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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Lenfant - Lenné.

1873-78 war er Direktor der französischen Akademie in Rom.

Lenfant (spr. langfang), Jacques, Geschichtschreiber, geb. 13. April 1661 zu Beausse in Frankreich als Sohn eines reformierten Predigers, welcher nach dem Widerruf des Edikts von Nantes nach Marburg in Hessen auswanderte und hier 1686 starb. L., der schon in Frankreich Theologie studiert hatte, wurde Pastor an der französischen Kirche in Heidelberg und, beim Einfall der Franzosen in die Pfalz 1689 flüchtig, Prediger der französisch-reformierten Gemeinde in Berlin, Hofprediger der Königin Sophie Charlotte und Oberkonsistorialrat. Er starb 7. Aug. 1728. L. schrieb drei größere historische Werke: "Histoire des conciles de Constance" (1714; 2. Aufl. 1727, 2 Bde.); "Histoire du concile de Pise" (1724, 2 Bde.) und "Histoire de la guerre des Hussites et du concile de Bâle" (1729, 2 Bde.).

Leng, s. Quappe; auch s. v. w. Wassernuß (Trapa).

Lengefeld, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Marienberg, an der Flöha, Knotenpunkt der Linien Flöha-Reitzenhain und Pockau-L.-Olbernhau der Sächs. Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, eine Webschule, bedeutende Jacquard-, Seiden-, Woll- und Baumwollweberei, Spielwarenfabrikation, Kalkbrennerei und (1885) 3617 evang. Einwohner. Nordöstlich dabei in romantischer Lage Schloß Rauenstein.

Lengenfeld, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Auerbach, an der Linie Zwickau-Ölsnitz der Sächsischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, Woll- und Streichgarnspinnerei, Tuch- und Flanellweberei, Stickerei, Filz- und Weißwarenfabrikation und (1885) 5294 fast nur evang. Einwohner.

Lengerich, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Münster, Kreis Tecklenburg, am Fuß des Teutoburger Waldes und an der Linie Wanne-Bremen der Preußischen Staatsbahn, hat eine Tüten- und Tütenkapseln-, Maschinenfabrik, Kalkbrennerei, Tabaks- und Drahtseilfabrikation, Bierbrauerei und (1885) 2031 Einw. In der Nähe die Provinzial-Irrenanstalt Bethesda.

Lengerke, 1) Alexander von, landwirtschaftl. Schriftsteller, geb. 30. März 1802 zu Hamburg, erlernte in Schlesien die Landwirtschaft, bewirtschaftete nachher sein Gut Wiesch bei Wismar, sodann eine Pachtung in Holstein und ließ sich später in Lübeck nieder. 1841 ging er als Professor der Landwirtschaft nach Braunschweig, aber schon im folgenden Jahr als Landesökonomierat, ordentliches Mitglied und Generalsekretär des Landesökonomiekollegiums nach Berlin, wo er 23. Dez. 1853 starb. Er schrieb: "Anleitung zum praktischen Wiesenbau" (Prag 1836, 2. Aufl. 1844), das "Landwirtschaftliche Konversationslexikon" (das. 1837-38, 4 Bde.; Supplement, Braunschw. 1842, 2 Bde.), die "Landwirtschaftliche Statistik der deutschen Bundesstaaten" (das. 1840-41, 2 Bde.) und gab die "Annalen der Landwirtschaft in den preußischen Staaten" (Berl. 1842 ff.) heraus, während er die Ergebnisse seiner amtlichen Reisen in den "Beiträgen zur Kenntnis der Landwirtschaft in den königlich preußischen Staaten" (das. 1846-53, 5 Bde.) niederlegte. Die durch das preußische Landesökonomiekollegium hervorgerufenen Berichte über die Zustände und Verhältnisse der ländlichen Arbeiter stellte er in dem Werk "Die ländliche Arbeiterfrage" (Berl. 1849) zusammen. 1852 begründete er eine "Landwirtschaftliche Jahresschrift" sowie mit Mentzel den noch bestehenden "Landwirtschaftlichen Kalender". Ferner schrieb er über die Heckenzucht (3. Aufl., Berl. 1860), den Maisbau (2. Aufl., das. 1851) und Kardenbau (das. 1852).

2) Cäsar von, evang. Theolog, Bruder des vorigen, geb. 30. März 1803 zu Hamburg, habilitierte sich 1829 in Königsberg, wo er 1831 zum außerordentlichen Professor der Theologie ernannt, aber, weil von der orthodoxen Partei vielfach angefochten, auf sein Nachsuchen 1843 als Professor der orientalischen Sprachen in die philosophische Fakultät versetzt wurde; seit 1851 im Ruhestand, starb er 3. Febr. 1855 in Elbing. Außer vielen kleinern Schriften über syrische Litteratur sind von seinen Werken hervorzuheben: die Kommentare über den Propheten Daniel (Königsb. 1835) und die Psalmen (das. 1847, 2 Bde.) sowie das Werk "Kenáan. Volks- und Religionsgeschichte Israels" (das. 1843, Bd. 1). Auch veröffentlichte er: "Gedichte" (Gesamtausgabe, Danz. 1843), "Weltgeheimnisse" (Königsb. 1851) und "Lebensbilderbuch" (das. 1852).

Lengfisch, s. Quappe.

Lengsfeld, Stadt im sachsen-weimar. Verwaltungsbezirk Dermbach, an der Felda und Feldaeisenbahn, hat 3 Schlösser, eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Amtsgericht, Weberei, Färberei und (1885) 1232 meist evang. Einwohner.

Lenitivmittel (Lenitiva), lindernde, besänftigende Heilmittel, zuweilen auch Abführmittel.

Lenk (An der L.), Dorf und Badeort im schweizer. Kanton Bern, im Obersimmenthal, 1075 m ü. M., mit (1880) 2186 Einw., liegt am Weg über den Rawylpaß nach Sitten und ist Touristenstation nach den im Hintergrund lagernden Gletschern und den prächtigen Fällen der Simme. Die Herstellung verbesserter Kureinrichtungen hat den Besuch der Badequelle, eines Schwefelwasserstoffwassers, welches gegen Hautkrankheiten und chronische Katarrhe benutzt wird, wesentlich gehoben. Vgl. Treichler und Buß, Bad und Kurort L. (Bern 1877).

Lenkoran, Kreis- und Hafenstadt im russisch-kaukas. Gouvernement Baku, an der Mündung des Flusses L. ins Kaspische Meer, mit (1884) 5540 Einw. (viele Armenier). In der Umgegend heiße, wegen ihrer Heilkraft berühmte Schwefelquellen.

Lenkstange, s. v. w. Kurbelstange.

Lenne, Fluß in Westfalen, entspringt in 819 m Höhe am Kahlen Astenberg, fließt erst südwestlich, dann nordwestlich durch ein tief eingeschnittenes und gewundenes, an Naturschönheiten reiches Thal, tritt unterhalb Altena aus dem Gebirge und mündet nach 131 km langem Lauf bei Hohensyburg unterhalb Westhofen links in die Ruhr. Nach der L. heißt ein Teil der Sauerländischen Gebirge das Lennegebirge, das sich rechts am Fluß hinzieht und im Homert bis 660 m erhebt. Vgl. Natorp, Ruhr und L. (Iserl. 1871).

Lenné, Peter Joseph, Landschaftsgärtner, geb. 29. Sept. 1789 zu Bonn, entstammt der Familie des Augustin Le Neu, der 1665 aus dem Lütticher Land als Hofgärtner des Kurfürsten von Köln nach Poppelsdorf bei Bonn übersiedelte. L. studierte 1811 in Paris und Wien Botanik, Garten- und Baukunst; in Wien nahm er unter Sckell (s. d.) teil an der Verschönerung von Laxenburg, kehrte 1815 nach Bonn zurück und wurde 1816 als Gartengeselle nach Sanssouci bei Potsdam berufen. Hier verschönerte er bis 1826 den Neuen Garten, Klein-Glienicke, die Pfaueninsel und wurde 1822 zum Gartendirektor ernannt. Er stiftete 1822 den Verein zur Beförderung des