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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lehmann

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Lehmann.

Empfehlung als Hilfsarbeiter bei der Redaktion derselben beschäftigt. Außer den ihm amtlich auferlegten politischen Artikeln bearbeitete L. für das neue Blatt bald auch ein reichhaltiges, vorzugsweise der ausländischen Litteratur gewidmetes Feuilleton, aus dem das "Magazin für die Litteratur des Auslandes" hervorging, das L. seit Januar 1832 als selbständige Beilage der "Staatszeitung", später aber als eigne Wochenschrift herausgab. In der Folge lebte er in seiner Vaterstadt als Direktor der Niederschlesischen Eisenbahn, bis er 1865 nach Berlin zurückkehrte, um von neuem die Redaktion seines "Magazins" zu übernehmen. Er starb daselbst 19. Febr. 1873.

4) Peter Martin Orla, dän. Staatsmann, geb. 19. Mai 1810 zu Kopenhagen aus einer holsteinischen Familie, widmete sich in Kopenhagen, Kiel und Berlin dem Studium der Rechte, kehrte 1833 in seine Vaterstadt zurück und beteiligte sich schon als Rechtskandidat an den politischen Bewegungen seines Vaterlandes, namentlich als eifriger Mitarbeiter am "Faedreland", dessen Redaktion er später übernahm. 1839 stand er an der Spitze der Deputation, welche von Christian VIII. Verleihung verfassungsmäßiger Freiheiten verlangte. Von der Regierung nicht zur Advokatur zugelassen, ward er in den Gemeinderat und 1840 in die Ständeversammlung gewählt. Doch standen bei L. die das innere Staatsleben betreffenden Bestrebungen nur auf zweiter Stufe, auf erster dagegen die nationale Tendenz, und zwar verfocht er in letzterer Beziehung hauptsächlich den Gedanken, Holstein und Lauenburg sich selbst zu überlassen und dafür Schleswig völlig an Dänemark anzuschließen und mit diesem durch eine gemeinsame Verfassung zu verbinden. In dem seit dem bekannten "Offenen Briefe" von 1846 entbrannten Streit zwischen den dänischen und deutschen Provinzialständen stand L. an der Spitze der eiderdänischen oder nationalliberalen Partei, welche bald darauf in Dänemark zur Herrschaft kam. Die Kopenhagener Bewegung im März 1848 brachte L. als Minister ohne Portefeuille in das sogen. Kasinoministerium. Er erhielt hierauf die Mission, das Berliner und Londoner Kabinett für die eiderdänischen Pläne zu gewinnen, erreichte aber diesen Zweck nur in London teilweise. Bei dem Umschwung der dänischen Politik im November 1848 erhielt er seine Entlassung und ward zum Amtmann von Veile in Jütland ernannt, im April 1849 in Kolding von den Schleswig-Holsteinern gefangen genommen und mehrere Monate auf Schloß Gottorp festgehalten; freigelassen, ward er in den konstituierenden Reichstag gewählt, wo er der Hauptverfasser der Gesetze war, durch welche Dänemark zu einem konstitutionellen Staat mit völlig demokratischem Grundgesetz gemacht ward. 1855 war L. Mitglied des außerordentlichen Staatsgerichtshofs, vor welchem die im Dezember 1854 abgetretenen Minister belangt wurden, und 1856 ward er Mitglied des Reichsrats. Am 14. Sept. 1861 mit dem Portefeuille des Innern betraut, nahm er 24. Dez. 1863 mit dem gesamten Ministerium Hall seine Entlassung und starb 13. Sept. 1870, nachdem er seine Politik, deren Ziel Ausrottung des Deutschtums in Schleswig war, hatte scheitern sehen.

5) Heinrich, franz. Maler, geb. 14. April 1814 zu Kiel, erhielt den ersten Unterricht von seinem Vater, dann von Ingres in Paris. Er trat im Salon zuerst 1835 mit Tobias und der Engel auf. 1837 wurde er von Ludwig Philipp beauftragt, den Tod Roberts des Starken für die Galerie von Versailles zu malen. Gegen Ende des Jahrs siedelte er nach München über, von wo er 1838 nach Italien ging. Später kehrte er nach Paris zurück. Unter den Staffeleibildern des Künstlers, der sich in Frankreich hatte naturalisieren lassen, sind zu nennen: der Fischer, nach Goethe (1837, Museum von Carcassonne); die Töchter der Quelle, Mariuccia (beide 1812); Prometheus (1851, im Luxembourg); Ankunft der Sara bei den Eltern des Tobias (1866). Diese Bilder zeichnen sich durch Feinheit und Kraft der Modellierung und Anmut der Form aus. Seine Formenkenntnis kam ihm namentlich auch in seinen zahlreichen Porträten zu gute. Vortrefflich verstand sich L. auf dekorative Malerei in Fest- und Prachträumen. Ende der 50er Jahre malte er im Thronsaal im Luxembourg, dann im Palais de Justice zu Paris. Unter seinen monumentalen Kirchenmalereien sind die in der Kapelle des Heiligen Geistes zu St.-Merry die bedeutendsten; von den Altarbildern sind die Geißelung Christi (von 1842, in St.-Nicolas zu Boulogne) und Mariä Himmelfahrt (1850, St.-Louis en l'Ile) zu nennen. Seine Schöpfungen haben meist einen akademischen Charakter, dem es an Wahrheit und Wärme fehlt. Er starb 31. März 1882 in Paris.

6) Rudolf, Maler, Bruder des vorigen, geb. 19. Aug. 1819 zu Ottensen, Schüler seines Bruders, bereiste Deutschland, hielt sich längere Zeit in England auf und ließ sich sodann in Rom nieder. Er schildert das italienische Volksleben in Bildern größern Umfanges, von denen besonders: Sixtus V. segnet die Pontinischen Sümpfe (1847, Museum von Lille), Wallfahrerin aus den Abruzzen in der Campagna, Ziegenhirtin der Abruzzen, Haydée und Graziella, sein populärstes Bild, früher Morgen in den Pontinischen Sümpfen, Ave Maria hervorzuheben sind. Er hat auch zahlreiche Porträte gemalt. Seit 1866 lebt er in London.

7) Theodor Heinrich Wilhelm, Begründer der deutsch-nationalen Partei in Schleswig-Holstein, Vetter von L. 4), geb. 22. Nov. 1824 zu Rendsburg, studierte die Rechte in Tübingen, Heidelberg und Kiel, machte 1848-50 den Krieg gegen Dänemark mit und ward 1851 Advokat in Kiel. Als Abgeordneter der holsteinischen Provinzialstände (1859) stritt er für die Zusammengehörigkeit der Herzogtümer, wirkte mit bei der Stiftung des Nationalvereins zu Frankfurt a. M. (September 1859) und trat in den Ausschuß. 1861 wurde er wegen einer Resolution, welche eine von ihm berufene Versammlung in Kiel über die schleswig-holsteinische und deutsche Frage annahm, von der dänischen Regierung in Untersuchung gezogen, aber 1862 freigesprochen. Er starb 29. Juli d. J. in Kiel.

8) Julius, Agrikulturchemiker, geb. 4. Juli 1825 zu Dresden, studierte 1848 in Jena, 1849 bis 1851 in Gießen Naturwissenschaften, arbeitete im Laboratorium Liebigs, in dessen Auftrag er für die 3. Auflage der "Chemischen Briefe" mehrere Untersuchungen ausführte, und war dann in den Laboratorien zu Freiberg und in Paris thätig. 1854 wurde er Oberlehrer der Naturwissenschaften an dem Vitzthumschen Gymnasium und der Blochmannschen Erziehungsanstalt zu Dresden, welche er 1856 verließ, um eine ihm übertragene Untersuchung "über die Getreidearten und das Brot" auszuführen. 1857 wurde er Direktor der landwirtschaftlichen Versuchsstation in Weidlitz, später zu Pommritz (in der sächsischen Oberlausitz), ging 1867 an die landwirtschaftliche Akademie zu Proskau und 1869 als Vorstand der landwirtschaftlichen Zentralversuchsstation nach München. Hier wurde ihm 1872 gleichzeitig die Einrichtung der land-^[folgende Seite]