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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lampen

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Lampen (Petroleumkochöfen etc.; Geschichtliches).

füllen von Spiritus. Statt des Weingeistes kann man sie mit Holzgeist oder auch mit einer Mischung von Terpentinöl und Weingeist speisen. Die Berzelius-Lampe ist eine Spirituslampe mit doppeltem Luftzug (Argand-Brenner); ein niedriger Schornstein umgibt die Flamme, welche entweder aus einer Sturzflasche, oder aus einem kranzförmigen oder einem seitlich liegenden, kastenförmigen Behälter gespeist wird. Letztere Einrichtung ist vorteilhafter, da der Spiritus im Kranze zu stark erhitzt wird. Die Lampe ruht entweder auf drei Füßen, welche nach oben in einen Dreifuß zum Aufsetzen der zu erhitzenden Geräte verlaufen, oder der Spiritusbehälter ist durchbohrt und mit der ganzen Lampe an einem senkrechten Messingstab verschiebbar; an demselben Stab lassen sich auch mehrere wagerechte Stäbe verschieben, die über dem Brenner in größere oder kleinere Ringe auslaufen. Auf letztere stellt man die zu erhitzenden Schalen oder Flaschen. - Sehr allgemein benutzt man Petroleumlampen zum Erhitzen von Speisen etc., und zwar hat man die gewöhnlich zum Leuchten dienenden L. mit Vorrichtungen versehen, um gelegentlich eigentümlich konstruierte Gefäße (meist mit zentralem Rohr, durch welches der Lampencylinder geht) auf denselben zu erhitzen, häufiger aber benutzt man Petroleumkochöfen mit besondern Einrichtungen. In der Regel besitzen diese Öfen Flachbrenner, und es ist festgestellt worden, daß ein 51 mm breiter Docht in 24 Minuten 1 Lit. Wasser von 11° mit einem Aufwand von 20 g Erdöl ins Kochen bringt. Ein 68 mm breiter Docht leistet dasselbe mit gleichem Aufwand in 19 Minuten und zwei derartige Dochte unter demselben Gefäß gleichfalls mit zusammen 20 g Petroleum in 11 Minuten. Bei größern Flüssigkeitsmengen stellt sich der Aufwand pro Liter etwas geringer. Rundbrenner gewähren keine Vorteile, es sei denn, daß man eine leichtere Behandlung des Dochts und der Flamme als solche gelten lassen will. Eine größere Hitze als die Berzelius-Lampe erzeugt Devilles Glühlampe, mit welcher man dünne Platindrähte schmelzen kann. Diese Lampe wird mit Terpentinöl gespeist, welches aus einer größern Flasche zufließt und stets in gleicher Höhe erhalten wird. Das Öl wird auf 100° erhitzt, so daß ein Luftstrom, den man darüber leitet, sich reichlich mit Dämpfen beladen kann. Diese entzündet man und facht dann die Flamme durch ein Gebläse an.

Geschichtliches.

L. waren schon bei den alten Ägyptern gebräuchlich, aber bis in die neueste Zeit kannte man nur den unvorteilhaften massiven Runddocht. Der Flachdocht wurde 1783 durch Leyer in Paris u. 1784 durch Alströmer, der hohle Runddocht 1789 durch Argand angegeben. Letzterer ersetzte auch mit Quinquet den bis dahin über der Flamme angebrachten blechernen Zugcylinder durch einen gläsernen. 1765 konstruierte Grosse die Pumplampe, 1800 Carcel die Uhrlampe, 1836 Franchot die Moderateurlampe, welche besonders durch Neuburger 1854 verbessert wurde. Eine vollständige Umwälzung in der Lampenfabrikation brachte die Einführung des Petroleums hervor. L. für sehr flüchtige Flüssigkeiten, sogen. Dampflampen, für Kamphin etc. wurden seit 1833 bekannt, fanden aber nur geringe Verwendung. Die erste Petroleumlampe soll Silliman in Nordamerika 1855 konstruiert haben, und um die weitere Verbesserung derselben haben sich besonders Block, Dittmar, Brünner, Wild u. Wessel, Stobwasser, Schuster u. Bär, Zängerle u. a. verdient gemacht.

Die Mehrzahl der uns erhaltenen L., aus Thon oder Bronze, seltener aus Alabaster oder Glas bestehend, gehört der römischen Zeit an. Abgesehen von den Funden in Pompeji, haben uns besonders die antiken Gräber eine reiche Ausbeute von L. geliefert, da es Sitte war, den Toten L. mitzugeben, welche

^[Abb.: Fig. 4. griechische, Fig. 5 römische Thonlampe; Fig. 6-9 römische Bronzelampen; Fig. 10-12 altchristliche Lampen.]

^[Abb.: Verschiedene Formen antiker Lampen.]