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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Krampfadern - Kran.

bindung der knotig erweiterten Gefäße, die Entfernung derselben durch blutige Operation, ja sogar die Wegnahme der Hode selbst, welch letztere wohl kaum verantwortbar sein dürfte. Die Erfahrung hat gezeigt, daß es bei hohem und bedeutendem Grade des Krampfaderbruchs hinreicht, durch einen Schnitt den Samenstrang bloßzulegen, einen der größern Venenstämme zu unterbinden und dann von den empfohlenen Mitteln, bei Vermeidung aller Anstrengungen und Reizungen und Enthaltung alles Stehens, Gebrauch zu machen, wodurch mindestens dem Fortschreiten des Übels vorgebeugt, wenn auch nicht immer radikale Heilung hervorgebracht wird.

Krampfadern. Volksbezeichnung für die Anschwellungen und Ausdehnungen der Blutadern oder Venen (Aderknoten, Varikosität oder Varix der Venen, Phlebektasis). Sie finden sich am gewöhnlichsten an den untern Extremitäten, namentlich bei Frauen, die geboren haben, können jedoch auch an allen andern Blutadern vorkommen, besonders wo diese mit nachgiebigen, weichen Teilen umgeben sind, und wo das Blut dem Gesetz der Schwere entgegen aufwärts steigen muß, also namentlich an den Mastdarmvenen (s. Hämorrhoiden) und an denen des Samenstranges (s. Krampfaderbruch). Kleinere Varikositäten finden sich bei jeder chronischen Entzündung, z. B. im Rachen, an der Nase beim Kupferausschlag. Die K. an den Beinen (Aderbeine) sind oft sehr schmerzhaft, besonders wenn sich größere Knoten durch Druck oder Reibung entzünden; sie erzeugen leicht hartnäckige Flechten, bersten bei geringer Veranlassung, ergießen eine große Quantität Blut und veranlassen die schmerzhaften und schwer heilenden Krampfadergeschwüre. Besonders häufig leiden an K. die Füße derjenigen, welche bei ihrer Arbeit viel zu stehen genötigt sind, z. B. die Schriftsetzer. Der Vermehrung der Anstrengung und der Berstung der K. beugt man am besten durch einen Gummi- oder Schnürstrumpf vor, der um den ganzen Fuß und Unterschenkel mit mäßigem Druck genau anschließt, oder man wickelt statt dessen den Fuß in Rollbinden, macht auch wohl Kleisterverbände; auch kalte Douchen und Übergießungen leisten oft gute Dienste. Blutungen werden in gewöhnlicher Weise behandelt, bei Geschwüren können Operationen, Ätzungen, Unterbindungen etc. nötig werden; ja, es gibt Chirurgen, die wegen Krampfadergeschwüren, zumal wenn diese größere Ausdehnung angenommen haben, zur Amputation schreiten, ein Standpunkt, der gewiß gerechtfertigt ist, wenn man bedenkt, wie schwer diese Geschwüre heilen, wie kurze Zeit sie, falls sie nach oft monatelangem Liegen in absoluter Ruhe wirklich geheilt sind, in diesem Zustand bleiben. Die geringste Verletzung, ein Stoß oder Fall, oft eine ganz unbedeutende Anstrengung genügt, das Geschwür von neuem ausbrechen zu lassen und den Kranken von neuem zu monatelanger Unthätigkeit zu verdammen.

Krampfdistel, s. Onopordon.

Krampfhusten, s. Keuchhusten.

Krampfkraut, s. Spiraea.

Krampflachen, s. v. w. Lachkrampf.

Krampfstillende Mittel, s. Krampf.

Krampfsucht, s. v. w. Epilepsie und Kriebelkrankheit.

Krampfwehen, heftige krampfhafte Zusammenziehungen der Gebärmutter während des Geburtsaktes, entstehen, wenn bei engem Becken sich die Geburt in die Länge zieht, bei sehr reizbaren Frauen auch ohne Beckenenge, namentlich wenn zur unrechten Zeit Wehenpulver gegeben worden sind. Die K. erfordern das Eingreifen des Geburtshelfers, der in der Chloroformnarkose die Entbindung zu Ende führen muß.

Kramtsvogel, s. Drossel.

Kran (Kranich), Aufzugsmaschine, welche gestattet, die Last, während sie gehoben wird, auch noch in horizontaler Richtung fortzubewegen. In seiner einfachsten Gestalt besteht der K. aus einer starken Säule (Kransäule, Kranständer) und einem an dieser befestigten, meist schräg aufwärts gerichteten Balken (Ausleger, Schnabel, Kranbracke). Die Last wird von dem Haken an dem einen Ende des Zugtaues erfaßt, welches über Rollen von der Spitze des Auslegers zum Kranständer und an diesem herab zu einer Windetrommel läuft, von welcher das andre Tauende gefaßt wird. Wird nun die Last durch Aufwinden des Taues gehoben, so gestattet eine Drehung des Auslegers oder der Kransäule, sie auch seitwärts zu bewegen. Ist hierbei der Aufhängepunkt der Last unveränderlich an der Spitze des Auslegers, so kann die Last nur im Umfang eines Kreises bewegt werden, während bei veränderlichem Aufhängepunkt die ganze Kreisfläche beherrscht wird. Die Kransäule steht entweder frei (Uferkran), oder sie dreht sich um zwei Endzapfen (Gebäudekran, Wandkran). Man macht aber auch die ganze Maschine beweglich, indem man sie auf einen Wagen stellt (transportabler K.), der beim Eisenbahnkran auf Schienen läuft. Die Konstruktion eines frei stehenden Krans veranschaulicht Fig. 1. Man befestigt die Säule a auf der starken gußeisernen Platte b, die durch kräftige Bolzen c mit dem Fundament d vereinigt wird. Oben trägt die Kransäule a einen Zapfen i, auf welch letztern mittels einer nach abwärts gekehrten Pfanne das bewegliche Drehgerüst g gehängt ist, während sich dieses gleichzeitig unterwärts vermittelst Rollen im erweiterten ringförmigen Unterteil k k' (des Drehgerüstes) gegen den cylindrischen gut abgedrehten Teil a' der Säule a stützt. Den Auslader l n, welcher von der zu fördernden Last q nur auf Druck in Anspruch genommen wird, bildet man aus Holz oder Gußeisen oder als Hohlkörper aus Blech. Die Zugstange m n wird nur auf Zerreißen in Anspruch genommen und deshalb aus Schmiedeeisen hergestellt. Das aus Zahnrädern und Kettentrommeln gebildete Windewerk r s zum Heben und Senken der Last hängt, wie der Mechanismus v zum Drehen des Krans, durch geeignete Schilder etc. am Drehgerüst g. Da

^[Abb.: Fig. 1. Frei stehender Kran, Uferkran.]