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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Leeds-Liverpoolkanal; Leegen; Leek; Leemans; Leer; Leerdam; Leerdarm; Leere; Leeren; Leergut; Leerscheibe; Leeseite; Leeuwarden; Leeuwenhoek

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Leeds-Liverpoolkanal - Leeuwenhoek.

1695 wurde er vom Unterhaus angeklagt, von der Ostindischen Kompanie mit einer großen Summe bestochen zu sein, um ihr ein günstiges Privilegium zu verschaffen. Er entging zwar der Verurteilung, fiel aber in Ungnade, wurde 1699 seines Amtes entlassen und starb 1712. Sein Sohn Peregrine, zweiter Herzog von L., nahm 1694 als Konteradmiral an der Expedition gegen Brest teil, starb 1729. Gegenwärtiger Inhaber des Titels ist George Godolphin Osborne, neunter Herzog von L., geb. 11. Aug. 1828.

Leeds-Liverpoolkanal, eine der großartigsten Kanalanlagen von England, 1770-1816 mit einem Kostenaufwand von 2 Mill. Pfd. Sterl. erbaut, verbindet Liverpool mit Leeds und somit den Mersey mit dem der Nordsee zufließenden Aire. Derselbe hat eine Länge von 208 km, ist 12 m breit, 1,5 m tief und steigt bis 22 m ü. M. an.

Leegen, in einem Teil Österreichs zum Schutz gegen Überschwemmungen und zur Abwehr gegen Wildbäche gebildete Wassergenossenschaften.

Leek (spr. lihk), Stadt im Norden Staffordshires (England), mit Seidenspinnerei und (1881) 12,865 Einwohnern.

Leemans, Conradus, holländ. Archäolog, geb. 28. April 1809 zu Zalt-Bommel in Geldern, studierte zu Leiden, ward 1835 erster Konservator und 1839 Direktor des Museums der Altertümer zu Leiden und begründete 1859 das ethnographische Reichsmuseum daselbst, dem er gegenwärtig noch vorsteht. Unter seinen zahlreichen das ägyptische wie das griechische und römische Altertum betreffenden Werken sind hervorzuheben: eine Ausgabe von Horapollons "Hieroglyphica" (Amsterd. 1835); "Aegyptische Monumenten van het Museum van oudheden te Leyden" (Leid. 1835-82, Heft 1-28); "Papyri graeci musei Lugduni-Batavensis" (das. 1843-85, 2 Bde.); "Animadversiones ad musei Lugduni-Batavensis inscriptiones graecas et latinas" (das. 1842); "Romeinsche oudheden te Rossem" (das. 1842); "Romeinsche oudheden te Maastricht" (das. 1843); "Mededeeling over de schilderkunst der ouden" (das. 1850); "Mémoire sur la peinture des anciens" (das. 1854); "Bôrô-Boedoer op het eiland Java" (das. 1873).

Leer (L. in Ostfriesland), Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Aurich, an der Leda, die nahebei in die Ems mündet, Knotenpunkt der Linien Bremen-L.-Neuschanz der Oldenburgischen und Münster-Emden der Preußischen Staatsbahn, 6 m ü. M., hat eine schöne reform. Kirche mit hohem Turm (1786 neuerbaut), eine lutherische, eine katholische und eine mennonit. Kirche, eine Synagoge und (1885) 10,399 meist evang. Einwohner. Es befinden sich in L. 2 Papierfabriken, 3 Eisengießereien, 2 Brennereien, eine Maschinenfabrik, Tabaks-, Seifen- und Likörfabriken, eine Bierbrauerei und mehrere Ziegeleien. L. ist der wichtigste Handelsplatz im Emsgebiet. Der Seeschiffsverkehr bezifferte sich 1885 auf 854 Dampf- und Segelschiffe von 65,299 Registertons, der Fluß- und Wattenverkehr auf 6035 Schiffe von 78,905 Registertons. Lebhaft ist auch der Schiffsverkehr während des Sommers nach den Nordseebädern Borkum und Norderney. Die bedeutendsten Handelsartikel sind Getreide, Vieh, Butter, Käse, Strohpapier, Torfstreu, Eisen- und Kolonialwaren, Bier und Spirituosen. Alljährlich finden hier 30 Vieh- und 4 Pferdemärkte statt. Den Handelsverkehr vermitteln außer verschiedenen Bankgeschäften eine Agentur der Hannöverschen Bank, die Ostfriesische und eine Genossenschaftsbank. L. hat ein Amtsgericht, eine Handelskammer, ein Gymnasium und eine Navigationsschule. Der nahe, 25 m hohe Plytenberg, ein künstlicher Hügel, ist wahrscheinlich eine alte heidnische Opfer- und Gerichtsstätte. An der Mündung der Leda liegt das Dorf Leerort mit 222 Einw. (meist Lotsen und Fischer). - L. ist wahrscheinlich einer der ältesten Orte der Provinz. Es war Residenz der Häuptlinge des Moormerlandes, wurde 1431 dem Focke Ukena durch Enno von Gretsyl entrissen und kam so an Ostfriesland. L. erhielt 1823 Stadtrecht.

Leerdam, Stadt in der niederländ. Provinz Südholland, Bezirk Gorinchem, an der Linge und an der Eisenbahn Geldermalsen-Gorinchem, hat einen Pferdemarkt, eine bekannte Glashütte, worin das sogen. harte (unzerbrechliche) Glas zuerst verfertigt wurde, und (1886) 3702 Einw.

Leerdarm, s. Darm.

Leere (Vacuum), s. Barometer und Luftpumpe.

Leeren, s. Lehren.

Leergut, s. v. w. Fustage (s. d.).

Leerscheibe, s. Riemenräderwerke.

Leeseite, s. Lee.

Leeuwarden (spr. leu-), Hauptstadt der niederländischen Provinz Friesland, am Großen Kanal zwischen Harlingen und Groningen gelegen, wird von vielen Kanälen durchschnitten und steht durch Eisenbahnen mit Harlingen, Sneek, Zütphen und über Ihrhove mit Deutschland in Verbindung. Unter den zwölf Kirchen zeichnet sich besonders die Hauptkirche zu St. Jakob aus, wo sich bis 1795 die prächtigen Grabmäler der friesischen Statthalter befanden. Die merkwürdigsten öffentlichen Gebäude sind: das alte (nicht sehr ansehnliche) Residenzschloß der Statthalter von Friesland aus dem Haus Nassau-Dietz, die ehemals hier ihren Sitz hatten, das Regierungsgebäude, das stattliche neue Justizgebäude (Provinzialgerichtshof), die gotische Kanzlei oder der ehemalige Gerichtshof von Friesland (jetzt Haftgebäude), der Oldehoof, das große, prächtige Rathaus mit der Stadtbibliothek, bedeutendem Archiv und schönen Gemälden, das Schauspielhaus etc. Die Einwohnerzahl beträgt (1886) 29,329 Seelen. L. besitzt ein Gymnasium, wichtige Leinwandfabrikation, Spiegel-, Pianoforte- und Orgelfabriken, eine ausgezeichnete Wagenbauanstalt etc. und ist einer der größten Frucht- und Viehmärkte Hollands. Auch der Handel mit Zichorien, Flachs, Rindshäuten, Knochen, wollenen Manufaktur- und Kolonialwaren sowie mit Wein und Kornbranntwein ist sehr ansehnlich. - L. kommt schon in Urkunden des 12. Jahrh. vor; es lag noch im 13. Jahrh. an einem breiten Meerbusen (Mittelsee oder Boorediep), der allmählich durch Schlammanhäufung gänzlich ausgefüllt wurde, so daß L. jetzt eine Binnenstadt ist. 1504 wurde die Stadt Sitz des Rats der Provinz Friesland und 1564 Sitz eines Bischofs, der aber 1570 infolge der Annahme der Reformation weichen mußte.

Leeuwenhoek (spr. leuwenhuk), Antony van, Naturforscher, geb. 24. Okt. 1632 zu Delft, war bis in sein 22. Jahr Buchhalter und Kassierer in einer Amsterdamer Tuchhandlung, ging dann nach Delft, um sich mikroskopischen Studien zu widmen, und starb daselbst 27. Aug. 1723. Seine Arbeiten wurden erst 1673 in weitern Kreisen bekannt, nachdem sein Freund de Graaf (der Entdecker der Graafschen Follikeln) einige seiner Beobachtungen an die Royal Society in London übersandt hatte. Diese Arbeit wurde von der gelehrten Gesellschaft anerkennend aufgenommen, und L. blieb bis an seinen Tod ein eifriger Mitarbeiter der von ihr veröffentlichten "Transactions". Leeuwen-^[folgende Seite]