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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Krämer; Kramergewicht; Kramerĭa; Kramerius; Kramhandel; Krammetsvogel; Krampe; Krampf

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Krämer - Krampf.

Innung vereinigt, in die man in ähnlicher Weise wie bei Zünften nur nach Erfüllung bestimmter Bedingungen (Absolvierung einer gewissen Lehr- und Gehilfenzeit) eintreten konnte. Die Kramerinnung hatte bestimmte Satzungen, das Kramerrecht. Nur wer ihr angehörte, durfte mit den den Kramern vorbehaltenen Waren Handel treiben.

Krämer, Adolf, Landwirt, geb. 1832 zu Berleburg in Westfalen, wurde 1863 Dozent und Administrator des Versuchsfeldes der Akademie Poppelsdorf, bald darauf Dozent am Polytechnikum in Darmstadt, 1866 Generalsekretär der landwirtschaftlichen Vereine des Großherzogtums Hessen, 1871 Professor an der landwirtschaftlichen Abteilung des Polytechnikums in Zürich und Leiter dieser Abteilung. Er schrieb: "Landwirtschaftliches Rechenbuch" (Stuttg. 1867); "Die Buchhaltung des Landwirts" (2. Aufl., Bonn 1881); "Beiträge zur Wirtschaftslehre des Landbaus" (Aarau 1881); "Das schönste Rind" (Zürich 1883); "Die Bedeutung der Spiritusindustrie" (das. 1886). Auch redigierte er 1866-71 die "Zeitschrift der landwirtschaftlichen Vereine des Großherzogtums Hessen", 1874-81 die "Schweizerische Landwirtschaftliche Zeitschrift" und seit 1881 das "Schweizerische Landwirtschaftliche Zentralblatt".

Kramergewicht, früher an manchen Orten Gegensatz zum Fleischergewicht; 11 Pfd. K. = 10 Pfd. Fleischergewicht.

Kramerĭa Löfl., Gattung aus der Familie der Cäsalpiniaceen, niedrige, grauhaarige Sträucher und Halbsträucher mit wechselständigen, kleinen, einfachen, selten dreizähligen Blättern, einzeln achselständigen oder in terminalen Trauben stehenden Blüten und kugeliger, lederiger, mit Stacheln bedeckter, einsamiger Frucht. Zwölf Arten im warmen Amerika. K. triandra Ruiz et Pav., nur 30 cm hoher, sparrig verästelter Strauch mit sehr kleinen, sitzenden, zerstreut stehenden, länglichen, stachelspitzigen, ganzrandigen, grau seidenhaarigen Blättern, purpurroten Blüten und brauner Frucht, wächst auf sandigen Abhängen der peruanischen und brasilischen Kordilleren. Die sehr große, holzige und sehr ästige Wurzel wird hauptsächlich im Westen und Nordosten von Lima gesammelt und kommt als Ratanhiawurzel (Radix ratanhiae) in den Handel. Sie ist holzig, außen rotbraun, mit schuppiger Rinde und zimtfarbenem Holz. Die Rinde schmeckt adstringierend und enthält gegen 20 Proz. Ratanhiagerbsäure, welche der Katechugerbsäure nahe verwandt zu sein scheint. Andre Arten der Gattung K. liefern ähnliche Wurzeln, welche auch bisweilen nach Europa gelangen, wie namentlich die Wurzel von K. tomentosa St. Hil. in Neugranada, Guayana und Brasilien. In Huanuco und Lima benutzen die Frauen seit undenklichen Zeiten die Ratanhia als Zahnerhaltungsmittel; 1779 stellte Ruiz die Abstammung dieser Wurzel fest und verschaffte ihr seit 1796 Eingang in Spanien, von wo sie nach Frankreich und England und 1818 nach Deutschland kam. Sie gehörte dann längere Zeit zu den beliebtesten adstringierenden Mitteln, trat aber in neuester Zeit mehr zurück und dient fast nur noch zu Zahntinkturen und Mundwässern. Ein Ratanhiaextrakt, in Südamerika dargestellt, kommt in rotbraunen, spröden Stücken in den Handel, löst sich ziemlich vollständig in reinem Wasser, besteht größtenteils aus Ratanhiagerbsäure und dient bisweilen als Gerbmaterial.

Kramerius, Wenzel, böhm. Schriftsteller, geb. 1759 zu Klattau, gest. 1808 als Buchhändler in Prag. Er sorgte zuerst auf novellistischem Feld für die Bedürfnisse des tschechischen Publikums. Unter seinen zahlreichen, zum großen Teil nach deutschen Mustern bearbeiteten Erzählungen, welche eine sehr große Verbreitung fanden, sind zu erwähnen: "Arabeski", "Zdenek ze Zasmuk", "Hrabe z Rozmberka" etc., ferner "Obnoveny Ezop", "Historicke wypsani Indie", "Mladsi Robinson" etc.

Kramhandel, s. Kleinhandel.

Krammetsvogel (Kramtsvogel), s. Drossel.

Krampe (Klampe, Kettel, Haspen), ein an beiden Enden zugespitztes, U-förmig gebogenes Eisen, welches, in Holz eingeschlagen, zur Aufnahme des Bügels eines Vorlegeschlosses, einer Kette etc. dient. Im Maschinenbau U-förmige Stücke, die bei Herstellung von Querverbindungen zwischen Keil und festzukeilendem Teil eingelegt werden.

Krampf (Spasmus), im allgemeinen jede krankhafte Muskelzusammenziehung. Jeder Muskel wird in Bezug auf seine Thätigkeit, welche sich als Zusammenziehung äußert, von einem Bewegungsnerv beherrscht. Wird dieser Nerv in irgend einer Weise erregt, sei es durch den Willen oder durch Übertragung eines Reizes von einem Empfindungs- oder Sinnesnerv etc., so zieht er sich zusammen. Ganz in derselben Weise wie bei normalen Erregungen geschehen aber auch Zusammenziehungen auf abnorme Erregungen. Jede dadurch hervorgerufene krankhaft gesteigerte Thätigkeit der vom Rückenmark entspringenden und von da sich verbreitenden Bewegungsnervenfasern äußert sich als unwillkürliche Zuckung, als Zittern oder anhaltende Kontraktion einer oder mehrerer oder fast aller Muskelgruppen. Diese krankhaften Muskelzusammenziehungen nennt man im allgemeinen K., rasch hintereinander folgende vorzugsweise Konvulsionen. Das Wesentliche des Krampfes ist also die Muskelzusammenziehung, welche durch abnorme Erregung eines Bewegungsnervs hervorgerufen wird. In der äußern Form zeigen die Krämpfe erhebliche Verschiedenheiten, je nachdem die erregende Ursache derselben direkt im Rückenmark oder im Hirn oder in peripherischen Körperteilen ihren Sitz hat. Daher hat man die Krämpfe eingeteilt in Gehirn-, Rückenmarks- und Reflexkrämpfe. Trotzdem, daß alle Bewegungsnervenfasern aus dem Rückenmark entspringen und dieses die Quelle aller krampfhaften Zusammenziehungen ist, sind doch die eigentlichen Rückenmarkskrämpfe seltener als die Gehirnkonvulsionen, deren reinstes Bild die Epilepsie darstellt. Es gehören hierher die infolge von Entzündungen, Blutaustretungen, Wasseransammlungen entstehenden Konvulsionen. Am häufigsten aber sind die Reflexkrämpfe, d. h. solche Krämpfe, wo der Reiz, von irgend einer peripherischen Stelle aus auf das Rückenmark übertragen, nunmehr unwillkürliche, dem Willen sich entziehende, ungeordnete Zusammenziehungen und Zuckungen erregt; dahin gehören die Blasen-, Magen-, Augenlidkrämpfe, krampfhaftes Husten etc. Bei diesen genannten Krampfformen kann das Rückenmark vollkommen gesund sein. Indes kann auch das Rückenmark selbst in einer eigentümlichen Weise krankhaft beschaffen erscheinen, so daß Krämpfe durch ganz geringe, ganz normale Bewegungsreize hervorgerufen werden können. Man rechnet hierher den Starrkrampf (Tetanus), den Veitstanz (Chorea) und die hysterischen Konvulsionen. Alle genannten Krampfarten können in sehr verschiedener Stärke vorkommen, von einer leichten Zuckung eines Muskels oder auch nur Muskelbündels bis zu den stärksten Kontraktionen, wobei sogar Knochen gebrochen werden können. Es ist dies