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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kurios - Kurland.

Tiefen auf der großen vulkanischen Erdspalte empor, welche von Kamtschatka bis zum Süden Japans reicht. Man hat 52 Vulkane gezählt, von denen mindestens neun noch thätig sind. Die nördlichen Inseln sind beständig mit Schnee bedeckt, aber auch die südlichern sind nur von einem kümmerlichen Kranz von Vegetation umzogen. Die Bevölkerung gehört zu den Aino (s. d.). Die nördlichen Inseln sind menschenleer; als nach dem Abschluß des russisch-japanischen Vertrags die Übergabe dieser Inseln an Japan erfolgte, siedelten die sämtlichen christlichen Aino nach Sachalin über; die Japaner verpflanzten darauf die wenigen Zurückgebliebenen auf die südlichen Inseln.

Kurios (lat. curiosus, franz. curieux, küriös), wunderlich, seltsam; Kuriositäten, s. Curiosa.

Kurische Könige, Bezeichnung der Einwohner von sieben Dörfern im russ. Gouvernement Kurland, zwischen Goldingen und Hasenpoth. Sie hatten seit vielen Jahrhunderten besondere Vorrechte: freie Jagd, Befreiung von Abgaben und Rekrutenstellung etc., verloren aber 1854 diese Privilegien. Zuerst werden die Kurischen Könige erwähnt in einer Petersburger Urkunde von 1320, später werden sie auch im Gegensatz zu den Leibeignen Freibauern genannt. 1863 betrug ihre Zahl 405. Sie sprechen einen lettischen Dialekt, behaupten, von vorhistorischen kurischen Königen abzustammen, und heiraten nur untereinander.

Kurisches Haff, das größte der drei preußischen Haffe, ein Strandsee in Ostpreußen, reicht von Labiau bis Memel, ist von S. nach N. 98 km lang, im S. 45 km breit und hat einen Flächeninhalt von 1619,5 qkm (29,41 QM.). Die Tiefe ist nicht bedeutend, bei Memel 7,5 m, bei Schwarzort, wo die starke Strömung des Wassers aus der Ruß die Versandung verhindert, beinahe 2, im S. 2,5-4,7 m. Für die Schifffahrt ist es demnach nicht von großer Wichtigkeit. Seeschiffe gehen freilich durch das Tief von Memel, welches im N. das Haff mit der Ostsee verbindet und bei einer Tiefe von 6 m eine 250-600 m breite Fahrstraße enthält, aus der Ostsee bis Memel; sonst wird aber das Kurische Haff, in welches die Dange, Minge, die Arme der Ruß und Gilge (Memel), der Nemonien und der Pregelarm Deime münden, wegen seiner Gefährlichkeit von den Schiffern möglichst gemieden. Im SO. umgeht es eine Kanalverbindung zwischen Deime und Gilge (Großer Friedrichs-Graben und Seckenburger Kanal), im NO. eine andre von der Ruß fast bis zur Stadt Memel (König Wilhelms-Kanal). Die Kurische Nehrung, eine 120 km lange, 2-3 km breite Landzunge, trennt das Kurische Haff von der Ostsee. Auf derselben erstreckt sich der ganzen Länge nach eine Kette von Sanddünen, die großartigsten in Europa, die bis 62 m ansteigen und sich unausgesetzt gegen das Haff (jährlich etwa um 5½ m) vorbewegen, das sie in 300-500 Jahren ausfüllen werden, wenn eine Aufhaltung derselben nicht gelingt. Durch dieselben sind bereits mehrere Dörfer versandet, wie denn auch jetzt besonders das Dorf Rossitten bedroht erscheint. Die Unterlage der Nehrung besteht aus Thon- und Lehmschichten, die teilweise der Tertiärformation angehören und reich an Bernstein sind, der besonders bei Schwarzort im Haff gefischt wird. S. Karte "Ost- und Westpreußen". Vgl. Berendt, Geologie des Kurischen Haffs und seiner Umgebung (Königsb. 1869).

Kürisser, alte Form für Kürassier (s. d.).

Kurkreis, der nordwestlichste der sieben Kreise des frühern Kurfürstentums Sachsen, zu beiden Seiten der mittlern Elbe ober- und unterhalb der Mündung der Schwarzen Elster, ward erst durch Albrecht den Bären den Slawen entrissen, fiel 1170 an dessen Sohn Bernhard von Askanien und ward von diesem 1180 mit dem Herzogtum Sachsen vereinigt. 1356 wurde die Ausübung des sächsischen Kurrechts allein Sachsen-Wittenberg zugestanden und dem Gebiet von Wittenberg später der Name K. beigelegt. Derselbe umfaßte 4070 qkm (74 QM.) mit etwa 150,000 Einw. Nach der Erhebung Sachsens zum Königreich wurde der K. als Wittenberger Kreis bezeichnet. Durch die Teilung Sachsens (1815) kam der ganze Kreis an Preußen und gehört gegenwärtig zu den Regierungsbezirken Merseburg, Magdeburg und Potsdam.

Kurkumagelb (Kurkumin) C10H10O3 ^[C_{10}H_{10}O_{3}], Farbstoff der Kurkumawurzel, wird aus der mit Schwefelkohlenstoff entfetteten Wurzel durch Alkohol ausgezogen. Der Auszug wird verdampft, der Rückstand mit Äther behandelt, die ätherische Lösung wieder verdampft und der nun bleibende Rückstand in Ammoniak gelöst, aus welchem K. durch Kohlensäure gefällt wird. Die Ausbeute beträgt 0,3 Proz. Es bildet gelbe, blau schillernde Kristalle, riecht vanilleartig, gibt mit Alkohol und Äther gelbe, grün fluoreszierende Lösungen, löst sich nicht in kaltem Wasser, schmilzt bei 165°, ist nicht flüchtig und gibt mit Alkalien rote Lösungen. Mit K. getränktes Papier (Kurkumapapier) wird durch Alkalien braunrot, durch Säuren wieder gelb, durch Borsäure wird es nach dem Trocknen orangerot, dann durch Säuren nicht wieder gelb, aber durch Alkalien blau. Bei Gegenwart von Borsäure mit Alkohol gekocht, wird K. prächtig rot, und auf Zusatz von Wasser scheidet sich dann rotes, metallisch grün schillerndes Rosocyanin ab, dessen alkoholische Lösung durch Alkalien vorübergehend prachtvoll blau gefärbt wird.

Kurkumastärke, s. Arrowroot.

Kurkume, Pflanzengattung, s. Curcuma.

Kurland, die südlichste der Ostseeprovinzen Rußlands (s. Karte "Livland, Esthland und K."), besteht aus dem eigentlichen K. (Herzogtum K.), dem Herzogtum Semgallen, dem alten Bistum Pilten und dem Bezirk von Polangen, grenzt im N. an Livland und an den Rigaischen Meerbusen, im O. an das Gouvernement Witebsk, im W. an die Ostsee, im S. und SW. an Wilna, Kowno und Preußen und hat ein Areal von 27,286 qkm (495,5 QM.). Vom Areal sind 25 Proz. Ackerland, 30 Proz. Wiesen, 33 Proz. Wald und 12 Proz. Unland. Der Boden ist im allgemeinen fruchtbar, meist lehmig, stellenweise auch sandig. Die nördlichste Spitze läuft in das weit hervorragende Kap Domesnäs aus. Die Küsten leiden sehr durch Flugsand, gegen dessen immer weiter greifende Verheerungen seit 1835 verschiedene Arbeiten ausgeführt worden sind. K. wird in mehreren Richtungen von flachen Höhenzügen (70-130 m hoch), die von S. her, aus Litauen, kommen, durchschnitten. Der bedeutendste dieser Höhenzüge ist der die Wasserscheide zwischen Düna und Aa bildende, das sogen. Kurische Oberland, das sich am linken Ufer der Düna von Warnowiz über Illux und Jakobstadt bis Baldohn hinzieht. Ein andrer, vom erstern durch die Mitauische Tiefebene getrennt, liegt an beiden Ufern der Windau und verzweigt sich in die Höhen von Zabeln, Tuckum, Kandau, Talsen (die sogen. Kurische Schweiz) und die Blauen Berge, die sich bis zum Kap Domesnäs hinziehen. Die 340 km lange, meist flache Seeküste bildet fast gar keine Busen; die einzigen Punkte, wo Schiffe landen können, sind Libau, Windau und Polangen. Parallel der Küste laufen, meist in drei Reihen, lange Sandbänke, welche sich oft 10-15 km ins Meer hin-^[folgende Seite]