Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lalo; Lalopathie; La Lumia; Lam; Lam.; Lama

419

Lalo - Lama.

Königs und der Indischen Kompanie verraten habe, und am Tag darauf enthauptet. Nach zehn Jahren bewirkte Lally-Tollendals Sohn, besonders von Voltaire unterstützt, die Revision des Prozesses. Die Unschuld des Verurteilten wurde so klar erwiesen, daß der König in einem Dekret vom 21. Mai 1778 das Urteil kassierte und die Ehre Lally-Tollendals wiederherstellte. Vgl. Hamont, La fin d'un empire français aux Indes sous Louis XV (Par. 1887).

2) Trophime Gérard, Marquis von, Sohn des vorigen, geb. 5. März 1751 zu Paris, that sich zunächst durch sein mannhaftes Eintreten für die Ehre seines Vaters hervor und gehörte in der Versammlung der Reichsstände 1789 zu denen, welche sich mit dem dritten Stand verbanden. Von den demokratischen Tendenzen der Nationalversammlung aber zurückgeschreckt, suchte er sich später dem Hof wieder zu nähern. Als Berichterstatter des Verfassungskomitees schlug er die Errichtung zweier Kammern vor und setzte auch seinen auf die Erhaltung der Aristokratie gegründeten Plan in der Schrift "Rapport sur le gouvernement qui convient à la France" (1789) auseinander. Schon nach den Ereignissen vom 5. und 6. Okt. zog er sich in die Schweiz zurück. Von hier aus veröffentlichte er 1790 unter dem Namen Quintus Capitolinus eine beißende, gegen die Abschaffung der Adelsvorrechte gerichtete Satire, kehrte aber 1792 zur Verteidigung des Königs nach Paris zurück. Nach dem Aufstand vom 10. Aug. verhaftet, entging er glücklich den Septembermetzeleien und flüchtete nach England. Beim Prozeß des Königs bot er sich dem Konvent als Verteidiger an, und als er ohne Antwort blieb, gab er seine Verteidigung in den Druck ("Plaidoyer pour Louis XVI", 1795). Auch erschien von ihm "Défense des émigrés français, adressée au peuple français" (1794; neue Aufl., Par. 1825, 2 Bde.), welche Schrift in zwei Monaten zehn Auflagen erlebte. Nach der Revolution vom 18. Brumaire kehrte er ins Vaterland zurück und lebte in Bordeaux, einzig mit litterarischen Arbeiten beschäftigt. Ludwig XVIII. ernannte ihn nach der ersten Restauration zum Staatsrat und im August 1815 zum Pair. Der Monarchie eifrig ergeben, suchte L. sie auf liberalem Weg zu erhalten und trat als Verteidiger der konstitutionellen Freiheiten auf. Er starb 11. März 1830. Von seinen Schriften ist noch sein "Essai sur la vie de Thomas Wentworth, comte de Strafford" (Lond. 1795; 2. Aufl., Par. 1814), über den er auch eine (nicht aufgeführte) Tragödie schrieb, zu nennen.

Lalo, die pulverisierten Blätter des Affenbrotbaums (s. Adansonia).

Lalopathie (griech.), Sprachstörung, soweit sie sich auf den formalen Ausdruck der Gedankenbewegung erstreckt.

La Lumia, Isidoro, ital. Geschichtschreiber, geb. 1. Nov. 1823 zu Palermo, studierte die Rechte daselbst und befaßte sich dabei frühzeitig mit Litteratur und Politik. Als Rechtsanwalt veröffentlichte er 1844 den ersten Versuch zur Geschichte seines engern Heimatslandes: "I Luna e i Perollo". In der Revolution von 1848 und 1849 spielte er eine hervorragende Rolle und entwarf auch im Verein mit Boccanorsi eine historische Denkschrift: "Über die politischen Rechte Siziliens", welche zu Anfang 1849 in französischer Sprache in Paris erschien. Auch die Revolution von 1860 zählte ihn zu ihren Führern, und er stand schriftstellerisch für die von ihm vertretene Sache ein mit der Broschüre "La restaurazione borbonica e la rivoluzione del 1860 in Sicilia" (1860). Im J. 1864 wurde er Direktor der Staatsarchive zu Palermo, wo er 28. Aug. 1879 starb. Seine zahlreichen Monographien zur sizilischen Geschichte, welche die Zustände der Insel im 12. Jahrh., das Völkergemisch, das Aufblühen einer neuen Sprache und Kultur höchst lebendig und auf Grund gelehrter Studien schilderten, sind in den "Studii di storia siciliana" (Palermo 1870, 2 Bde.) enthalten. Auch begann er eine Urkundenpublikation ("Documenti degli archivi siciliani", Bd. 1, 1868). Es folgten dann noch einige ähnliche Arbeiten: "I Romani e le guerre civili in Sicilia" (Turin 1874) und "La Sicilia sotto Vittorio Amedeo di Savoia" (Livorno 1877). Gesammelt erschienen seine Schriften unter dem Titel: "Storie siciliane" (Palermo 1883-84, 4 Bde.).

Lam., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für J. B. A. P. M. ^[Jean Baptiste Antoine Pierre de Monet] de Lamarck (s. d.).

Lam., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für A. B. Lambert, geb. 1761 zu Bath, gest. 1842 in Kew. Pinus, Cinchoneen.

Lam, Johann, hervorragender poln. Humorist und Romanschriftsteller, geb. 16. Jan. 1838 zu Stanislau in Galizien, Sprößling einer aus Hanau nach Österreich eingewanderten Familie, studierte 1855-1859 an der Lemberger Universität, machte als Kadett den italienischen Feldzug mit, beteiligte sich mit dem Rang eines Hauptmanns am polnischen Aufstand von 1863 und lebte dann als Redakteur in Lemberg, wo er 3. Aug. 1886 starb. Als Humorist erwarb er sich besonders durch seine in verschiedenen Zeitungen veröffentlichten Wochenchroniken großen Ruf. Er schrieb ferner eine Reihe von Erzählungen, wie: "Der Kriegskommissar", "Fräulein Emilia", "Zu vergoldende Köpfe", "Idealisten", "Sonderbare Karrieren" u. a., welche sämtlich eine ätzende, satirische Schärfe verraten.

Lama, glatte, flanellähnliche, bisweilen auch geköperte und gemusterte, dünne, lose, sehr wenig gewalkte Stoffe aus Streichwolle mit schwacher Haardecke, auf der rechten Seite einfarbig oder gemustert, werden zu Futter, Mänteln etc. benutzt. Bisweilen gibt man den Namen auch bessern Stoffen, die gewöhnlich Napolitaine heißen. Halbwollenlama oder Beiderwand hat baumwollene Kette und streichwollenen Schuß, wird weder gewalkt, noch gerauht, sondern nur glatt geschoren und dient zu Mänteln, Frauenkleidern etc. Auch der halbwollene Köper gehört hierher.

Lama, buddhist. Priester, s. Lamaismus.

Lama (Schafkamel, Kamelschaf, Auchenia Ill.), Säugetiergattung aus der Unterordnung der paarzehigen Huftiere und der Familie der Schwielensohler oder Kamele (Tylopoda), Tiere von geringerer Körpergröße als das Kamel, mit verhältnismäßig großem, spitzschnauzigem Kopf, langen, spitzen Ohren, großen Augen, schmächtigem Hals, hohen, schlanken Beinen mit getrennten Zehen, von denen jede einzelne mit einer schwieligen Sohle versehen ist, und kurzem, langbehaartem Schwanz. Man unterscheidet vier Formen: Guanako, Vicunna, Lama und Pako (Alpako), aber nur die beiden erstern kommen heute noch wild vor, die letztern sind seit uralten Zeiten Haustiere, deren Stammform man im Guanako erkennen will. Alle Lamas sind Bewohner der Hochebenen der Kordilleren und steigen bloß im äußersten Süden der Andeskette bis in die Pampas Patagoniens herab. In der Nähe des Äquators leben sie meist in einer Höhe zwischen 4-5000 m ü. M., und tiefer als 2000 m ü. M. gedeihen sie hier nicht. Die wild lebenden ziehen sich während der Regenzeit auf die höchsten