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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kugelhaube - Kuh.

reiche Anträge erhielt und Karl kaiserlicher Hofmaler wurde. 1805 folgte Gerhard einem Ruf als Professor der Kunstakademie nach Dresden, wo er 27. März 1820 auf dem Heimweg von seinem Weinberg zu Loschwitz nach seiner Wohnung ermordet wurde. K. malte zumeist religiöse und mythologische Bilder, in denen ein anerkennenswertes Streben nach malerischer Durchbildung und wahrer Empfindung herrscht, die jedoch im Eklektizismus seiner Zeit gehalten sind. Er hat auch Bildnisse, so die von Goethe, Herder, Wieland, Schiller u. a., gemalt. Vgl. Hasse, Das Leben G. v. Kügelgens (Leipz. 1824). - Sein Sohn Wilhelm von K., geb. 20. Nov. 1802 zu Petersburg, bildete sich in Dresden und Rom ebenfalls zum Maler, lebte 1827-30 in Rußland, später in Dresden, wurde 1834 herzoglicher Hofmaler in Bernburg und starb 25. Mai 1867 daselbst. Ein großes Altarbild von ihm (Kreuzigung Christi) besitzt die St. Olaikirche in Reval. Am bekanntesten ward er durch die erst nach seinem Tod erschienene anziehende Selbstbiographie: "Jugenderinnerungen eines alten Mannes" (12. Aufl., Berl. 1885).

2) Karl von, Maler, Zwillingsbruder von K. 1), genoß mit diesem denselben ersten Kunstunterricht und wandte sich in Rom auf Grund eingehender Naturstudien der Landschaftsmalerei zu. Als russischer Hofmaler trat er 1804 von Petersburg aus eine Reise in die Krim an, wo er 150 Gegenden aufnahm. Da der Kaiser Alexander I. wünschte, diese Bilder in Öl ausgeführt zu sehen, bereiste K. 1806 abermals ganz Taurien und brachte 240 Zeichnungen zurück; doch wurden von ihnen, da der französische Krieg das Werk unterbrach, nur 30 in Öl vollendet. Eine Sammlung von 55 später ebenfalls in Öl ausgeführten Bildern war das Resultat einer Reise durch Finnland (1818). Im J. 1827 ließ sich K. in Reval nieder, wo er 9. Jan. 1832 starb. Am meisten zogen K. idyllische Ansichten oder Prachtszenen an, und am glücklichsten war er in der Darstellung der Fernen und Mittelgründe. Viele seiner Bilder sind in Kamenoi Ostrow. Er gab auch eine "Malerische Reise in die Krim" (Petersb. 1823) heraus.

Kugelhaube, s. v. w. Kalotte, s. Kugel.

Kugellack, s. Rotholzlacke.

Kugelmühle, mechanische Vorrichtung zum Zerkleinern von Erzen, Hüttenprodukten, Thon, Gips, Formsand, Kohle, Farben etc., besteht aus einer um zwei Zapfen drehbaren Kugel- oder Cylindertrommel, in welcher sich schwere Kugeln aus Metall oder Stein (Granit) befinden, die bei der Drehung der Trommel die eingefüllten Materialien zermalmen.

Kugelschnäpper, s. Armbrust.

Kugelsegment, s. Kugel.

Kugelspritze, s. Geschütz, S. 220.

Kugeltierchen (Volvox globator L.), Organismus aus der Klasse der Protozoen, eine kleine, grüne, langsam sich drehende Kugel, welche im süßen Wasser vorkommt, mit unbewaffnetem Auge erkennbar ist, Chlorophyll enthält und am Licht Sauerstoff ausscheidet. Bei der Fortpflanzung wachsen einzelne Zellen zu Tochterkolonien aus, oder es zerfallen gewisse Zellen zu Mikrogonidien, welche andre unter Größenzunahme in Eizellen verwandelte Zellen befruchten. Diese kapseln sich ein und sinken als sternförmige Gebilde, aus welchen eine neue Kolonie ausschlüpft, zu Boden.

Kugelzieher, am Ladestock befestigte Stahlschraube zum Einbohren in Bleigeschosse, ist meist verbunden mit dem Krätzer (s. d.).

Kugelzweieck, vgl. Kugel.

Kugler, 1) Franz, Kunsthistoriker, Geschichtschreiber und Dichter, geb. 19. Jan. 1808 zu Stettin, studierte in Berlin und Heidelberg Philologie, beschäftigte sich nebenbei mit Kunststudien, besuchte, nach Berlin zurückgekehrt, die Bauakademie daselbst und wandte sich schließlich ganz dem Studium der Kunstgeschichte zu. Er wurde 1833 Professor der Kunstgeschichte an der Akademie der Künste und Dozent an der Universität zu Berlin, 1842 Mitglied des Senats der Kunstakademie und im folgenden Jahr zur Bearbeitung der Kunstangelegenheiten in das Kultusministerium berufen, in welchem er 1849 die Stelle eines vortragenden Rats erhielt. Er starb 18. März 1858 in Berlin. Seine Hauptwerke, welche die wissenschaftliche Behandlung der Kunstgeschichte begründeten, sind: "Handbuch der Geschichte der Malerei, von Konstantin d. Gr. bis auf die neuere Zeit" (Berl. 1837, 2 Bde.; 2. Aufl. von Burckhardt, das. 1847, 2 Bde.; in der von Blomberg besorgten 3. Aufl., Leipz. 1866-67, 3 Bde., verlor leider das Buch seinen wissenschaftlichen Charakter und damit seine Bedeutung); die von Adolf Menzel illustrierte "Geschichte Friedrichs d. Gr." (Stett. 1840; neue Ausg., Leipz. 1887; der Text allein, 11. Aufl. 1880); "Handbuch der Kunstgeschichte" (Stuttg. 1841-42; 5. Aufl., bearbeitet von Lübke, 1871-72, 2 Bde.), worin zum erstenmal der Versuch gemacht ist, die gesamte Kunstgeschichte übersichtlich und in Verbindung mit den welthistorischen Epochen darzustellen; ferner: "Kleinere Schriften und Studien zur Kunstgeschichte" (das. 1853-54, 3 Bde.) und die unvollendet hinterlassene "Geschichte der Baukunst" (Bd. 1-3, Berl. 1855-60), das vollständigste Werk über den Gegenstand, das von Burckhardt und Lübke (Stuttg. 1867-73, Bd. 4 u. 5, die Renaissance in Italien, Frankreich und in Deutschland behandelnd, 2. Aufl.) ergänzt ward. Von seinen übrigen Schriften sind zu nennen: "Denkmäler der bildenden Kunst des Mittelalters in den preußischen Staaten" (Berl. 1830); "Architektonische Denkmäler der Altmark" (das. 1833); "Beschreibung der Schloßkirche zu Quedlinburg etc." (mit Ranke, das. 1838); "Beschreibung der Kunstschätze von Berlin und Potsdam" (das. 1838, 2 Bde.); "K. F. Schinkel" (das. 1842); "Neuere Geschichte des preußischen Staats und Volks" (das. 1844, Bd. 1) u. a. Als Dichter trat er hervor mit: "Skizzenbuch" (Berl. 1830), "Gedichten" (Stuttg. 1840), mehreren Dramen ("Jakobäa", "Doge und Dogaressa"), die nebst lyrischen Gedichten und Erzählungen in den "Belletristischen Schriften" (das. 1852, 8 Bde.) gesammelt erschienen. Er ist der Verfasser des populären Liedes "An der Saale hellem Strande".

2) Bernhard, Geschichtsforscher, Sohn des vorigen, geb. 14. Juni 1837, studierte zu Greifswald und München, habilitierte sich 1861 als Dozent der Geschichte in Tübingen und ward 1866 Professor daselbst. Er schrieb: "Ulrich, Herzog zu Wirtemberg" (Stuttg. 1865); "Studien zur Geschichte des zweiten Kreuzzugs" (das. 1866); "Christoph, Herzog zu Wirtemberg" (das. 1869-72, 2 Bde.); "Analekten zur Geschichte des zweiten Kreuzzugs" (Tübing. 1878), denen 1883 "Neue Analekten" folgten; "Geschichte der Kreuzzüge" (Berl. 1880); "Albert von Aachen", Geschichte der ersten Kreuzzüge (Stuttg. 1885). Ferner gab er mit Stillfried das Prachtwerk "Die Hohenzollern und das deutsche Vaterland" (Münch. 1882 bis 1883, 2 Bde.) heraus.

Kuguar, s. v. w. Puma.

Kuh, das Weibchen des gemeinen Stiers und anderer Horntiere, z. B. Rehkuh, Hirschkuh.