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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kukurbitation; Kukuruz; Kul; Kula; Kulah; Kulan; Kulant; Külasse; Kuldscha; Külewdscha; Kuli

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Kukurbitation - Kuli.

dene Antheren, die bisweilen bei paarweiser Verwachsung zweifächerig werden oder auch, wie bei Cyclanthera, sämtlich zu einem einzigen ringförmigen Pollenbehälter verschmelzen können. Der meist unterständige, nur bei dem Türkenbund, einer Spielart des Kürbisses, halboberständige Fruchtknoten wird von 3-5 völlig verschmolzenen Karpiden gebildet und durch die sich von der Mitte nach außen zurückschlagenden zweischenkeligen Samenträger in doppelt so viele Fächer geteilt; selten ist der Fruchtknoten einfächerig mit einer einzigen grundständigen Samenknospe. Der meist kurze Griffel trägt 3 bis 5 fleischige Narben. Die in der Regel zahlreichen Samenknospen sind umgewendet und horizontal. Die Frucht stellt eine große, vielsamige Beere dar, deren Scheidewände sich zu einem die Fächer ausfüllenden Fruchtbrei auflösen, in welchem die Samen liegen. Diese sind zusammengedrückt; ihre Schale bildet eine äußere saftige, später eintrocknende und hautartig werdende Schicht; das Endosperm fehlt; der gerade Keimling hat große, flache, blattartige Kotyledonen, deren Zellen reich an fettem Öl sind, und ein kurzes Würzelchen. Vgl. Naudins zahlreiche Abhandlungen über die K. in "Annales des sciences naturelles", 4. Serie. Diese Familie besteht aus über 500 meist tropischen oder subtropischen Arten, zumal Ostindiens; viele enthalten einen Bitterstoff, der, wo er in großer Menge vorhanden ist, heftig purgierend und brechenerregend wirkt (Koloquinte). Genießbare Früchte liefern der Kürbis, die Gurke, die Melone und die Wassermelone. Fettes Öl wird aus den Samen der Kürbisse gewonnen.

Kukurbitation (lat.), eine Art der Felonie, welche der Vasall durch den Beischlaf mit seines Lehnsherrn Frau, Braut oder Tochter etc. beging, kostete nach langobardischem Lehnrecht das Lehen.

Kukuruz, s. v. w. Mais.

Kul, Getreidemaß, s. Tschetwert.

Kula (serb.), bei den Südslawen burgartige Türme und befestigte Wohnsitze, wie sie besonders in Montenegro und der Herzegowina zu finden sind.

Kula, Markt im ungar. Komitat Bács-Bodrog, am Franzenskanal, mit (1881) 8102 Einw. und Bezirksgericht.

Kulah, asiat. Hohlmaß und Gewicht, s. Kojang.

Kulan, s. Esel.

Kulant (franz. coulant), gefällig, entgegenkommend, leicht zu behandeln, namentlich im kaufmännischen Verkehr; daher Kulanz, das Kulantsein.

Külasse (franz. culasse), Bodenstück eines Geschützes; Schwanzschraube eines Gewehrs; in der Juwelierkunst s. v. w. Unterteil eines Brillanten, entgegengesetzt dem Pavillon oder Oberteil (vgl. Edelsteine, S. 314).

Kuldscha, Landschaft in Zentralasien, zwischen dem Thianschangebirge im S. und dem Boro-Choro, dann Irenchabirgagebirge im N., wird im W. von Turkistan begrenzt und in seiner ganzen Länge vom Ilifluß durchzogen. Infolge des Aufstandes der Dunganen von den Russen 1871 besetzt, wurde K. 1881 wieder an China zurückgegeben; doch behielt Rußland ein Gebiet von 11,288 qkm (205 QM.), so daß die chinesische Provinz K. jetzt nur 59,925 qkm (1088,3 QM.) mißt und etwa 70,000 Einw. zählt. Reichliche Bewässerung, mildes Klima und Güte des Bodens zeichnen das Land vor den Nachbargebieten aus; Getreide, Reis, Baumwolle, Wein, Obst gedeihen vorzüglich. Zahlreiche Herden von Schafen, Pferden, Kamelen, Rindern finden gute Weiden; die dichten Wälder beherbergen Wildschweine, Hirsche, Bären; in den Bergen findet man Eisen, Kupfer, Silber, Schwefel, Kohle (im N. der Stadt K. ausgebeutet). In den Flußthälern wird Ackerbau sehr eifrig betrieben; die höher gelegenen Striche werden von Nomaden durchzogen. Die Bevölkerung zählte 1876 (während der russischen Okkupation) 131,910 Seelen (51,801 Tarantschi, 33,828 Kirgisen, dann Sibo, Kalmücken, Dunganen, Chinesen, Solonen, Russen u. a.). Die Hauptstadt K., auch Alt-K. genannt, am rechten Ufer des Ili, besteht aus der fast nur von Mandschu bewohnten, von einer Lehmmauer umgebenen Citadelle, aus der chinesischen Stadt im N. derselben mit dem Bazar und einer zwischen Gärten und Pflanzungen weit zerstreuten Vorstadt. Die Bevölkerung betrug 1878:12,500 Personen, meist Mohammedaner. Neben zahlreichen Moscheen gibt es 2 buddhistische Tempel, eine römisch-katholische und eine griechisch-kath. Kirche. Rußland unterhält hier einen Konsul mit einer militärischen Eskorte. Die Stadt hat eine nicht unbedeutende Industrie und ist der kommerzielle Mittelpunkt der ganzen westlichen Mongolei; hierher kommen die Karawanen von Bochara, Chokand u. a. Etwa 40 km westlich liegt Neu-K., das, 1764 von den Mandschu gegründet, sich zu großer Blüte erhob, aber während des Dunganenaufstandes 1866 gänzlich zerstört wurde. Vgl. Dsungarei und Ili.

Külewdscha, Dorf im türk. Donauwilajet, zwischen Prawady und Schumna, bekannt durch den Sieg der Russen unter Diebitsch über die Türken unter dem Großwesir Reschid 11. Juni 1829.

Kuli (Coolie), in Vorderindien Name eines jeden Tagelöhners ohne Pachtbesitz, eine Verstümmelung des tamulischen Woliya, nach andern von Kol (s. d.) abgeleitet; dann Bezeichnung für jeden aus Ostasien, besonders China und Japan, nach tropischen Ländern zur Auswanderung veranlaßten Tagelöhner behufs Verrichtung jener Arbeiten, zu welchen vor Unterdrückung des Sklavenhandels Neger angekauft wurden. In Britisch-Indien ist die Anwerbung von Auswanderern durch die Gesetzgebung geregelt worden; sie begann 1842, als Mauritius anfing, Kulis zu importieren, 1845 folgte Britisch-Westindien, 1860 Natal, 1878 Fidschi. Von den französischen Kolonien importierte Réunion zuerst 1860, Guayana und Französisch-Westindien 1873 und in demselben Jahr auch Surinam ostindische Kulis. Nach dem dänischen Ste.-Croix kamen dieselben 1864. In dem Zeitraum 1842 bis 1870 wanderten 523,535 Kulis aus, und 112,178 kehrten wieder zurück; 1874-84 wanderten 171,347 aus, davon über Kalkutta 126,890, der Rest über Madras, Bombay und französische Häfen. Nur in den letztern dürfen jetzt Kulis für die französischen Kolonien angeworben werden. Es befanden sich 1883 in den britischen Kolonien 429,400 (davon 248,000 in Mauritius), in den französischen Kolonien (Réunion und Westindien) 73,000, in Surinam 4156, in Ste.-Croix 87 Kulis. Die in die Heimat Zurückkehrenden bringen oft bedeutende Ersparnisse mit sich. In China drängte die Dichtigkeit der Bevölkerung von jeher zum Aufsuchen überseeischer Arbeitsfelder. Daher begann mit der Entdeckung von Gold in Kalifornien und Australien seit 1850 schnell eine bedeutende Auswanderung nach diesen Ländern, die aber infolge der rohen Ausschreitungen der dortigen weißen Bevölkerung und der ihr auch seitens der Regierungen bereiteten Hindernisse in jüngster Zeit bedeutend abgenommen hat; die Zahl sämtlicher Chinesen in den Vereinigten Staaten belief sich 1880 auf 104,541 Seelen. Viele wandten sich auch nach dem benachbarten