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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Koßwa; Kossyra; Kost; Kostajnica; Kostbeere; Kostel; Kostel.; Kosten; Köstendil; Kostenwert; Köster; Kostgeld; Kösting

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Koßwa - Kösting.

Emigration nach Sardinien, um von dort aus die allgemeine Insurrektion Ungarns anzubahnen; doch verhinderten die Friedenspräliminarien von Villafranca den Ausbruch derselben, und K. kehrte hierauf nach London zurück, wo er, obwohl seine agitatorische Thätigkeit fortsetzend, sich doch seitdem wenig bemerklich machte. 1867 erlangte er durch die Krönungsamnestie das Recht zur Rückkehr nach Ungarn und wurde 1867 und nochmals 1877 in den Reichstag gewählt. Doch lehnte K. ab, da er sich nicht dazu entschließen mochte, das geltende Staatsgrundgesetz zu beschwören, und beteiligte sich nur zuweilen durch offene Briefe an den öffentlichen Angelegenheiten Ungarns. Er lebt jetzt in Turin. 1880 begann er "Meine Schriften aus der Emigration" in ungarischer und englischer Sprache (deutsch, Preßb. 1881-1882, 3 Bde.) zu veröffentlichen, die interessante Mitteilungen enthalten. Vgl. Horn, Ludwig K. (Leipz. 1851); Frey, Ludwig K. und Ungarns neueste Geschichte (Mannh. 1849); Szemere, L. Batthyányi, A. Görgei und Ludwig K. (Hamb. 1852); "Kossuths Briefe" (Pest 1862) und "Briefe an Bem 1849" (hrsg. von Makray, das. 1872).

Koßwa, Fluß im russ. Gouvernement Perm, entspringt im Ural und ergießt sich nach 320 km langem Lauf (davon 130 schiffbar) links in die Kama. Die hohen Ufer enthalten Kupfer, Eisen, Steinkohlen, Gips.

Kossyra, Insel, s. Pantellaria. ^[richtig: Pantelleria.]

Kost, ein in der Börsensprache bei Prolongationsgeschäften vorkommender, besonders in Wien üblicher Ausdruck. Kostgeschäft, s. v. w. Reportgeschäft; Kostgeld, s. v. w. Report; dasselbe zahlt derjenige, welcher Papiere in K. gibt (Kostgeber, Reportierter), an den, welcher sie in K. nimmt (Kostnehmer, Reportierender). Vgl. Börse, S. 238.

Kostajnica (spr. -za), 1) Stadt im kroat. Komitat Agram, an der Unna, mit altem Schloß, katholischer und griech. Kirche, Franziskanerkloster, Kontumazanstalt, (1881) 2557 Einw. und lebhaftem Grenzverkehr mit Bosnien. Hier 1689 Sieg der Österreicher unter Drascovics über die Türken. - Gegenüber liegt: 2) Bosnisch-K., Bezirksstadt in Bosnien (Kreis Banjaluka), an der Unna, mit (1885) 1375 meist griechisch-orthod. Einwohnern und einem Bezirksgericht.

Kostbeere, echte Johannisbeere (Ribes rubrum).

Kostel (tschech. Podivín), alte Stadt in der mähr. Bezirkshauptmannschaft Göding, an der Thaya und der Nordbahn gelegen, hat eine Dekanatskirche mit großem Turm und unterirdischer Kapelle, eine Zuckerfabrik und mit der Judengemeinde (1880) 2590 Einw.

Kostel., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Vinzenz Franz Kosteletzky, Professor der medizinischen Botanik in Prag, schrieb: "Clavis analytica in floram Bohemiae phanerogamicam" (Prag 1825); "Allgemeine medizinisch-pharmazeutische Flora" (das. 1831-36, 6 Bde.).

Kosten, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, am Obrabruch, an der Obra und der Linie Breslau-Posen der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, eine Arbeitsanstalt in einem um 1833 aufgehobenen Bernhardinerkloster, Zucker-, Zigarren- und Kartonfabrikation und (1885) 4712 meist polnische und kath. Einwohner.

Köstendil, Stadt in Bulgarien, die Colonia Ulpia Pautalia der Römer, Welbuschd der mittelalterlichen Slawen, unweit des Struma (Strymon), am nördlichen Abhang der kahlen Gebirgskette Dowanitza Planina, 570 m ü. M., Sitz eines orthodoxen Erzbischofs mit (1881) 9590 Einw., hat Bergbau auf Gold und Silber, viele antike Reste und sehr warme Mineralquellen, nach welchen K. bei den Umwohnern schlechthin Banja ("Warmbad") heißt.

Kostenwert, eine sprachlich nicht ganz richtige Bezeichnung für die Summe, welche zur Beschaffung eines Guts entweder thatsächlich aufgewandt wurde, oder nach den zur Zeit, für welche die Rechnung angestellt wird, vorliegenden Verhältnissen hätte aufgewandt werden müssen. So ist der K. eines Holzbestandes (im Wald) gleich der Summe der mit Zins und Zinseszins aufgelaufenen Kosten für Bestandsbegründung (Kulturkosten), für Verwaltung, Schutz etc. und der Bodenrenten (einschließlich Zins), auf deren Bezug seither verzichtet werden mußte, abzüglich der Erträge (mit Zinsen), welche der Bestand inzwischen bereits abgeworfen hatte. In diesem Sinn ist K. gleichbedeutend mit Kostenpreis.

Köster, Hans, dramat. Dichter, geb. 16. Aug. 1818 zu Kritzow bei Wismar, studierte in Berlin, Bonn und München Philosophie, bereiste Italien und Frankreich, lebte dann meist zu Berlin, später in Weimar und ließ sich schließlich auf seinem Gut Schlissom bei Kottbus nieder. Von seinen Dramen, welche meist historische Stoffe behandeln und sich durch lebendige Aktion und teilweise treffliche Charakteristik auszeichnen, erlangten die frühern den Beifall der Kritik, kamen aber nicht zur Aufführung. So "Alcibiades" (Berl. 1839) und die in den "Schauspielen" (Leipz. 1842) herausgegebenen Stücke: "Maria Stuart", "Konradin", "Luise Amidei" und "Polo und Francesca" (2. Aufl. des letztern, Bresl. 1874); ferner die Trilogie "Heinrich IV. von Deutschland" (Leipz. 1844) und "Luther" (Bresl. 1847). Seine spätern, auch verschiedentlich dargestellten Dramen sind: "Ulrich v. Hutten" (Bresl. 1846, neubearbeitet 1865), "Hermann der Cherusker", in 2 Teilen (Berl. 1861), "Der Große Kurfürst" (das. 1851, neue Bearbeitung 1864), letzteres in Prosa geschrieben, während die übrigen in schwungvollen Iamben abgefaßt sind, und die Komödie "Liebe im Mai, oder Calandrino im Fegfeuer" (Weim. 1866). Außerdem veröffentlichte K. die Novellen: "Liebe und Leiden" (Bresl. 1862) und "Erlebnisse und Gestaltungen" (Berl. 1872, 2 Bde.), die patriotischen Gedichtsammlungen: "König Wilhelm und sein Heer" (das. 1868) und "Kaiser und Reich" (das. 1872), endlich die epischen Gedichte "Hiob" und "Die Bergpredigt" (Bielef. 1885). Dieselbe preußisch-deutsche Gesinnung, welche aus seinen Dichtungen spricht, bethätigte er auch als Verfasser mehrerer politischer Broschüren sowie als Mitglied des norddeutschen und ersten deutschen Reichstags. - Seine Gattin Luise, geborne Schlegel, geb. 22. Febr. 1823 zu Lübeck, war eine ihrer Zeit hervorragende Opernsängerin, welche seit 1844 in Breslau, später in Berlin als königliche Kammersängerin engagiert war, 1862 aber von der Bühne zurücktrat.

Kostgeld, Kostgeschäft, s. Kost.

Kösting, Karl, Schriftsteller, geb. 4. Febr. 1842 zu Wiesbaden, widmete sich, früh verwaist, dem Kaufmannsstand, seine Mußestunden mit poetischen Arbeiten ausfüllend. Der Empfehlung Fr. Vischers verdankte er die Teilnahme E. Mörikes und Fr. Notters, deren Einladung nach Stuttgart er folgte. Unter schwerem Kampf mit der Not gediehen: das fünfaktige Trauerspiel "Columbus" (Wiesb. 1863), welches 1863 in Wiesbaden mit Erfolg in Szene ging und auch anderwärts aufgeführt wurde; die historische Tragödie "Zwei Könige" (das. 1863) und das dramatische Gedicht "Shakespeare, ein Winternachtstraum" (das. 1864), das in Braunschweig zur Auf-^[folgende Seite]