Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Krebswurzel; Kredénz; Kredénzbrief; Kredénzen; Kredénztisch; Kredibilität; Kredīt

177

Krebswurzel - Kredit.

den Hinterdarm, in welchen Wasser rhythmisch eingepumpt wird) oder durch besondere Organe, die Kiemen. Dies sind zarthäutige, einfache oder verästelte Schläuche, in deren Innerm das Blut langsam zirkuliert und so durch die Wandungen hindurch den zu seiner Belebung nötigen Sauerstoff aufnehmen kann. Sie liegen an verschiedenen Körperstellen, mitunter an den Schwimmfüßen des Hinterleibes, meist jedoch vorn an den Seiten des Cephalothorax, und ragen entweder frei hervor, oder sind von einer harten Decke umschlossen und so in einer eignen Nische (Kiemenhöhle) untergebracht. Zur Erneuerung des Atemwassers innerhalb dieser Höhle sind oft noch besondere Wedelapparate an den Beinen vorhanden. Nur wenige K. atmen statt des Wassers feuchte Luft. Das Blut ist meist farblos, mitunter jedoch blau oder rötlich. Bei einigen Krebstieren enthält es denselben Farbstoff wie bei den Wirbeltieren (das Hämoglobin), bei andern einen mit ähnlichen Eigenschaften begabten, aber blauen (das Hämocyanin). Ein Herz fehlt nicht selten bei den niedern Krebstieren; ist es vorhanden, so liegt es stets auf der Rückenseite des Tiers, erstreckt sich dort durch ein oder mehrere Segmente und treibt das Blut durch Adern oder auch ohne Vermittelung derselben in die Lücken zwischen den Muskeln, Eingeweiden etc. Als Harn- oder Exkretionsorgane finden sich stets eigne Drüsen vor, die entweder an der Grenze zwischen Mittel- und Hinterdarm, oder in der Brust, oder am Kopf liegen und als Malpighische Gefäße, Schalen- und Antennendrüsen bezeichnet werden. Mit wenigen Ausnahmen (Cirripedier und Fischläuse) sind alle K. getrennten Geschlechts, die Männchen im allgemeinen kleiner als die Weibchen; Begattung und Eiablage stehen gewöhnlich in Beziehung zur Häutung und finden ebenso häufig wie diese statt. Die Eier werden von den Weibchen meist unter dem Bauch an die Schwimmfüße des Hinterleibes angeheftet oder in besondere Bruttaschen abgelegt und bis zum Ausschlüpfen der Jungen umhergetragen sowie beständig mit frischem Wasser bespült; nur selten werden sie in das Wasser abgelegt. Die Jungen sehen vielfach den Erwachsenen so wenig ähnlich, daß man sie früher als besondere Gattungen beschrieben hat und auch jetzt noch diese Namen (Nauplius, Zoëa etc.) als Bezeichnung für gewisse Larvenstadien festhält. Die Umwandlung in die spätere Form geschieht allmählich, bei Gelegenheit der Häutungen. Fast alle K. nähren sich von tierischen Stoffen, vielfach schmarotzen sie auf oder in andern Tieren. Die meisten leben im Meer, wenige im Süßwasser, nur einige auf dem Land an feuchten Orten. Ihr Fleisch ist bei den größern Formen ein geschätzter Handelsartikel (Hummer etc.). Nennenswerten Schaden thut nur ein einziger kleiner Krebs, die Bohrassel, indem er Schiffsbauholz zernagt.

Fossile K. gehören mit zu den ältesten Versteinerungen und sind bereits hoch organisierte Tiere, so daß man von den Zwischenformen, welche zu den Würmern hinleiten würden, wohl keinerlei Spur mehr auffinden wird. Eine ausgestorbene Gruppe, die man früher gewöhnlich zu den Krebstieren rechnete (Trilobiten, s. d.), hat man neuerdings als gleichberechtigte Klasse abgetrennt, so daß die Zahl der fossilen K. sich stark verringert hat. Diejenige der lebenden Arten wird sehr verschieden angegeben, beträgt aber sicherlich mehrere Tausend, zumal die kleinern, mikroskopischen Formen noch lange nicht alle bekannt sind. Verbreitet sind sie über die ganze Erde hin, vorzugsweise in den wärmern Gegenden. Einteilung:

I. Niedere K. (Entomostraca) von meist einfachem Bau, kleinem Körper und wechselnder Segmentzahl.

1) Blattfüßer (Phyllopoda), diejenigen K., welche der Urform noch am nächsten stehen, gewöhnlich mit vielen Segmenten und vielen blattförmigen Beinen (hierher z. B. Kiefenfuß, Wasserfloh). S. Blattfüßer.

2) Muschelkrebse (Ostracoda), kleine K. mit nur 7 Beinpaaren und einem den Leib völlig umschließenden Schalenpaar (hierher z. B. Cypris und Cypridina). S. Muschelkrebse.

3) Ruderfüßer (Copepoda), kleine K. mit gleichfalls nur wenigen Beinpaaren, ohne Schale (hierher z. B. Hüpferling, Karpfenlaus). S. Ruderfüßer.

4) Rankenfüßer (Cirripedia), festsitzende, meist hermaphroditische K. mit gewöhnlich 6 rankenartigen Beinpaaren (hierher z. B. Entenmuschel). S. Rankenfüßer.

II. Höhere K. (Malacostraca), meist größere und darum auch kompliziertere Tiere mit bestimmter Segmentzahl.

5) Schildkrebse (Thoracostraca), mit einem Rückenschild, welches gewöhnlich alle Brustringe von obenher umschließt, und meist mit gestielten Augen (hierher z. B. Flußkrebs, Taschenkrebs, Heuschreckenkrebs, Molukkenkrebs und der fossile Eryon arctiformis, s. Tafel "Juraformation I"). S. Schildkrebse.

6) Ringelkrebse (Arthrostraca), ohne Rückenschild und mit sitzenden Augen (hierher z. B. Flohkrebs, Walfischlaus, Kellerassel). S. Ringelkrebse.

Vgl. Milne-Edwards, Histoire naturelle des Crustacés (Par. 1838-40, 3 Bde.); Dana, Crustacea of the United States Exploring Expedition (Philad. 1852, 2 Bde. mit Atlas); Fritz Müller, Für Darwin (Leipz. 1864); Claus, Untersuchungen zur Erforschung der genealogischen Grundlage des Krustaceensystems (Wien 1876).

Krebswurzel, Pflanzengattung, s. Polygonum.

Kredénz (ital. credenza), Beglaubigung; Trinkgefäß, woraus auf Treu und Glauben getrunken wird; Schenktisch (s. Kredenztisch); auch ehrenvolle Bewillkommnung.

Kredénzbrief, s. Credentia.

Kredénzen, ursprünglich das Vorkosten der Speisen und Getränke, nach alter asiatischer Sitte, um Glauben und Vertrauen (ital. credenza) gegen etwanige Vergiftung zu geben; später beschränkt auf das Darreichen von Getränken mit der Nebenbedeutung, daß man den Becher, bez. das Glas zuvor als Zeichen des Willkommens an die Lippen geführt (Zutrinken). Es war Sitte, daß die Hausfrau dem willkommenen Gaste, dem sie Ehre erweisen wollte, den Becher kredenzte. Gegenwärtig bezeichnet der Ausdruck ganz allgemein Darreichen von Getränken.

Kredénztisch (Kredenz), ein seit dem 15. Jahrh. in Italien, Deutschland, Frankreich u. a. O. gebrauchter Anrichtetisch oder -Schrank mit stufenförmigem Aufsatz oder ohne denselben, auf welchem Speisen und Getränke aufgestellt wurden, bevor sie auf die Tafel kamen (s. Tafel "Möbel", Fig. 10).

Kredibilität (lat.), Glaubwürdigkeit.

Kredīt (ital. crédito, franz. crédit) ist die Verfügungskraft über fremde Güter, eingeräumt auf Grund des Vertrauens, welches man hinsichtlich der Erfüllung der dadurch entstandenen Verbindlichkeiten genießt. Dies Vertrauen kann sowohl auf dem Zutrauen zur Person und ihrer Zahlungsfähigkeit als auch auf andern Umständen (Bürgschaftsleistung, Rechte, Staatshilfe etc.) begründet sein. Das Wesen des Kredits besteht freilich in einer zeitlichen Trennung von Leistung und Gegenleistung, doch bildet das Vertrauen ein ebenso wesentliches Merkmal desselben. Daher "schenkt" der Kreditgeber oder Kreditor dem Kreditnehmer K. (lat. credere, glauben, Vertrauen schenken, creditum, das Anvertraute). Die Zeit, auf welche kreditiert wird, kann eine bestimmt