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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kruggerechtigkeit; Krugit

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Kruggerechtigkeit - Krugit.

Welt" (o. O. 1580; abgedruckt in Tittmanns "Schauspielen aus dem 16. Jahrhundert", 2. Bd., Leipz. 1868), eine dramatische Darstellung der ganzen Heilsgeschichte bis zur Wiederkehr Christi beim Jüngsten Gericht, und das weltliche Schauspiel "Wie die bäurischen Richter einen Landsknecht unschuldig hinrichten lassen" (o. O. 1580; neu hrsg. von Bolte, Leipz. 1884). Auch ist K. Verfasser des trefflichen Volksbuchs "Hans Clauerts werckliche Historien" (Berl. 1587 u. öfter; Neudruck, Halle 1882; von Simrock in den "Deutschen Volksbüchern", Bd. 9, als "Märkischer Eulenspiegel" modernisiert), welches die Schelmenstreiche eines Trebbiner Stadtkindes naiv berichtet.

2) Ferdinand Anton, Kupferstecher, geb. 1. Aug. 1795 zu Loschwitz bei Dresden, bildete sich unter der Leitung seines Oheims Ephraim Gottlieb K. (1756-1834) auf der Dresdener Kunstakademie und hielt sich 1814-19 im südlichen Deutschland auf. In diese Zeit fällt sein Stich des Ecce homo von Guido Reni. 1820 ging er über Paris durch die Schweiz nach Italien und kehrte 1821 nach Sachsen zurück. Nachdem er seit 1824 zu Mailand unter Longhi gearbeitet und hier den Stich der Raffaelschen Madonna del Cardellino vollendet, ward er 1828 Lehrer an der Dresdener Kunstakademie. Er starb 24. April 1857 in Dresden. Außer den genannten Blättern stach er noch: Christus, sein Kreuz tragend, nach B. Luini; Sofronia und Olindo, nach Overbeck; die Philosophie, nach C. Vogel (1825).

3) Karl Wilhelm, Philolog, geb. 28. Sept. 1796 zu Groß-Nossin bei Stolp in Hinterpommern, studierte, nachdem er 1813-15 an den Freiheitskriegen teilgenommen, 1816-20 in Halle, wurde 1820 Subrektor und 1821 Konrektor in Zerbst, 1822 Konrektor in Bernburg, 1827 Professor am Joachimsthalschen Gymnasium zu Berlin, ließ sich aber 1838 pensionieren und privatisierte seitdem in Nauen, Neuruppin, später in Heidelberg und Weinheim, wo er 1. Mai 1874 starb. Er hat sich vorzüglich um die Kenntnis des griechischen Sprachbaues verdient gemacht. Sein Hauptwerk ist die "Griechische Sprachlehre für Schulen" (Berl. 1842-56, 2 Bde.; 5. Aufl. 1873 ff.); daraus entstanden: "Griechische Sprachlehre für Anfänger" (seit 1869 u. d. T.: "Kleinere griechische Sprachlehre", das. 1847, 11. Aufl. 1884) und "Homerische Formenlehre", später "Homerische und Herodotische Formenlehre" betitelt (das. 1849, 5. Aufl. 1879). Treffliche Ausgaben, besonders in grammatischer Beziehung, lieferte er von "Dionysii Halicarnassensis historiographica" (Halle 1823), Xenophons "Anabasis" (das. 1826; mit erklärenden Anmerkungen, Berl. 1830, 6. Aufl. 1871), Arrians "Anabasis" (das. 1835-48, 2 Bde., und 1851; mit Anmerkungen, das. 1851), Thukydides (das. 1846-47, 3. Aufl. 1860), Herodot (das. 1855-57, 2. Aufl. 1866 ff.). Außerdem nennen wir: "Clintonis Fasti Hellenici ab Ol. LV. ad CXXIV. conversi" (Leipz. 1830); "Historisch-philologische Studien" (Berl. 1836-51, 2 Bde.); "Kritische Analekten" (das. 1863-74, 3 Hefte) und "Lexikon zu Xenophons Anabasis" (das. 1849, 4. Aufl. 1872). Seinen Studien zur neuern Geschichte entsprang: "Geschichte der englischen Revolution unter Karl I." (Berl. 1850) u. a. m. Die neuen Auflagen seiner Schriften besorgte nach seinem Tod W. Pökel. Vgl. Pökel, K. W. Krügers Lebensabriß (Leipz. 1885).

4) Franz, Maler, geb. 3. Sept. 1797 zu Radegast im Dessauischen, besuchte ein Gymnasium zu Berlin, betrieb daneben aber das Porträtzeichnen ohne Anleitung und Lehrer und erwarb sich darin bald ein solches Geschick, daß er sich ganz der Kunst widmete. Neben der Porträtmalerei betrieb er besonders die Darstellung von Pferden, worin er es zu großer Meisterschaft brachte, weshalb er den Beinamen "Pferde-Krüger" erhielt. Er hat eine große Anzahl von Bildnissen fürstlicher Personen und andrer vornehmer Herren gemalt; jedoch liegt seine Spezialität im militärischen Gruppenbild. Seine Hauptwerke auf diesem Gebiet sind die Parade vor König Friedrich Wilhelm III. (1831, im Besitz des Kaisers von Rußland) und die Huldigung vor König Friedrich Wilhelm IV. (1840, königliches Schloß zu Berlin). Als malerische Leistungen unbedeutend, sind diese Bilder kulturgeschichtlich wertvoll wegen der Bildnistreue der dargestellten Personen. Dieselbe tritt noch freier und geistvoller in den Aquarell- und Kreidezeichnungen zu den Porträten zu Tage, welche in ihrer realistischen Behandlung die Brücke von Chodowiecki und G. Schadow zu A. Menzel bilden. (Ein Teil derselben ist in Berlin 1881 in Lichtdruck herausgegeben worden.) 1844 und 1850 war K. in Petersburg für den Hof thätig. Die Berliner Nationalgalerie besitzt von ihm zwei Jagdbilder und einen Pferdestall. Er starb 21. Jan. 1857 in Berlin.

5) Eduard, Musiktheoretiker, geb. 9. Dez. 1807 zu Lüneburg, studierte in Berlin und Göttingen Philologie, machte zugleich gründliche musikalische Studien, war dann Gymnasiallehrer, später Seminardirektor in Emden und Aurich und wurde 1861 als Professor der Musik nach Göttingen berufen, wo er 9. Nov. 1885 starb. K. war einer unsrer gelehrtesten und denkendsten Musiker; seine Kritiken in den "Göttinger Gelehrten Anzeigen", der "Neuen Berliner Musikzeitung" und "Allgemeinen Musikalischen Zeitung" sind von einer seltenen Sachlichkeit und Gediegenheit. Einen reichen Schatz von Denk- und Forscherarbeit bergen auch seine Werke: "Grundriß der Metrik antiker und moderner Sprachen" (Emden 1838), "Beiträge für Leben und Wissenschaft der Tonkunst" (Leipz. 1847) und besonders das "System der Tonkunst" (das. 1866). Außer zahlreichen Broschüren, unter andern der Doktordissertation "De musicis Graecorum organis circa Pindari tempora" (1830), veröffentlichte er noch: "Evangelisches Choralbuch" (Aurich 1855), "Musikalische Briefe aus der neuesten Zeit" (Münster 1870), "Für und wider die moderne Erziehungslehre" (Gütersl. 1879) und gab seit 1876 mit dem Pfarrer Herold in Schwabach eine Zeitschrift für Liturgie und Kirchenmusik unter dem Titel: "Siona" (das.) heraus.

6) Adalbert, Astronom, geb. 1832 zu Marienburg, in Preußen, anfangs Observator in Bonn, wo er an Argelanders Zonenbeobachtungen teilnahm, später Direktor der Sternwarte in Helsingfors, seit 1875 Hansens Nachfolger in der Direktion der Sternwarte zu Gotha und später in Kiel. Von seinen Arbeiten sind die Bestimmung der Jupitermasse aus den Störungen der Themis und die Ermittelung verschiedener Fixsternparallaxen hervorzuheben. Seit Peters' Tod gibt er die von Schumacher begründeten "Astronomischen Nachrichten" heraus und leitet die Geschäfte der internationalen Zentralstelle für astronomische Telegramme.

Kruggerechtigkeit (Krugrecht), s. v. w. Schenkgerechtigkeit, welche zuweilen als ein Realrecht mit dem Besitz eines Hauses verbunden ist.

Krugit, Mineral aus der Ordnung der Sulfate, teils weiß, teils durch Bitumen grau gefärbt, besteht aus schwefelsaurem Kalk mit schwefelsaurer Kalimagnesia und Wasser 4CaSO4+K2Mg(SO4)2+2H2O ^[4CaSO_{4}+K_{2}Mg(SO_{4})_{2}+2H_{2}O]