Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

166

Krates - Krauchenwies.

Tochter Phila und begleitete darauf seinen Schwiegervater in den lamischen Krieg und im Frühjahr 321 gegen Perdikkas nach Asien, verlor aber in Kappadokien in einer Schlacht gegen Eumenes sein Leben.

Krates, 1) aus Theben, Schüler des Diogenes und samt seiner Gattin Hipparchia (s. d.) eifriger Anhänger der cynischen Schule. Von seinen Schriften erwähnt Diogenes Laertios zweifelhafte Briefe philosophischen Inhalts und (vielleicht von einem andern K. verfaßte) Tragödien.

2) K. aus Mallos in Kilikien, einer der angesehensten griech. Grammatiker, gründete zu Pergamon eine eigne Schule, welche zu der alexandrinischen des Aristarchos in grundsätzlichem Gegensatz stand sowohl hinsichtlich der grammatischen Auffassung der Sprache als in der Interpretation des Homer. Um 167 v. Chr. ging K. als Gesandter des Königs Attalos II. nach Rom und hielt hier Vorträge, die den ersten Anstoß zu grammatischen Studien in Rom gaben. Wahrscheinlich starb er um 145. Von seinen zahlreichen Schriften, von denen das Hauptwerk ein umfängliches kritisch-exegetisches über Homer war, sind nur noch die Titel und dürftige Fragmente vorhanden (hrsg. von Wegener, Kopenh. 1836). Vgl. Wachsmuth, De Cratete Mallota (Leipz. 1860).

Kratinos, neben Aristophanes und Eupolis ein Haupt der ältern attischen Komödie und der eigentliche Begründer der politischen Komödie, von 520 bis 423 v. Chr., blühte zur Zeit des Perikles, den er vor allen mit seinem Spott verfolgte. Er schrieb 21 Stücke und trug neunmal den Sieg davon, zuletzt noch kurz vor seinem Tod über die "Wolken" des Aristophanes mit der Komödie "Pytine" ("Weinflasche"), in welcher sich der dem Wein sehr ergebene Dichter selbst dem Gelächter des Publikums preisgab. Originalität der Erfindung, fast zu beißender Witz und körnige, bilderreiche Sprache erwarben ihm den Beifall seiner Zeitgenossen in hohem Grade. Die dürftigen Fragmente seiner Stücke sind abgedruckt bei Meineke ("Comic. graec. fragmenta", Bd. 2, Berl. 1839) und Kock ("Comic. attic. fragmenta", Bd. 1, Leipz. 1880). Vgl. Lucas, Cratinus et Eupolis (Bonn 1826).

Kraton, ehemals die befestigte Residenz des Herrschers von Atschin, jetzt das Hauptquartier der holländischen Besatzung in der Stadt Atschin (s. d.).

Kratzau, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Reichenberg, am Görsbach und an der Zittau-Reichenberger Bahn, mit einer alten Pfarrkirche und einer neuen gotischen Kirche, einem Bezirksgericht und (1880) 3118 Einw., welche Schafwollspinnerei, ausgedehnte Tuch- und Schafwollwarenfabrikation, Strumpfwirkerei, Baumwollspinnerei und Drehorgel-Fabrikation betreiben. Auch die umliegenden Ortschaften K.-Oberdorf, K.-Unterdorf, Machendorf u. a. sind bedeutende Fabrikorte für die Tuch- und Baumwollindustrie. K. ist Geburtsort des Malers Führich.

Kratzbeere, s. Rubus.

Kratzbohne, s. Mucuna.

Kratzbürste, s. Bürsten.

Kratzdistel, Pflanzengattung, s. Cirsium.

Krätze (der Krätz), in der Metallurgie, s. Gekrätz; auch die graue Haut, welche sich auf geschmolzenem Letternmetall bildet u. aus Metalloxyden besteht.

Krätze (lat. Scabies, von scabere, "kratzen"), Hautkrankheit, welche von der Einwanderung einer ganz kleinen Milbengattung, Sarcoptes scabiei L. (s. Milben), herrührt. Schon von den Arabern (Ben-Sohr) wird eines Tierchens bei der K. als Syrones erwähnt, aus dem 12. Jahrh. (zuerst bei Sancta Hildegardis) und später liegen Zeugnisse über diesen Syrones oder Seuren vor und über die Kunst, denselben aus der Haut zu entfernen, "seuren graben". Trotzdem galt noch bis in unser Jahrhundert die K. als eine Krankheit des Bluts und der Säfte, bei welcher der Milbe nur die Rolle einer Trägerin des Krankheitsgifts zugeschrieben ward, oder bei der sich gar die Milben aus den verdorbenen Säften bilden sollten. Erst in den 40er Jahren dieses Jahrhunderts wurden die Männchen und Weibchen beobachtet und abgebildet und die Krankheit lediglich als eine Reizwirkung derselben wissenschaftlich dargestellt. Lieblingssitz sind die Hautflächen zwischen den Fingern, am Hand-, Ellbogen- und Kniegelenk, am Hodensack. Mit Hilfe einer guten Lupe erkennt man in der Haut die sogen. Milbengänge, welche davon herrühren, daß die Milben und namentlich die erwachsenen weiblichen Tierchen sich unter die Oberhaut eingraben und unter derselben fortkriechen, um hier ihre Eier abzulegen und ihre Nahrung zu suchen. Diese Gänge erscheinen in geraden Linien von verschiedener Länge, von 1 mm bis zu mehreren Zentimetern, und verlaufen meist gerade, zuweilen auch geschlängelt etc. Deutlich erkennt man an ihnen den Eingang und das Ende derselben, an dem die Milbe sich als ein feines Pünktchen unterscheiden läßt. Außerdem finden sich stets Spuren des stattgehabten Kratzens, Rötung, Quaddeln oder nässende Wunden, welche das heftige Jucken noch vermehren. Die Übertragung geschieht teils unmittelbar von Mensch zu Mensch, oder durch Kleidungsstücke, welche die Milben enthalten, oder auch durch Tiere, von denen z. B. Pferde, Schafe, Katzen, Kaninchen, Kamele und Elefanten mit Raude- oder Krätzmilben behaftet gefunden werden. Man heilt die K. durch Mittel, welche die Milbe zu töten im stande sind, früher namentlich durch Einreibungen mit grüner Seife, welche aber die Haut ungemein angreift, jetzt mit bestem Erfolg und ohne üble Nachwirkungen mit Perubalsam. Der Kranke erhält ein warmes Bad und reibt dann morgens, mittags und abends, im ganzen vier- bis sechsmal, den ganzen Körper, mit Ausnahme des Kopfes, mit Perubalsam ein, wozu ihm jedesmal 36 Tropfen gegeben werden. Das Jucken verschwindet sehr schnell, und es wird keine Reizung der Haut hervorgerufen. Statt des Perubalsams verwendet man auch Styrax, mit Olivenöl vermischt, zur Einreibung. Eine sorgfältige Reinigung der Kleider, der Bettüberzüge, der Wäsche etc., teils durch Waschen, teils durch längere Einwirkung einer trocknen Wärme von mindestens 70-90° R., ist jedenfalls, besonders in Privathäusern, sehr geraten. Über die K. bei Haustieren s. Raude. Vgl. Hebra, Über Diagnose, Ätiologie und Therapie der K. (Wien 1844); Gerlach, K. und Räude (Berl. 1857); Fürstenberg, Die Krätzmilben der Menschen und Tiere (Leipz. 1861).

Kratzen, s. Spinnen.

Kratzer, Hakenwürmer, s. Akanthokephalen.

Krätzer, bei Vorderladungsgewehren ein an den Ladestock anzuschraubendes, einem doppelten Pfropfenzieher ähnliches Instrument zum Herausziehen der Ladung aus dem Gewehr.

Krätzmachen, s. Goldkrätze.

Kratzmaschine, s. v. w. Krempelmaschine.

Krätzmilben, s. Milben.

Krätzschlieg, s. Gekrätz.

Krauchenwies, Dorf im preuß. Fürstentum Hohenzollern, Oberamt Sigmaringen, an der Mündung der Andel in die Ablach, Knotenpunkt der Linien Radolfzell-Mengen und K.-Sigmaringen der Badischen Staatsbahn, hat eine kath. Pfarrkirche, ein fürstlich