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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lamantin; La Mara; Lamarck; La Marck; Lamarmora

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Lamantin - Lamarmora.

versität daselbst und gehört zu den eifrigsten und zugleich unterrichteten Vertretern der sogen. slawophilen Bestrebungen in Rußland. Er schrieb: "Über die Slawen in Kleinasien, Afrika und Spanien" (1859); "Serbien und die südslawischen Provinzen Österreichs" (1864); "Historische Erforschung der griechisch-slawischen Welt" (Petersb. 1871), worin er seine Thorie ^[richtig: Theorie] vom Gegensatz der griechisch-slawischen zur romanisch-germanischen Welt darlegt; ferner über Sprache und Schrifttum der Bulgaren (1869), über die alttschechischen Litteraturdenkmäler (1879) u. a. Neuerdings gab er unter dem Titel: "Secrets d'État de Venise" (Petersb. 1884) verschiedene, auf die Griechen, Slawen und Türken im 15. und 16. Jahrh. bezügliche Dokumente aus den Archiven Venedigs heraus. - Sein Bruder Eugen Iwanowitsch L., geb. 1825, war 1866-81 Direktor der kaiserlichen Staatsbank in Petersburg und auch schriftstellerisch auf dem Gebiet des Kredit- und Finanzwesens thätig.

Lamantin (Manatus Cuv.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Wale und der Unterordnung der Sirenen oder Seekühe, robbenartig gebaute Tiere mit etwas unförmlich gestaltetem, fast nacktem Fischleib, abgerundeter Schwanzflosse, vier kleinen Plattnägeln an den Zehen der abgerundeten Brustflossen, früh ausfallenden Schneidezähnen und sich abnutzenden Backenzähnen, welche allmählich von hinten her durch neuere ersetzt werden, und an der Schnauzenspitze stehenden Nasenlöchern. Der schmalschnauzige L. (M. americanus Desm.), 3 m lang, 50 cm hoch, mit wenigen borstigen Haaren auf der bläulichgrauen Haut und abgestutzter, borstenreicherer Oberlippe, lebt gesellig an den Küsten Mittel- und Südamerikas, steigt weit in den Flüssen, besonders in dem Amazonas und Orinoko und deren Nebenströmen, empor und nährt sich von Wasserpflanzen. Das Weibchen soll ein oder zwei Junge werfen und große Anhänglichkeit an dieselben zeigen. In der Gefangenschaft wird er sehr zahm. Wegen des sehr schmackhaften Fleisches, welches auch gesalzen und gedörrt wird, des genießbaren und als Leuchtmaterial verwendbaren Fettes und der starken Haut, die man zu Riemen zerschneidet, wird das Tier eifrig verfolgt und ist daher jetzt viel seltener als früher.

La Mara, Pseudonym, s. Lipsius (Marie).

Lamarck, Jean Baptiste Antoine Pierre Monet de, Naturforscher, geb. 1. Aug. 1744 zu Barentin in der Picardie, trat 1760 in Kriegsdienste, widmete sich aber bald dem Studium der Medizin und der Naturwissenschaften, zunächst der Meteorologie, später der Botanik; doch fand die von ihm in der "Flore française" (Par. 1778, 3 Bde.; 3. Aufl. 1805-15, 6 Bde.; dann 1826-30, 2 Bde., von De Candolle gänzlich umgearbeitet) aufgestellte analytische Methode der Pflanzenklassifikation wenig Beifall. Seit 1780 unternahm L. mehrere botanische Reisen. Von Pancouckes "Encyclopédie méthodique" übernahm er den botanischen Teil, schrieb aber nur die beiden ersten Bände; den 3. und 4. Band ließ er meist von jüngern Freunden ausarbeiten und überließ hierauf die Fortsetzung des Werkes Poiret, der auch zu Lamarcks "Tableau encyclopédique et méthodique de la botanique" (Par. 1791-1823) den 3. Band hinzufügte. Mirbel setzte die "Histoire naturelle des végétaux" (Par. 1803 ff., 17 Bde.) fort, von welcher L. nur 2 Bände geliefert hatte. 1792 ward L. Professor der Naturgeschichte der niedern Tiere am Jardin des plantes und warf sich nun auf die Zoologie, in welcher er sich durch sein "Système des animaux sans vertèbres" (Par. 1809) und sein Hauptwerk, die "Histoire des animaux sans vertèbres" (das. 1815-22, 7 Bde.; 2. Aufl. von Deshaye und Milne Edwards, das. 1835-45, 11 Bde.), als bedeutender Formenkenner eine rühmliche Stellung erarbeitet hat. Indem er zuerst die Wirbellosen den Wirbeltieren gegenüberstellte und die Strahltiere von den Polypen schied, gab er Veranlassung zu schärferer Hervorhebung des Typischen der Tierklassen. Von seinen theoretischen Schriften sind hervorzuheben: "Philosophie zoologique" (Par. 1809, 2 Bde.; neue Ausg. 1873; deutsch mit biographischer Einleitung, Jena 1875); "Recherches sur les causes des principaux faits physiques" (Par. 1794, 2 Bde.) und "Réfutations de la théorie pneumatique" (das. 1796). L. war der erste, welcher mit dem alten Artbegriff brach und die Unveränderlichkeit der Arten geradezu verneinte, indem er die Umwandlung der Formen und die allmähliche Entwickelung des Tierreichs mit Hilfe wenn nicht bekannter, doch zugänglicher Erscheinungen zu erklären suchte. Er kann als Begründer der Deszendenztheorie betrachtet werden und hat jedenfalls das Verdienst, derselben zuerst einen wissenschaftlichen Boden bereitet zu haben. Zur Bekanntmachung seiner Witterungsbeobachtungen stiftete er 1799 das "Annuaire météorologique", das 1810 einging. Er starb erblindet 18. Dez. 1829 in Paris.

La Marck, August Maria Raimund, Graf von L. (von der Marck), Prinz von Arenberg, geb. 23. Aug. 1753 zu Brüssel, trat als Kadett in das Regiment des Herzogs Karl von Lothringen und erhielt bald darauf von seinem Großvater mütterlicherseits, dem Grafen Ludwig von der Marck, das nach diesem benannte deutsche Infanterieregiment in französischen Diensten, als dessen Inhaber er den Titel eines Grafen von L. annahm. 1771 und 1772 diente er mit Auszeichnung in Indien und 1780-82 in Nordamerika gegen die Engländer. Am französischen Hof wurde er als geborner Österreicher von Marie Antoinette begünstigt und widmete sich ihren Interessen mit ritterlicher, selbstloser Hingebung. In der konstituierenden Nationalversammlung 1789 gehörte er zu den gemäßigten Mitgliedern der Hofpartei und suchte im Interesse der Erhaltung der Monarchie sich mit Mirabeau zu befreunden. Er gewann das Vertrauen desselben, unterstützte ihn mit nicht unbedeutenden Summen, und nach wiederholten vergeblichen Versuchen gelang es ihm (freilich erst kurz vor Mirabeaus Tode), den berühmten Mann mit dem Hof in Verkehr zu bringen. Nach dem Sturz des Königtums verließ L. Frankreich und ging erst nach den Niederlanden, dann nach Wien. Nach dem Sturz Napoleons kehrte er in sein eigentliches Vaterland zurück, indem er als General in die niederländische Armee eintrat. Seit 1830 lebte er als Privatmann in Brüssel, wo er 26. Sept. 1833 starb. Er hat eine wertvolle Gemäldesammlung hinterlassen. Sein interessanter Briefwechsel mit Mirabeau und seine geistvollen Memoiren wurden von Bacourt herausgegeben ("Correspondance entre le comte de Mirabeau et le comte de L.", Par. 1851, 3 Bde.).

Lamarmora, Alfonso Ferrero, Cavaliere de, italienischer General und Staatsmann, geb. 17. Nov. 1804 zu Turin, erhielt seine Bildung auf der sardinischen Militärakademie, trat 1823 als Leutnant in die sardinische Artillerie, wurde 1831 Kapitän, bereiste Europa und den Orient, um militärische Einrichtungen kennen zu lernen, und zeichnete sich 1848 im Kriege gegen Österreich als Major der Artillerie, namentlich bei der Belagerung von Peschiera, aus. Am 27. Okt. 1848 zum Brigadegeneral beför-^[folgende Seite]