Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Leopardi; Leopardo

700

Leopardi - Leopardo.

dem Pantherweibchen. Vom Löwen unterscheidet er sich nur durch die Stellung; er wird stets schreitend abgebildet, und in der Regel ist sein Gesicht seitwärts, d. h. dem Beschauer des Schildes zugewendet (Fig. 1). Die spätere Heraldik nannte den aus den Hinterfüßen stehenden, seitwärts blickenden Löwen einen "gelöwten" Leoparden (Fig. 2) und den schreitenden, vor sich blickenden Leoparden einen "leopardierten" Löwen.

^[Abb.: Fig. 1. Leopard.]

^[Abb.: Fig. 2. Gelöwter Leopard.]

Leopardi, Giacomo, Graf, einer der größten neuern Dichter Italiens und ausgezeichneter Philolog, geb. 29. Juni 1798 zu Recanati in der Mark Ancona, widmete sich mit solchem Eifer dem Studium der klassischen Litteratur, daß er sich bereits mit 16 Jahren eine vollkommene Kenntnis des Lateinischen und Griechischen und zwar des letztern lediglich durch Selbststudium erworben und den größten Teil der alten Schriftsteller gelesen hatte. Schon in diese Zeit fallen seine ersten philologischen Arbeiten, wie seine Ausgabe und Übersetzung von Porphyrios' "De vita Plotini", die "Commentarii de vita et scriptis rhetorum quorumdam" u. a., welche jedoch fast sämtlich ungedruckt geblieben sind. Ihnen folgte 1815 der "Saggio sopra gli errori popolari degli antichi", der aber erst lange nach seinem Tod (Flor. 1846, 5. Aufl. 1859) gedruckt wurde, sowie verschiedene Übersetzungen und eine Reihe von Abhandlungen über Gegenstände der klassischen Litteratur, welche auch außerhalb Italiens Aufmerksamkeit erregten. Bei Leopardis hoher Begeisterung für ein einiges und starkes Italien wurde seine Beschäftigung mit dem klassischen Altertum für ihn eine Quelle des tiefsten Schmerzes über die traurigen politischen Zustände seines Vaterlandes, während gleichzeitig die angestrengte Geistesarbeit seinen von Jugend auf schwächlichen Körper mehr und mehr zerrüttete. Hieraus entwickelte sich jene trübe Gemütsstimmung und trostlose Weltanschauung, welche schon in seinem ersten Gedicht, der "Ode an Italien" (1818), mehr noch in dem Gedicht auf das in Florenz projektierte Dante-Monument (1818) und in der Kanzone an Angelo Mai bei Gelegenheit der Auffindung von Ciceros Schrift "De re publica" ihren Ausdruck fand. 1822 begab sich L. nach Rom, wo er unter anderm seine kritischen Bemerkungen über Mais und Zohrabs Ausgabe der Chronik des Eusebios in den "Efemeridi letterarie" erscheinen ließ. Diese Arbeit verschaffte ihm die Bekanntschaft Niebuhrs, des damaligen preußischen Gesandten am päpstlichen Hof, der ihn für eine Professur an der Universität Berlin zu gewinnen suchte. Doch erlaubte des Dichters zerrüttete Gesundheit nicht, den Vorschlag anzunehmen. Fast von Mitteln entblößt und durch zunehmende Krankheit genötigt, seinen gelehrten Studien zu entsagen, kehrte er nach Recanati zurück, wo jedoch seine melancholische Stimmung durch die Kleinlichkeit der Zustände und durch sein Verhältnis zu seinem streng katholisch gesinnten Vater neue Nahrung fand und ihn an die äußersten Grenzen des Skeptizismus und Pessimismus führte. In dieser Stimmung entstand unter anderm seine hochberühmte Ode "Bruto minore", die er später mit einer "Comparazione delle sentenze di Bruto minore e di Teofrasto, vicini a morte" begleitete. Auch veranstaltete er hier die erste Sammlung seiner "Canzoni" (Bologna 1824). Er verließ 1825 zum zweitenmal das väterliche Haus und lebte in den nächsten acht Jahren abwechselnd in Mailand, Bologna und Florenz. Zu seinem Lebensunterhalt auf den Ertrag seiner Feder angewiesen, wurde er thätiger Mitarbeiter an der Florentiner "Antologia", veranstaltete eine Ausgabe des Petrarca mit vortrefflichem Kommentar, zwei italienische Chrestomathien u. a. Eine zweite Sammlung seiner Gedichte erschien unter dem Titel: "Versi" (Bol. 1826); dieser folgten seine "Operette morali" (Mail. 1827; neue Ausg., Flor. 1834), eine Reihe meistens in dialogischer Form abgefaßter Aufsätze voll der feinsten Beobachtungen und bezüglich der Schreibart eins der vollkommensten Muster italienischer Prosa. Seine zunehmende Krankheit nötigte ihn 1833, nach Neapel überzusiedeln. Hier legte er die letzte Hand an eine neue Ausgabe seiner lyrischen Gedichte, welche 1836 in Florenz erschien und den ersten Band einer vollständigen Sammlung seiner italienischen Werke bilden sollte. An der Fortsetzung aber verhinderte ihn der Tod. Nach kurzer, scheinbarer Besserung starb er plötzlich 14. Juni 1837. Seine Gedichte sind nicht zahlreich und fast sämtlich Ausflüsse einer trostlosen Weltanschauung, gehören aber durch Schwung, Gedankentiefe und Schönheit des Ausdrucks zu den schönsten Blüten der italienischen Lyrik. Deutsche Übersetzungen derselben lieferten Kannegießer (Leipz. 1837), Hamerling (Hildburgh. 1866) und P. Heyse (Berl. 1878). Eine Sammlung von Leopardis poetischen und prosaischen Werken gab sein Schwager Ranieri heraus (Flor. 1845, 2 Bde.; 3. Aufl. 1856), und ein Teil seiner philologischen Schriften wurde von Pellegrini und Giordani unter dem Titel: "Studi filologici di G. L." (das. 1845, 2. Aufl. 1853) gesammelt. Eine neue Ausgabe seiner poetischen Werke erschien Leipzig 1874; "Opere inedite" veröffentlichte Cugnoni (Halle 1878-80, 2 Bde.). Sein Briefwechsel ("Epistolario") erschien in 2 Bänden (Flor. 1849, 3. Aufl. 1864). Vgl. Bouché-Leclerc ^[richtig: Bouché-Leclercq (= Auguste Bouché-Leclercq, 1842-1923)], G. L., sa vie et ses œuvres (Par. 1874); Baragiola, G. L., filosofo, poeta e prosatore (Straßb. 1876); Aulard, Essai sur les idées philosophiques et l'inspiration poétique de G. L. (Par. 1876); Ranieri, Sette anni di sodalizio con G. L. (Neapel 1880); Teresa Leopardi, Notes biographiques sur L. et sa famille (Par. 1881); Montefredini, La vita e le opere di G. L. (Mail. 1881); Piergili, Nuovi documenti intorno alla vita e agli scritti di G. L. (Flor. 1882); Zschech, G. L. (Berl. 1885).

Leopardo (Leopardi), Alessandro, ital. Bildhauer und Architekt, war um 1475-1520 in Venedig thätig, wo er 1484 als Meister an der Zecca (Münze) Anstellung fand. Er führte den Guß der Reiterstatue des B. Colleoni nach Verrocchio 1491-95 aus, für welche er das mustergültige Fußgestell anfertigte, arbeitete an dem Denkmal des Kardinals Zeno in San Marco (1505) und schuf die klassischen Fahnenhalter aus Bronze auf dem Markusplatz (1501-1505). Von 1507 bis 1515 erbaute er die Scuola della Misericordia in Venedig u. seit 1520 die Kirche Santa Giustina in Padua. Außerdem wird ihm das Grab-^[folgende Seite]