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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Korallenschlange; Korallenschmuck; Korallenschwamm; Korallenwurzel; Korallien; Korallin; Korallineen; Korallpolypen

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Korallenschlange - Korallpolypen.

dings mannigfaltige Bedenken seitens Dana, Jukes, Couthouy, Semper, besonders aber von Murray, dem Zoologen der Challenger-Expedition, erhoben worden, und zwar spitzen sich diese Einwürfe darin zu, daß das nahe Nebeneinandervorkommen der verschiedenen Formen der Korallenbildungen sich nach Darwin nur schwer erklären lasse, und daß dessen Hypothese die Existenz großer Senkungsgebiete an Stellen voraussetze, wo sich keine sonstigen Beweise für vorhandene Senkungen beibringen lassen, ja mitunter geradezu Hebungen nachweisbar sind. Murray erinnert daran, daß das Hauptnahrungsmittel der Korallen der kohlensaure Kalk ist, der durch pelagische Organismen abgeschieden wird und nach dem Tode derselben dem Meer wieder anheimfällt. Wo aber, wie namentlich in größerer Tiefe, ein bedeutenderer Gehalt an Kohlensäure im Meerwasser vorhanden ist, verschwinden diese kalkigen Reste durch Auflösung, während sie sich an einzelnen Stellen, namentlich auf Erhöhungen des Meeresgrundes, welche meist vulkanischen Ursprungs sind, in großen Mengen aufhäufen. Ragen solche Erhöhungen bis zur Lebenszone der Korallen empor, so bieten sie der Ansiedelung derselben ein ganz besonders günstiges Terrain. Bauen nun solche Polypen nach der Oberfläche zu, so werden die randständigen Individuen wegen der ihnen vom Meere reichlichst zugehenden Fülle von Lebensmitteln in bedeutendem Vorteil gegen die im Innern stehenden sein, eine Differenz, welche um so mehr ins Gewicht fällt, je größer das Riff ist, da ja bei quadratischer Zunahme der Fläche die Peripherie nur arithmetisch wächst. Das führt zum Absterben der innern Individuen, die dann der lösenden Kraft des Meerwassers anheimfallen, wodurch im Zentrum eine sich mehr und mehr vergrößernde Lagune entsteht, während das Riff meerwärts wächst. Ganz ähnliche Verhältnisse müssen sich bei jedem breitern Saumriff abspielen, bei welchem die landwärts stehenden Polypenstöcke die benachteiligten sind, und welches sich dadurch in ein Dammriff verwandelt. Alle diese Formen sind also von der Bewegung des Untergrundes unabhängig u. können sich ebensowohl auf stationärem, als sinkendem, als hebendem Boden ausbilden. Daß sich in geologischer Vorzeit Riffbildungen zahlreich vollzogen haben, beweisen die mitunter vorzüglich erhaltenen Korallenkalke der verschiedensten Formationen, schon mit der ältesten der petrefaktenführenden, der silurischen, beginnend. Nur darf an das Auffinden solcher prähistorischer Korallenriffe in andern als tropischen Gegenden nicht sofort die Folgerung angeknüpft werden, daß zur Bildungszeit der Riffe auch an diesen Stellen ein tropisches Klima geherrscht habe: handelt es sich doch bei diesen Korallen früherer Formationen nur um sehr entfernte Verwandte unsrer heutigen riffbauenden Polypen, so daß der tropische Charakter der heutigen Korallen nicht auf die frühern sofort übertragbar ist. Vgl. Darwin, The structure and distribution of coral-reefs (deutsch von Carus, 2. Aufl., Stuttg. 1876); Dana, Corals and coral-islands (Lond. 2. Aufl. 1879).

Korallenschlange (Elaps corallinus Prz. Wied), Schlange aus der Unterordnung der Giftschlangen und der Familie der Prunkottern (Elapidae), 60-70 cm lang, zinnoberrot, mit 16-19 schwarzen, 10-14 mm breiten, rundum laufenden Ringen, die durch einen schmalen grünlichweißen Ring von der roten Grundfarbe getrennt sind. Das Rot und Grün ist schwarz punktiert, der Vorderkopf bläulichschwarz. Die K. lebt in Waldungen und Gebüschen Brasiliens und Mexikos, ausschließlich auf dem Boden, nährt sich von kleinen Tieren und ist völlig ungefährlich. Die verwandte Schoß- oder Mädchenschlange (E. higiae) tragen die Mädchen als kühlenden Halsschmuck.

Korallenschmuck, s. Schmucksachen. ^[richtig: Schmuck.]

Korallenschwamm, s. Clavaria.

Korallenwurzel, s. Polypodium.

Korallien (spr. -iäng), s. Juraformation.

Korallin, s. Rosolsäure u. Phenylfarbstoffe.

Korallineen, Familie der Algen (s. d.), aus der Ordnung der Florideen.

Korallpolypen (Anthozoa, Polypen), Klasse der Cölenteraten (s. d.). Ihr Körper (s. Fig. 1 u. 2) besteht in der einfachsten Form aus einem an seinem hintern Ende festgewachsenen Sack mit einer vordern Öffnung M, die von einem Kranz von Fühlfäden oder Tentakeln T umstellt ist. Letztere dienen zum Greifen der Beute und sind zu deren Lähmung reichlich mit Nesselorganen (s. Cölenteraten) versehen. Die genannte Öffnung fungiert sowohl als Mund wie als After und läßt auch die Säfte gewisser Drüsen und die Geschlechtsprodukte austreten. Sie führt direkt in eine Art von Speiseröhre, die wiederum durch eine hintere verschließbare Öffnung mit dem Magen, in welchem die Verdauung stattfindet, in Verbindung steht. Dieser ist aber keine einfache Höhlung, sondern zerfällt durch zahlreiche Scheidewände, die sogen. Mesenterialfalten, in viele Taschen, welche am Hinterende des Tiers miteinander kommunizieren und sich auch in Form von Kanälen in die Körperwandungen sowie in die hohlen Tentakeln fortsetzen. So zirkuliert die im Magen aus den Speisen gewonnene Nährflüssigkeit direkt im ganzen Körper, ohne Dazwischenkunft besonderer Blutgefäße, und zwar geschieht dies nicht nur durch Kontraktionen der einzelnen Körperteile, sondern auch durch die Flimmerbewegung, welche die Zellen des Magens und der Kanäle hervorbringen. Man unterscheidet am Leib der K. drei Schichten, nämlich die aus Flimmerzellen bestehende Magenwand, das Entoderm, ferner die äußere Haut oder das Ektoderm und das zwischen beiden gelegene Mesoderm (vgl. Cölenteraten); letzteres wird oft sehr dick. Die Ge-^[folgende Seite]

^[Abb.: Fig. 1. Fig. 2. Korallpolypen. Fig. 1. Blastotrochus nutrix. Fig. 2. Edelkoralle (Corallium rubrum). K Knospe, M Mund, P Polyp, T Tentakeln.]