hierzu der Stadtplan), türk. Stambul, auch Deri-Seadet, "Pforte der Glückseligkeit", oder Kostantanieh, griech. Konstantinúpolis, levantisch-ital. Cospoli, von den Slawen Zarigrad, "Kaiserstadt", genannt, die Hauptstadt des osmanischen Reichs und Residenz des Sultans, liegt unter 41° nördl. Br. und 28° 58' östl. L. v. Gr. auf der europäischen Küste am südlichen Eingang zum Bosporus und zwar amphitheatralisch auf der dreieckigen Landzunge, welche im N. von einer schmalen Bucht, dem Goldenen Horn, im O. vom Bosporus, im S. vom Marmarameer eingeschlossen ist, und deren Westseite mit dem Festland Rumeliens zusammenhängt. Auf ihrer östlichsten Spitze trägt diese Halbinsel das Serail; das Ganze mag ca. 18 km im Umfang haben. Nach NW. hin schließt sich längs des Goldenen Horns die Vorstadt Ejub an. Jenseit des Goldenen Horns liegen die Vorstädte Pera, Galata, Top-Hane, Kassim Pascha, die Werften (Ters-hane), Hasköj, Südlüdsche; auf der asiatischen Küste jenseit des Bosporus befinden sich Skutari und Kadiköj (das alte Chalcedon), die ebenfalls als Vorstädte Konstantinopels betrachtet werden (s. unten). Das Goldene Horn (im Altertum Chrysokeras genannt), der Marktplatz zweier Weltteile, einer der größten und sichersten Ankerplätze der Erde und zugleich von solcher Tiefe, daß sich die schwersten Kriegsschiffe fast überall dicht an das Ufer legen können, ist an der Mündung zwischen der Serailspitze u. Top-Hane über 600 m breit, in der Mitte ungleich ausgeweitet, bis zur innersten, stark gekrümmten Spitze aber, wo zwei unversiegbare Bäche, Alibei-Su (der alte Kydaris) und Kiaghat-Hane-Su (Barbyses), einströmen, fast 7 km lang und von der Natur so eingerichtet, daß sich infolge der reinigenden Strömung, die, bei der Serailspitze eindringend, den Golf umkreist, kein Flußschlamm darin anhäufen kann. Zwei Schiffbrücken verbinden Galata und Stambul. Der Hafen zerfällt in drei Teile: den für Dampfschiffe vor der östlichen Brücke, den Handelshafen zwischen den beiden Brücken und den Kriegshafen jenseit der innern Brücke. Trotz seiner gesunden Lage ist K. kein durchaus gesunder Aufenthalt. Infolge der Unreinlichkeit der Straßen, die übrigens im Griechen- und Armenierquartier größer ist als in den von Türken bewohnten Stadtteilen, kommen häufig Fieber, infolge des plötzlichen Temperaturwechsels Ruhr, gastrische Leiden und Lungenkrankheiten vor. Der Winter beginnt mit dem Dezember und ist gewöhnlich nicht streng; es fällt zwar Schnee, doch bleibt er selten mehrere Tage hindurch liegen; der Sommer ist infolge der beständig vom Schwarzen Meer wehenden Nordwinde nicht so heiß, als es die südliche Lage der Stadt erwarten läßt. Der Frühling tritt spät ein und ist die unfreundlichste Jahreszeit, der Herbst aber ist außerordentlich mild und schön. Im abschreckenden Gegensatz zu der herrlichen Lage der Stadt, welche, auf sieben Hügeln hingebreitet, mit ihren von Baumgruppen unterbrochenen und von zahllosen Kuppeln und Minarets überragten Häusermassen, besonders vom Meer aus gesehen, den imponierendsten Anblick gewährt, steht deren Inneres, das in zahllosen engen, krummen und schmutzigen, schlecht oder gar nicht gepflasterten Gassen nur wenige und unbedeutende öffentliche Plätze, unzählige elende, von Holz und Lehm erbaute Hütten neben wenigen Prachtgebäuden, ganze Strecken voller Trümmer und Brandstätten und andre öde Plätze aufweist. Erst in der neuesten Zeit fing man unter Leitung "fränkischer" (d. h. westeuropäischer) Baumeister an, etwas besser und in Stein zu bauen. Auch hat der Bau einer Eisenbahn vom Serail längs der Küste des Marmarameers nach W. und die Anlegung von Pferdebahnen mehr Licht und Luft in die Stadt gebracht.

Stadtteile, Bauwerke.

[Mauern, Thore, Plätze.] Das eigentliche K. ist von Ringmauern umgeben, die aber, namentlich an der dem Meer zugekehrten Seite, teilweise in verfallenem Zustand sind. Die durch Türme flankierten Theodosianischen Mauern auf der Landseite bilden eine dreifache Umwallung; die dazwischen befindlichen Gräben aber sind in Gärten mit Obstbäumen, Cypressen und Platanen verwandelt. Die innerste und zugleich am höchsten gelegene Mauer ist 6 m dick und 19 m hoch, während die Türme bis zu 25 m ansteigen. Unmittelbar vor den Mauern dehnen sich weithin mohammedanische und armenische Kirchhöfe aus. K. hat auf der europäischen Seite 16 Vorstädte und zählt außer 9 Pforten 29 Thore und zwar 14 auf der Hafenseite, 8 auf der Landseite und 7 auf der Seeseite. Unter den Thoren ist das merkwürdigste Top-Kapussi, durch welches 1453 die stürmenden Türken eindrangen, und wo der letzte Paläolog, Konstantin XI., kämpfend fiel. Unter den öffentlichen Plätzen (Meidan) der Stadt ist der berühmteste der Atmeidan ("Roßplatz"), der ehemalige Hippodrom, ein längliches Viereck von 250 Schritt Länge und 150 Schritt Breite, von den Cäsaren Severus und Konstantin angelegt. Von seiner ehemaligen Pracht zeugen noch der ägyptische Obelisk Theodosius' II. aus grobkörnigem Granit, 30 m hoch, mit Hieroglyphen und einer reliefgeschmückten byzantinischen Basis aus weißem Marmor versehen, und die kahle Säule des Konstantinos Porphyrogennetos, deren bronzene Relief-^[folgende Seite]