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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lemontey; Lemot; Lemoyne; L'Empire c'est la paix; Lemur; Lemuren; Lemurĭa; Lemuriden; Lemvig; Lena; Lenäen; Lenartowicz

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Lemontey - Lenartowicz.

teils politisch-geschichtlichen Inhalts, teils biographischer Natur, erschien gesammelt unter dem Titel: "Études critiques et biographiques" (1852) und "Nouvelles études" (1862).

Lemontey (spr. lömongtä), Pierre Edouard, franz. Schriftsteller, geb. 14. Jan. 1762 zu Lyon, studierte Rechtswissenschaft und trug bei der Zusammenberufung der Stände 1789 durch eine kleine Schrift wesentlich dazu bei, daß den Protestanten die bürgerlichen Rechte zurückgegeben wurden. Während der Schreckensherrschaft hielt er sich in der Schweiz auf und kehrte erst nach dem Sturz der Bergpartei nach Frankreich zurück. Er wurde später Chef der Theaterzensur, 1819 in die Akademie aufgenommen und starb 26. Juni 1826 in Paris. Unter seinen Opern machte "Palma, ou le voyage en Grèce" während der Revolution großes Glück; von seinen übrigen Schriften sind hervorzuheben der in Sternes Geist geschriebene Roman "La famille de Jura" (1804) und der "Essai sur l'établissement monarchique de Louis XIV" (1818), ein Vorläufer seiner trefflichen "Histoire de la régence et de la minorité de Louis XV" (1832, 2 Bde.), welche aber erst nach der Julirevolution gedruckt werden durfte. Eine Sammlung seiner "Œuvres" erschien 1829 zu Paris in 5 Bänden.

Lemot (spr. lömoh), François Frédéric, franz. Bildhauer, geb. 1773 zu Lyon, bildete sich unter Dejoux in Paris, sodann als Pensionär Ludwigs XVI. in Rom aus. Während der Revolution mußte er unter Pichegrus Fahne dienen und lebte dann lange Zeit in Italien und Frankreich in drückenden Verhältnissen, bis er 1795 den Auftrag erhielt, eine Kolossalstatue des französischen Volkes zu errichten. Später fertigte er für verschiedene öffentliche Sitzungssäle die Statuen des Numa Pompilius, Ciceros, des Leonidas, des Brutus und Lykurg, für Napoleon I. die Marmorstatue einer Bacchantin, den Wagen und die Figuren des Siegs und des Friedens für den Triumphbogen des Karussellplatzes, 1810 für die Kolonnade des Louvre das 22 m lange und 5 m hohe Relief, welches ihm den großen Dezennalpreis eintrug, nach der Restauration die Reiterstatue Heinrichs IV. für den Pont neuf und die Ludwigs XVI. für die Place Bellecour zu Lyon. L. starb 1827 in Paris. Reiner, strenger Geschmack, gute Erfindung und sorgfältige Ausführung zeichnen seine Werke aus.

Lemoyne (spr. lömŏann), André, franz. Dichter, geb. 1822 zu Saint-Jean d'Angély, studierte in Paris Rechtswissenschaft und wurde Advokat, trat aber 1848 als Schriftsetzer in die Druckerei von Didot ein und lieferte seit 1856 in verschiedene Zeitschriften Gedichte, die 1860 unter dem Titel: "Stella Maris. Ecce homo. Renoncement" gesammelt erschienen und sehr freundliche Aufnahme fanden, auch einen Preis der Akademie davontrugen. Weitere Dichtungen von ihm sind: "Les sauterelles de Jean de Saintonge" (1863), "Les roses d'Antan" (1865-69, 2 Tle.), "Les charmeuses" (1867) und die Romane: "Une idylle normande" (1874) und "Alise d'Évran" (1876). Eine Sammlung seiner "Poésies" erschien 1883-85 in 2 Bänden.

L'Empire c'est la paix, s. Empire.

Lemur, s. Maki.

Lemuren (lat. Lemŭres), bei den alten Römern die abgeschiedenen Seelen der Verstorbenen und zwar vorzugsweise die bösen, die man sich als umherirrende, tückische, nächtliche Gespenster dachte (vgl. Larve). Zu ihrer Sühnung feierte man in den Mitternachtsstunden des 9., 11. und 13. Mai das Fest der Lemurien (Lemuria), wobei die Hausväter durch gewisse Formeln unter Darbringung schwarzer Bohnen die Spukgeister zu bannen suchten.

Lemurĭa, ein angenommener, jetzt unter den Spiegel des Indischen Ozeans versunkener Kontinent, welcher sich im S. des jetzigen Asien (und wahrscheinlich mit ihm im direkten Zusammenhang) einerseits östlich bis nach Hinterindien und den Sundainseln, anderseits westlich bis nach Madagaskar und dem südöstlichen Afrika erstreckt haben soll. Dieser Kontinent, für dessen einstige Existenz viele Thatsachen der Tier- und Pflanzengeographie sprechen, wurde von dem englischen Naturforscher Sclater wegen der für sein Gebiet charakteristischen Halbaffen L. genannt und wurde auch als die wahrscheinliche Wiege des Menschengeschlechts betrachtet. Seitdem aber zahlreiche fossile Halbaffen in frühtertiären Schichten Europas und Nordamerikas aufgefunden sind, hat dieser hypothetische Weltteil nach letzterer Richtung erheblich an Interesse verloren.

Lemuriden, s. Halbaffen.

Lemvig, dän. Stadt im nordwestlichen Jütland, Amt Ringkjöbing, im S. des Limfjords und an der Eisenbahn L.-Vemb, mit (1880) 1711 Einw., welche Ackerbau, Fischerei und einigen Handel treiben. L. ist Sitz eines deutschen Konsulats.

Lena, großer Strom Sibiriens, entspringt unter 54° nördl. Br. auf dem Baikalgebirge, 10 km vom Nordwestufer des Baikalsees im Gouvernement Irkutsk, und ergießt sich nach 4500 km langem Lauf unter 73° 22' nördl. Br. in sieben Haupt- und unzähligen Nebenarmen, ein an der Basis 400 km breites und 28,000 qkm umfassendes Delta bildend, in das Nördliche Eismeer. Rechts nimmt sie die Flüsse Kirenga, Witim, Olekna und Aldan, links den Wilui auf; das ganze Stromgebiet wird auf 1,896,000 bis 2,395,000 qkm geschätzt. Die Mündung, welche 1878 von dem Norweger Johannesen mit dem Dampfer Lena zum erstenmal von Europa aus auf dem Seeweg erreicht wurde, bleibt bisweilen selbst im Sommer gänzlich verschlossen; auf dem Flusse selbst besteht jetzt von Jakutsk bis Kirensk regelmäßiger Dampferverkehr. Eisfrei ist die L. bei Jakutsk von Mitte Mai bis Anfang Oktober. Der Fluß ist außerordentlich fischreich, und seine Ufer bedecken ungeheure und prächtige Waldungen. Der Flußsand des Witim und der Olekna ist der goldreichste ganz Asiens; silberhaltiges Blei, Eisen, Kupfer finden sich an verschiedenen Stellen, ganze Berge von Salz, große Kohlenlager, Schwefelquellen vollenden den Mineralreichtum. Im Delta findet man große Mengen von Mammutzähnen. Doch ist die Bevölkerung nur im Oberlauf, wo ausschließlich Russen wohnen, dichter, weiter abwärts ist dieselbe eher an den Zuflüssen als am Hauptfluß selber zu finden. Hier folgen auf Russen Jakuten, dann Tungusen. Bodenkultur, Viehzucht und Bergbau sind im obern, Fischerei und Jagd auf Pelztiere im untern Stromlauf Hauptbeschäftigung. Vgl. Melville, In the Lena-Delta (Lond. 1885).

Lenäen (Lenaea), bei den Athenern das zum Cyklus der Dionysien gehörende "Kelterfest" (s. Dionysos, S. 998); Lenäos ("Kelterer"), Beiname des Dionysos.

Lenartowicz (spr. -tówitsch), Theophil, poln. Dichter, geb. 27. Febr. 1822 zu Warschau, bildete sich meist durch Selbststudium, arbeitete eine Zeitlang als Praktikant beim Warschauer Landesgericht, ging aber 1848 ins Ausland, wo er sich 1851 in Paris, später in Rom und schließlich in Florenz niederließ. L. ist ein Volkssänger, dessen Lieder, unter dem Titel: "Li-^[folgende Seite]