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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Langer Tag; Langerwehe; Langes Parlament; Langethal; Langfaden; Langflügler; Langhans

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Langer Tag - Langhans.

Kaiserin 1791 einen Ehrendegen übersandte. Als Generalleutnant focht er zuerst in der Schlacht bei Austerlitz gegen Frankreich. Von 1807 an war L. im türkischen Krieg thätig und machte sich 1810 insbesondere um die Einnahme Silistrias verdient. In dem Feldzug von 1812 zeichnete er sich wiederholt aus, namentlich auch durch rege Fürsorge für seine Landsleute während des unglücklichen Rückzugs. In der zweiten Hälfte des Feldzugs von 1813 befehligte L. ein Korps Russen, das zur schlesischen Armee gehörte, und an der Katzbach zwang er die französische Division Puthod, das Gewehr zu strecken. Auch in der Schlacht bei Leipzig focht er mit Auszeichnung. Im Feldzug von 1814 nahm er den thätigsten Anteil an der Wegnahme der Höhen von Montmartre; 1815 befehligte er ein Korps von 35,000 Mann, ohne jedoch ein Gefecht zu liefern. Nach der Rückkehr nach Rußland erhielt er das Gouvernement der Krim, führte 1829 als General der Infanterie ein Armeekorps gegen die Pforte und begab sich nach dem Frieden nach Petersburg, wo er 4. Juli 1831 starb.

Langer Tag, s. Versöhnungsfest. ^[richtig: Versöhnungstag.]

Langerwehe, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Aachen, Kreis Düren, am Wehebach, Knotenpunkt der Linien Köln-L. und L.-Herbesthal der Preußischen Staatsbahn, 134 m ü. M., hat Thongruben, bedeutende Fabrikation braun glasierter Butter- und Gemüsetöpfe mit starkem Vertrieb nach Belgien und den Niederlanden, Steinnußknopffabriken, Getreide-, Loh- und Ölmühlen und (1885) 1600 meist kathol. Einwohner. Zu L. gehört Schönthal mit bedeutender Nähnadelfabrikation.

Langes Parlament, das englische Parlament, welches 3. Nov. 1640 von König Karl I. eröffnet wurde, seit der Ausstoßung der nicht independentistischen Mitglieder durch Cromwell 1648 Rumpfparlament hieß, 20. April 1653 von Cromwell gewaltsam aufgelöst, 7. Mai 1659 von Monk wieder einberufen wurde und sich endlich 16. März 1660 selbst auflöste. Vgl. Großbritannien, S. 800 f.

Langethal, Christian Eduard, landwirtschaftlicher und botanischer Schriftsteller, geb. 1806 zu Erfurt, studierte 1827-32 in Jena Botanik und Landwirtschaft, ging 1835 als Lehrer der Naturgeschichte nach Eldena und 1839 als Professor nach Jena, wo er nach Schulzes Tode das landwirtschaftliche Institut bis 1861 leitete und 25. Juli 1878 starb. Er schrieb: "Geschichte der teutschen Landwirtschaft" (Jena 1846-56, 4 Bde.), "Lehrbuch der landwirtschaftlichen Pflanzenkunde" (das. 1841-45, 3 Bde.; 5. Aufl., Berl. 1874-76, 4 Bde.), "Beschreibung der Gewächse Deutschlands nach ihren natürlichen Familien und ihrer Bedeutung für die Landwirtschaft" (Jena 1858, 2. Aufl. 1868) und lieferte mit Schlechtendal und Schenk die Fortsetzung der von Zenker begründeten "Flora von Thüringen" (das. 1830-55, 145 Hefte).

Langfaden, s. Combretum.

Langflügler (Longipennes), Ordnung der Vögel, umfaßt die Möwen und Sturmvögel, die man auch als Familien zu den Schwimmvögeln stellt.

Langhans, 1) Karl Gotthard, Architekt, geb. 1733 zu Landeshut in Schlesien, widmete sich erst dem Studium der Sprachen und der Mathematik, sodann dem der Baukunst und machte mehrere Reisen 1775 ward er Kriegs- und Oberbaurat bei der Kammer zu Breslau und 1785 als Geheimer Kriegsrat und Direktor des Oberhofbauamtes nach Berlin berufen. Er starb 1808 in Grüneiche bei Breslau. Seine bekanntesten Werke sind: in Breslau das fürstlich Hatzfeldsche Palais, die Kirche der 11,000 Jungfrauen und die Börse; in Landsberg das große Armenhaus; mehrere Dorfkirchen in Schlesien und in Berlin das Brandenburger Thor, der erste Versuch einer Wiedererneuerung der Baukunst im Anschluß an die griechisch-römische Architektur.

2) Karl Ferdinand, Architekt, Sohn des vorigen, geb. 14. Jan. 1781 zu Breslau, lernte neben Schinkel bei Gilly in Berlin, ging 1806 nach Italien, wurde 1819 königlicher Baurat, später Architekt beim Opernhaus und Oberbaurat und starb 22. Nov. 1869 in Berlin. Das einfach schlichte, aber in den Verhältnissen und Details außerordentlich fein durchgebildete Palais des Kaisers Wilhelm ist sein Werk. Später widmete er sich mit Vorliebe dem Theaterbau, in welchem er für seine Zeit eine Autorität war. Er leitete den Wiederaufbau des 1843 abgebrannten Berliner Opernhauses und entwarf die Pläne zum Neuen Theater in Breslau (seitdem schon wieder teilweise abgebrannt), zum Neuen Theater in Leipzig, zu dem Berliner Viktoriatheater u. a.

3) Ernst Friedrich, prot. Theolog, Führer des Reformvereins in der Schweiz, geb. 2. Mai 1829 zu Bern, wurde 1855 Pfarrer in Lauenen, 1858 an der Waldau, stiftete 1866 den Reformverein, für den er auf Synoden und in Zeitschriften kämpfte, ward 1871 außerordentlicher, 1876 ordentlicher Professor der Theologie in Bern, woselbst er 1880 starb. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: "Pietismus und Christentum im Spiegel der äußern Mission" (Leipz. 1864); "Pietismus und äußere Mission vor dem Richterstuhl ihrer Verteidiger" (das. 1866); "Das Christentum und seine Mission im Lichte der Weltgeschichte" (Zürich 1875).

4) Wilhelm, Komponist und Musikschriftsteller, geb. 21. Sept. 1832 zu Hamburg, begab sich 1849 nach Leipzig, um sich am dortigen Konservatorium in der Komposition und im Violinspiel auszubilden, und ging zu letzterm Zweck 1854 noch nach Paris zu Alard, nachdem er zwei Jahre als Violinspieler im Leipziger Theater- und Gewandhausorchester gewirkt hatte. Von 1857 bis 1860 war er Konzertmeister in Düsseldorf, wo er sich mit Luise Japha, einer tüchtigen Pianistin, verheiratete; dann ließ er sich in seiner Vaterstadt nieder, siedelte jedoch 1863 nach Paris über und entfaltete hier eine erfolgreiche Thätigkeit sowohl als ausübender Musiker wie als Schriftsteller im Interesse deutscher Musik und deutscher Musiker. 1869-71 studierte er in Heidelberg, promovierte daselbst und ließ sich dann in Berlin nieder. Von seinen Kompositionen haben sich ein Streichquartett (in Florenz mit dem ersten Preis gekrönt), eine Symphonie in B dur, Stücke für Violine und Klavier sowie Lieder und Balladen die Hochschätzung aller Kenner erworben. An Schriften veröffentlichte L.: "Das musikalische Urteil" (Berl. 1872), "Ein Stück Orient", Reisebriefe (das. 1872), "Die königliche Hochschule für Musik zu Berlin" (Leipz. 1873), "Die Musikgeschichte in zwölf Vorträgen" (das. 1878), "Die Geschichte der Musik des 17., 18. und 19. Jahrhunderts" (das. 1883-86, 2 Bde.) und bethätigte sich überdies als Redakteur und Mitarbeiter verschiedener musikalischer Zeitschriften. Seine Thätigkeit als Schriftsteller richtete sich in den letzten Jahren hauptsächlich auf Bekämpfung der Vorurteile und Mißstände im Schul- und Privatmusikunterricht. Von 1874 bis 1880 wirkte L. auch als Lehrer der Musikgeschichte an der Kullakschen Akademie der Tonkunst und später in gleicher Eigenschaft an Scharwenkas Konservatorium. 1878 ernannte ihn die königliche