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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Laubeinkleidung; Lauben; Laubenheim; Laubenheimer; Laubenvogel; Lauberde; Laubfall

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Laubeinkleidung - Laubfall.

matischen Wendungen von schlagender Kraft, wenn auch wirkliche psychische Tiefe und echter poetischer Schwung dem "Essex" wie allen Tragödien des Autors mangeln. Bedeutend zurück dagegen steht seine letzte Tragödie: "Montrose" (1859), obschon sie in Rücksicht auf großartige Anlage der Handlung und Bedeutung des darin vorgeführten Prinzipienkampfes unter Laubes Dramen in erster Linie steht; ebenso das Schauspiel "Der Statthalter von Bengalen" (1866). Laubes neuere dramatische Dichtungen, die Lustspiele: "Cato von Eisen" und "Böse Zungen" (1868), zeigten zugleich den wachsenden Einfluß seiner französischen Vorbilder und die Einwirkung der Wiener politischen und sozialen Welt auf den Autor. Die Vollendung des Schillerschen "Demetrius" ließ, wie alle ähnlichen Versuche, den Abstand zwischen Schillers gewaltiger Subjektivität und der des nachfolgenden ausführenden Dichters allzu stark hervortreten. Dagegen erwies der auf eingehenden Studien beruhende und sorgfältig durchgearbeitete Roman "Der deutsche Krieg" (Leipz. 1865-66, 9 Bde.; 3. Aufl. 1867-68) alle Vorzüge des Laubeschen Talents in ausgiebigster Weise und darf wohl als die beste litterarische Leistung des vielseitigen Autors betrachtet werden. Demselben folgten in letzter Zeit der aus Jugendeindrücken erwachsene Roman "Die Böhminger" (Stuttg. 1880, 3 Bde.), die Novellen: "Louison" (Braunschw. 1881), "Entweder-oder" (das. 1882), "Die kleine Prinzessin" und "Blond muß sie sein" (Bresl. 1883), "Der Schatten Wilhelm" (Leipz. 1883); ferner: "Ruben", ein moderner Roman (das. 1885), und "Franz Grillparzers Lebensgeschichte" (Stuttg. 1884). Mit seinen "Erinnerungen, 1810-40" (Wien 1875) hatte L. eine Folge seiner "Gesammelten Schriften" (in 16 Bdn.) eröffnet, die mit den "Erinnerungen 1841-81" (das. 1882) schloß, während seine "Dramatischen Werke" schon früher (Leipz. 1845-75, 13 Bde.) gesammelt erschienen waren.

2) Gustav Karl, Geolog und Paläontolog, geb. 9. Jan. 1839 zu Teplitz in Böhmen, studierte zu Prag und München und habilitierte sich 1866 an der technischen Hochschule und 1867 an der Universität zu Wien für Paläontologie. Als Geolog begleitete er 1869-70 die zweite deutsche Nordpolexpedition auf der Hansa und war einer der Theilnehmer der grausigen Fahrt auf dem schwimmenden Eis. Nach seiner Rückkunft wurde er 1871 Professor der Mineralogie und Geologie an der deutschen technischen Hochschule zu Prag und 1876 Professor für Geologie und Paläontologie an der dortigen Universität sowie Vorstand des geologischen Instituts. Er schrieb unter anderm: "Die Fauna der Schichten von St. Cassian" (Wien 1865-70, 5 Tle.); "Die Gastropoden, Bivalven und Echinodermen des braunen Jura von Balin" (das. 1867); "Beitrag zur Kenntnis der Echinodermen des vicentinischen Tertiärgebiets" (das. 1868); "Über einige fossile Echiniden von den Murray Cliffs in Südaustralien" (das. 1869); "Reise der Hansa ins Nördliche Eismeer" (Prag 1871); "Hilfstafeln zur Bestimmung der Mineralien" (2. Aufl., das. 1879); "Die Echinoiden der österreichisch-ungarischen obern Tertiärablagerungen" (das. 1872); "Geologische Beobachtungen, gesammelt während der Reise auf der Hansa und gelegentlich des Aufenthalts in Südgrönland" (Wien 1873); "Geologie des böhmischen Erzgebirges" (Prag 1876, Bd. 1); "Die Katastrophe von Dux und ihr Zusammenhang mit dem Ausbleiben der Stadtbadquelle zu Teplitz" (das. 1879); "Geologische Exkursionen im Thermalgebiet des nordwestlichen Böhmen" (Leipz. 1884).

Laubeinkleidung, s. Maifest.

Lauben, s. Weißfisch.

Laubenheim, 1) Dorf in der hess. Provinz Rheinhessen, Kreis Mainz, am Rhein und an der Linie Mainz-Worms der Hessischen Ludwigsbahn, hat ausgezeichneten Weinbau und (1885) 1408 meist kath. Einwohner. - 2) Dorf im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, Kreis Kreuznach, an der Nahe, hat eine von den Tempelherren erbaute gotische Kirche (neuerlich restauriert), Weinbau und (1885) 507 meist evang. Einwohner.

Laubenheimer, s. Rheinhessische Weine.

Laubenvogel, s. v. w. Kragenvogel.

Lauberde, s. Erden.

Laubfall, bei denjenigen Holzgewächsen, welche alljährlich ihr Laub erneuern, die im Herbst eintretende Erscheinung des Abfallens sämtlicher grüner Blätter. Der L. kommt vorzugsweise bei den Laubhölzern der gemäßigten und kalten Zone vor; es geht ihm in der Regel die herbstliche Färbung des Blattes voran, indem sich das Grün in Gelb oder Rot verwandelt. Dies hängt zusammen mit chemischen Prozessen in den Blättern, infolge deren die noch wertvollen Bestandteile zuvor aus denselben in die stehenbleibenden Teile der Pflanze zurückgeführt werden. Mit dem vorhandenen Stärkemehl, den eiweißartigen Verbindungen u. mehreren wichtigen mineralischen Bestandteilen verfallen auch die Chlorophyllkörner diesem Schicksal, indem sie aufgelöst werden und nur kleine, gelbliche, ölartige Körnchen in der Zelle zurückbleiben, welche die gelbe Färbung bedingen. Bei manchen Pflanzen erscheint während dieser Prozesse ein in dem Zellensaft aufgelöster roter Farbstoff. Wenige Bäume werfen ihr Laub vor der Zerstörung des Chlorophylls, also grün ab, wie die Esche. Die Abgliederung an der Basis des Blattes wird stets dadurch bewirkt, daß schon vorher in einer dünnen Querzone tafelförmige Zellen auftreten, welche zur Zeit des Laubfalles locker werden und dadurch den Bruch des Blattstiels bewirken. Die an der Pflanze zurückbleibende Wunde wird durch eine Korkschicht geschlossen. Der L. steht in einem bestimmten, auf Akkommodation und innerster Natur begründeten Verhältnis zum Klima. So erscheinen die Blätter der Birke im hohen Norden später als bei uns und fallen früher ab als im mittlern Europa. Nach Süden hin wird die Blattperiode immer länger, und in den Tropen sind mehrere unsrer Bäume immergrün. Auch in den höhern Gebirgen ist die Blattperiode kürzer als in der Niederung und im Innern des europäischen Kontinents kürzer als an der Westküste unter dem Einfluß des Küstenklimas. An einem und demselben Ort aber und an denselben Bäumen beobachtet man von Jahr zu Jahr Unterschiede in dem Eintritt der herbstlichen Verfärbung, die oft um mehrere Wochen voneinander abweichen. Im allgemeinen hängt dies mit der von den Blättern aufgenommenen Wärmesumme zusammen, doch kommen noch andre Verhältnisse in Betracht, während die Zeit des Laubausschlags im einzelnen Jahr in keinem konstanten Verhältnis zur Epoche der spätern oder frühern Laubverfärbung steht. Aus Untersuchungen von Hoffmann hat sich ergeben, daß der L. hauptsächlich durch die Wärmesumme beeinflußt wird, welche den Blättern in den letzten 30 Tagen zufließt; je trüber der Herbst, je geringer die Insolationssumme des letzten Monats, desto länger bleiben die Blätter grün. Hiermit stimmt überein, daß Schattenpflanzen weit länger grün bleiben als sonnig stehende Exemplare derselben Art. Im allgemeinen scheinen Schattenbäume in feuchten und warmen Herbsten länger grün zu blei-^[folgende Seite]