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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Küstenverteidigungsfahrzeuge; Küster; Küstner

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Küstenverteidigungsfahrzeuge - Küstner.

Ackerprodukten armes Land, obwohl nur 6½ Proz. unproduktives Land sind. Von der produktiven Fläche kommen 45 Proz. auf Grasland, worunter die Hutweiden den größten Teil einnehmen. Auf Waldland kommen 31⅓, auf Ackerland 13½ Proz. des produktiven Bodens; relativ groß ist das Weinland (7½ Proz.). Das Ackerland wird hauptsächlich mit Mais und Weizen bebaut; außerdem werden auch andre Getreidesorten, Buchweizen und Sorgo, ferner Reis (in der Ebene von Gradisca) und etwas Kartoffeln gewonnen. Ein Hauptprodukt ist der Wein (280,000 hl), welcher freilich meist von geringer Sorte und wenig haltbar ist. In Istrien kommt ferner der Ölbau (jährlich 20,000 metr. Ztr. Olivenöl) in Betracht. Die Viehzucht ist gering; die Pferde werden meist durch Maultiere und Esel ersetzt. Der Bestand an Rindvieh (125,000 Stück) ist unzureichend; zahlreicher sind die Schafe (298,000 Stück), jedoch von gemeinem Schlag. Von Bedeutung ist im ganzen K. die Seidenzucht (Ertrag an Kokons 5880 metr. Ztr.), dann die Seefischerei, welche Thunfische, Sardellen, Branzine und Schaltiere in großer Menge liefert. An Bergbauprodukten ist das K. arm. Es werden nur Braunkohlen (1885: 711,000 metr. Ztr.) bei Albona in Istrien gefördert. Reich ist dagegen der Ertrag an Seesalz in den Salinen von Capo d'Istria und Pirano (282,000 metr. Ztr.). Auch die Steinbrüche von Istrien liefern einen sehr geschätzten Baustein, welcher ehemals das Material für die Palastbauten Venedigs bildete. Die im allgemeinen nicht bedeutende Industrie befaßt sich in Triest (s. d.) mit dem Bau und der Ausrüstung von Schiffen und einigen andern Produktionszweigen. In Görz wird fabrikmäßig die Baumwollindustrie, die Chappespinnerei, Erzeugung von Weinstein, Kerzen und Seifen, Papier, Mehl und Kanditen und die Gerberei betrieben. Die Gewinnung von Rohseide bildet im ganzen K. eine Hauptbeschäftigung der weiblichen Bevölkerung. In Istrien und auf den Quarnerischen Inseln wird sonst zumeist nur Hausindustrie für den eignen Bedarf, Zementerzeugung in einer Fabrik und nur der Schiffbau und die Schiffsausrüstung in größerm Maßstab betrieben; namentlich hat Lussin piccolo in jüngster Zeit sehr große Fortschritte im Schiffbau gemacht. Der Haupterwerbszweig der Bewohner des Küstenlandes ist der Handel und die Seeschiffahrt.

Das ganze K. zählt 41 Häfen, unter denen Triest (s. d.), der wichtigste Hafen Österreichs und der Adria, den ersten Rang einnimmt. Von den übrigen Häfen haben noch Pola, Rovigno, Lussin piccolo, Pirano und Parenzo größere Bedeutung. 1884 sind in den Häfen des Küstenlandes 33,566 Schiffe mit 3,343,600 Ton. ein- und 33,552 Schiffe mit 3,358,980 T. ausgelaufen. Die Handelsflotte belief sich zu Anfang 1885 auf 3203 Schiffe mit 183,250 T. und 11,662 Mann Equipage. Die Südbahn bildet die Landverbindung des Küstenlandes mit den andern österreichischen Provinzen und mit Italien. In der Station Divacca schließt die Istrianer Staatsbahn an, welche nach Pola und mit Abzweigungen nach Triest und Rovigno führt. Der Stand der geistigen Kultur ist bei den slawischen Volksstämmen im allgemeinen ein niedrigerer als bei den Italienern. An Volksschulen, die nur von 69 Proz. der schulpflichtigen Jugend besucht werden, bestehen 436. Vollständige Gymnasien gibt es 5 (3 deutsche in Triest, Görz und Mitterburg, 2 italienische in Triest und Capo d'Istria), Oberrealschulen 4 (2 deutsche in Triest und Görz, 2 italienische in Triest und Pirano), außerdem eine Unterrealschule in Pola, Bildungsanstalten für Lehrer in Capo d'Istria, für Lehrerinnen in Triest und Görz, eine Handels- und nautische Akademie in Triest, die Handelshochschule Revoltella in Triest, eine nautische Schule in Lussin piccolo, eine Landesackerbauschule in Görz und eine Weinbauschule in Parenzo. Was die Verfassung und Verwaltung anlangt, so ist für die reichsunmittelbare Stadt Triest mit ihrem Gebiet der aus 54 Mitgliedern bestehende Stadtrat zugleich die Landesvertretung. Die Grafschaft Görz und Gradisca und die Markgrafschaft Istrien haben zwei abgesonderte Landtage. Der für Görz und Gradisca besteht aus 22 Abgeordneten: dem Fürsterzbischof von Görz, 6 Deputierten des großen Grundbesitzes, 5 der Städte und Märkte, 2 der Görzer Handelskammer, 8 der Landgemeinden; der für Istrien aus 33 Mitgliedern: den 3 Bischöfen von Triest, Parenzo und Veglia, 5 Deputierten des großen Grundbesitzes, 11 der Städte, 2 der Handelskammer von Rovigno und 12 der Landgemeinden. Versammlungsorte der Landtage sind Görz und Parenzo. Zu dem Reichsrat senden die drei Kronländer, welche das K. ausmachen, je vier Vertreter. Die politische Verwaltung übt zu oberst die Statthalter in Triest aus. Diese Stadt ist zugleich der Sitz der andern Oberbehörden, als des Oberlandes-, Landes-, Handels- und Seegerichts, der Finanzdirektion und Seebehörde. In kirchlicher Beziehung ist das K. in vier Diözesen, das Erzbistum Görz und die Bistümer Triest-Capo d'Istria; Parenzo-Pola und Veglia, geteilt. Die Einteilung des Küstenlandes in politische Bezirke, ihr Areal und ihre Bevölkerung sind aus folgender Tabelle zu ersehen:

Politischer Bezirk Areal in QKilom. QMeilen Bevölkerung 1880

Triest, Stadt und Umgebung 95 1,7 144844

Stadt Görz 24 0,4 20920

Bezirkshauptmannschaften:

Görz 760 13,8 60760

Gradisca 621 11,2 65778

Sessana 472 8,6 27167

Tolmain 1041 19,0 36459

Görz und Gradisca: 2918 53,0 211084

Stadt Rovigno 61 1,1 9522

Bezirkshauptmannschaften:

Capo d'Istria 824 15,0 69997

Lussin 939 17 37922

Parenzo 793 14,4 44193

Pisino 859 15,6 39964

Pola 718 13,0 50718

Volosca 760 13,8 39690

Istrien: 4954 90,0 292006

Vgl. v. Czoernig, Die ethnologischen Verhältnisse des österreichischen Küstenlandes (Triest 1885); "Spezialortsrepertorium des österreichischen Küstenlandes" (Wien 1885). S. Karte "Steiermark".

Küstenverteidigungsfahrzeuge (Küstenverteidiger), sehr flach gebaute Kriegsfahrzeuge zur Verteidigung der Küsten. Man unterscheidet gepanzerte Kanonenboote, Monitoren, schwimmende Batterien etc. und ungepanzerte Kanonen- und Torpedoboote.

Küster (v. lat. custos, "Wächter"), Aufseher über die Kirchengebäude, deren Schlüssel und heilige Gerätschaften er in Verwahrung hat (vgl. Mesner). Zuweilen ist das Küsteramt mit dem des Lehrers verbunden. Vgl. Laacke, Das Kantor-, Küster- und Organistenamt in seinen Rechtsverhältnissen (Bernburg 1884).

Küstner, Karl Theodor von, verdienter Theaterleiter, geb. 26. Nov. 1784 zu Leipzig, studierte in seiner Vaterstadt und in Göttingen die Rechte und