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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Larochejacquelein

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Larochefoucauld - Larochejacquelein.

sisches Werk genannt. Von L. selbst wurden die "Maximes" fünfmal herausgegeben, zuerst 1665, am vollständigsten 1678 (mit 504 Maximen); neu von Aimé Martin 1822, dann von Duplessis 1853, von Lacour 1868, von Pauly 1883, von Chassang 1884. Unter dem Titel: "Œuvres inédites de L." hat Barthélemy 1863 eine Anzahl Maximen (259) veröffentlicht, die aber zum großen Teil nur Varianten sind.

2) François Joseph de L.-Bayers, geb. 1735 zu Angoulême, wurde 1772 Bischof von Beauvais, vertrat als Mitglied der Generalstaaten und der Konstituierenden Versammlung lebhaft das Interesse des Klerus und des Hofs und ward deshalb samt seinem Bruder Pierre Louis (geb. 1744, seit 1782 Bischof von Saintes) von Chabot bei der Gesetzgebenden Versammlung als Verschwörer gegen die konstitutionelle Monarchie angeklagt. Beide Brüder entflohen, wurden aber ergriffen und zu Paris 2. Sept. 1792 niedergemetzelt.

3) Louis Alexandre, Herzog von Larocheguyon und von L. d'Anville, geb. 11. Juli 1743, trat früh in die Armee und ward 1789 von dem Adel der Hauptstadt zur Versammlung der Generalstaaten gesandt, wo er sich sogleich mit dem dritten Stand vereinigte und die Abschaffung der Negersklaverei, den Verkauf der Kirchengüter, die Aufhebung der Klöster und die Herstellung der Preßfreiheit beantragte. Als er jedoch bei den Ereignissen vom 20. Juni 1792 seine Stimme gegen Pétion und Manuel erhob, mußte er aus Paris entfliehen, wurde aber zu Forges verhaftet und starb 14. Sept. 1792 an den Folgen eines Steinwurfs, den er beim Transport durch die Stadt Gisors von der wütenden Menge erhalten hatte.

4) François Alexandre Frédéric, Herzog von L.-Liancourt, Vetter des vorigen, geb. 11. Jan. 1747, trat früh in die Armee, widmete sich aber dann auf seinem Landgut Liancourt bei Clermont der Landwirtschaft. In den Generalstaaten vertrat er den Adel von Clermont. Er war es, der nach dem Sturm auf die Bastille 14. Juli 1789 dem König die Lage der Hauptstadt enthüllte und, als Ludwig XVI. ausrief: "Also eine Revolte!" ernst erwiderte: "Nein, Sire, das ist eine Revolution!" In der Nationalversammlung zeichnete er sich besonders durch treue Berichterstattung über das Elend des Volkes, das Armenwesen und die Hospitalpflege aus. Nach dem Schluß der Nationalversammlung erhielt er als Generalleutnant das Kommando in Rouen und versuchte vergeblich den König zu bewegen, dort seinen Aufenthalt zu nehmen. Nach der Katastrophe vom 10. Aug. 1792 floh er nach England und lebte hier in Dürftigkeit bis 1794, wo er die Trümmer seines Vermögens zurückerhielt. Die Resultate einer Reise nach Nordamerika legte er in der Schrift "Voyage dans les États-Unis d'Amérique fait en 1795-97" (Par. 1798, 5 Bde., u. öfter) nieder, machte darauf eine Reise durch Norddeutschland, Holland und Dänemark, kehrte nach dem 18. Brumaire nach Frankreich zurück und lebte zu Paris. In seiner 1800 erschienenen Schrift "Les prisons de Philadelphie" erörterte er wichtige Fragen des Gefängniswesens und trug auf Abschaffung der Todesstrafe an; auch wirkte er für die Kuhpockenimpfung. Napoleon I. gab ihm 1809 den Herzogstitel zurück, nach der ersten Restauration erhielt er die Pairswürde. Als Präsident der Gesellschaft für christliche Moral, als Mitglied der Generalkonseils für die Gefängnisse, für den Ackerbau, für die Manufakturen, für die Hospitäler etc. entwickelte er eine ungemeine Thätigkeit. Als die von ihm gegründete landwirtschaftliche Lehranstalt nach Châlons verlegt wurde, erhielt er die Stelle des Generalinspektors. Seine Opposition in der Pairskammer bewog jedoch 1823 das Ministerium, ihn seiner sämtlichen Ämter zu entsetzen, wogegen ihn die Akademie der Wissenschaften zu ihrem Mitglied erwählte. Er gründete in Frankreich die erste Sparkasse; starb 27. März 1827. Im J. 1861 wurde ihm in Liancourt eine Statue errichtet. - Sein Sohn Frédéric Gaëtan de L. (geb. 1779, gest. 1863) gab 1825 seine "Œuvres complètes" heraus und beschrieb sein Leben (1827).

5) Sosthène, Herzog von L.-Bisaccia, aus einem Seitenzweig, geb. 1. Sept. 1825, hielt sich fern von aller Politik, bis ihn sein Name, sein großes Vermögen, seine legitimistischen und klerikalen Ansichten bei den Wahlen vom 8. Febr. 1871 in die Nationalversammlung brachten, in der er an der Spitze der Legitimisten, des sogen. Klubs der Straße des Réservoirs, stand und eifrig am Sturz Thiers' und der Wiederherstellung der Monarchie arbeitete. Nach der Abdankung Thiers' 24. Mai 1873 übernahm er den Botschafterposten in London, wo er durch seine Pracht und Verschwendung Aufsehen erregte, legte ihn aber nach Errichtung des Septennats im November 1873 nieder, stellte noch im Juni 1874 einen Antrag auf Errichtung der Monarchie und wirkte für die klerikale Sache. Seit 1876 ist er Mitglied der Deputiertenkammer.

Larochejacquelein (spr. -rosch'schakläng), alte franz. Familie der Vendée, berühmt durch ihre Anhänglichkeit an das Königtum, hieß mit ihrem eigentlichen Namen Duverger. Gui Duverger vermählte sich 1505 mit Renée, der Erbtochter von Jacques Lemastin, Seigneur von L., und nahm von dem ihm zugefallenen Besitztum den Namen an. Merkwürdig sind von den Gliedern des Geschlechts:

1) Henri Duverger, Graf von, geb. 30. Aug. 1772 auf dem Schloß Durbellière bei Châtillon sur Sèvre, trat 1791 als Offizier in die konstitutionelle Garde Ludwigs XVI., stellte sich nach den Ereignissen vom 10. Aug. 1792 in der Vendée an die Spitze der Royalisten, nahm 5. Mai 1793 teil an der Eroberung von Thouars und befehligte am 24. im Treffen bei Fontenay den linken Flügel. Hierauf trug er 14. Juli zur Einnahme von Châtillon wesentlich bei, und nach der Niederlage bei Luçon (12. Aug.) rettete er das Heer durch Deckung des Rückzugs und rächte die Seinen bei Chantonay. Nach der Niederlage von Chollet 9. Okt. und dem Tod Lescures von den Vendéern zum Generalissimus ernannt, siegte er bei Condé und Château-Gouthier, bemächtigte sich der Stadt Laval und stellte sich den Generalen Westermann und Léchelle bei Etrasme und Fougères entgegen. Ein Sieg bei Antrain öffnete ihm den Weg nach Angers, das ihm aber widerstand. Er nahm zwar La Flèche und Le Mans, unterlag jedoch hier in der Schlacht 21. Dez. 1793. Er wandte sich hierauf in das obere Poitou, wo er neue Insurgentenhaufen sammelte, fiel aber 4. März 1794 bei Nouaillé in der Gegend von Chollet. Er hatte sich bei seinen Anhängern den Namen "Held der Vendée" erworben. Berühmt ist seine Anrede an die Vendéer bei Übernahme des Kommandos: "Wenn ich zurückweiche, tötet mich; wenn ich vordringe, folgt mir; wenn ich falle, rächt mich" ("Si je recule, tuez-moi; si j'avance, suivez-moi; si je meurs, vengez-moi!").

2) Louis Duverger, Marquis de, Bruder des vorigen, geb. 29. Nov. 1777 zu St.-Aubin, wanderte beim Ausbruch der Revolution mit seinem Va-^[folgende Seite]