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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Leopold - Leovigild.

Isabella, Gemahlin des Grafen von Trapani. L. starb 29. Jan. 1870 auf Schloß Brandeis in Böhmen. Vgl. Baldasseroni, L. II, granduca di Toscana, e i suoi tempi (Flor. 1871).

Leopold, Karl Gustaf af, schwed. Dichter, geb. 23. Nov. 1756 zu Stockholm, besuchte die Universität Upsala, ward 1784 Bibliothekar daselbst, 1787 in Drottningholm und 1788 Sekretär des Königs, den er 1790 nach Finnland begleitete. Nach Gustavs III. Ermordung wegen jakobinischer Grundsätze vor Gericht gestellt, ward er freigesprochen und gab 1792-1795 die "Stockholmspost" heraus. Gustav IV. Adolf erhob ihn 1799 zum Kanzleirat, 1809 in den Adelstand und verlieh ihm 1818 den Titel eines Staatssekretärs. Seit 1822 erblindet, starb L. 9. Nov. 1829. Von seinen "Samlade skrifter" erschienen Bd. 1-3, 2. Aufl., Stockholm 1814-16; Bd. 4-6, daselbst 1831-33. Eine neue Ausgabe der poetischen Schriften besorgte C. R. Nyblom (1873). Als Dichter übte L. eine Zeitlang eine Art litterarischer Diktatur aus. Er huldigte der altklassisch-französischen Form und war der Hauptvertreter dieser Geschmacksrichtung in der schwedischen Litteratur. Mit Ausnahme des Epos hat er sich fast in allen Dichtungsarten versucht. Von seinen Tragödien wurden "Oden eller Asarnes invandring", wofür ihm Gustav III. einen Kranz von Lorbeer von Vergils Grab überreichen ließ (1790), und "Virginia" (1799) am bekanntesten.

Leopoldina, Kolonie in der brasil. Provinz Bahia, am Rio Peruhipe, 50 km von Caravellas (s. d.), mit dem sie eine Eisenbahn verbindet, wurde 1818 von Deutschen gegründet, denen sich später Schweizer und Franzosen zugesellten. Hauptprodukte sind: Baumwolle, Mais, Zuckerrohr, Tabak, Südfrüchte und namentlich Kaffee, die durch Sklavenarbeit gewonnen werden. S. auch Santa Leopoldina.

Leopoldinisch-Karolinische Akademie, s. Akademien, S. 251.

Leopoldino (ital.), Münze, s. Francescone.

Leopoldit, s. v. w. Sylvin (Kaliumchlorid).

Leopoldsee (Hikwa), kleines Seebecken am Südostende des Nyassasees in Innerafrika, von Thomson 1850 entdeckt, wird von hohen, steilen Ufern eingeschlossen und ist gegen 100 km lang, 20-25 km breit. Am Nordende ergießt sich der Mkafu in den L.; ein Abfluß ist unbekannt. Vgl. Thomson, Expedition nach den Seen von Zentralafrika (deutsch, Jena 1882).

Leopold II.-See, großes Seebecken im Congostaat, am linken Ufer des Congo, das westwärts durch den Mfimi in den Sankullu und nordwärts in den Malumbasee, also nach zwei Richtungen zum Congo abfließt. Der See wurde von Stanley 1882 entdeckt und benannt.

Leopoldshall, Dorf im Herzogtum Anhalt, Kreis Bernburg, dicht bei Staßfurt, hat ein großes Salzbergwerk, zahlreiche chemische Fabriken, eine Dampfkessel-, eine Knochenkohle-, eine Salpeter- und eine Maschinenölfabrik, 2 Dachpappenfabriken, eine Gasanstalt und (1885) 3804 meist evang. Einwohner.

Leopoldskanal, s. Elz 1).

Leopoldsorden, 1) belgischer Militär- und Zivilverdienstorden, vom König Leopold I. 11. Juli 1832 gestiftet, 1839 geändert, hat fünf Klassen: Großkreuze, Großoffiziere, Kommandeure, Offiziere und Ritter (s. Tafel "Orden", Fig. 32). Die Devise ist: "L'union fait la force", die Dekoration ein weiß emailliertes, doppelt goldumsäumtes Kreuz mit einem Kranz von Eichen und Lorbeer, schwarzem, rundem, mit rotem Kreis umgebenem Mittelschild, vorn LL. und RR. (Leopoldus Rex), auf der Kehrseite das belgische Wappen mit der Devise als goldener Umschrift, über dem Kreuz die Königskrone. Getragen wird der Orden von den Großkreuzen am Band von der Rechten zur Linken, dazu ein Silberstern mit dem Wappen und der Devise in der Mitte, von den Großoffizieren das Kreuz in Silber mit brillantierten Strahlen auf der Brust, den Kommandeuren um den Hals, den Offizieren auf der Brust mit Rosette am Bande, das Kreuz der Ritter ist von Silber. Für die Großkreuze existiert auch eine Kette. Das Band ist ponceaurot. Vgl. "Livre d'or de l'ordre de Léopold" (Brüssel 1858, 2 Bde.); Hollebeke, Histoire des ordres de chevalerie. I. Royaume de Belgique (das. 1875). - 2) Österreichischer Zivil- und Militärverdienstorden, vom Kaiser Franz I. zum Andenken an seinen Vater Leopold II. 8. Jan. 1808 gestiftet, ist in drei Klassen: Großkreuze, Kommandeure und Ritter, geteilt. Das achteckige, rot emaillierte Kreuz mit weißer Einfassung zeigt vorn im Mittelschild die Buchstaben F. I. A. (Franciscus Imperator Austriae), umgeben von den Worten: "Integritati et merito". Auf der Kehrseite steht in einem Eichenkranz Leopolds Motto: "Opes regum corda subditorum". Zwischen den Kreuzteilen sind drei Eichenblätter mit Eicheln, und über dem Ganzen schwebt die Kaiserkrone. Bei der Kriegsdekoration ist ein Lorbeerkranz angebracht. Die Großkreuze tragen dazu einen achteckigen, brillantierten silbernen Stern und bei Festlichkeiten eine goldene Kette aus Eichenkränzen und F. L. Auf Ansuchen werden die Kommandeure in den Freiherrenstand, die Kreuze in den erbländischen Ritterstand aufgenommen. Das Ordensfest ist am ersten Sonntag nach dem Dreikönigstag.

Leopoldstadt (Lipótvár), ungar. Festung, s. Freistadtl.

Léopoldville, Hauptstation des Congostaats, am linken Ufer des Congo auf einer Anhöhe zwischen dem Stanley Pool und dem ersten Katarakt unter 4° 20' südl. Br. und gegenüber dem französischen Brazzaville.

Leotychides, König von Sparta, aus dem Geschlecht der Eurypontiden, bestieg nach Demaratos' Absetzung 491 v. Chr. den Thron und regierte mit Kleomenes und nach dessen Tod mit Leonidas I. Er zeichnete sich im persischen Krieg durch Klugheit und Tapferkeit aus und befehligte die griechische Flotte in der Schlacht bei Mykale 479. Später wurde er zur Bekriegung der persisch gesinnten Aleuaden in Thessalien abgeschickt, ließ sich aber durch Geschenke bestechen, Thessalien zu verlassen, und mußte, deshalb angeklagt, nach Tegea flüchten, wo er 466 starb.

Leovigild (Löwenheld), König der Westgoten 569-586, ward nach Athanagilds Tod (567) nach zweijährigem Wahlstreit zum König erwählt und vermählte sich mit der Witwe seines Vorgängers Goswintha. Er war einer der kraftvollsten Herrscher des Reichs. Er verdrängte die von Afrika herübergekommenen Griechen aus dem Süden Spaniens, unterdrückte die Empörungen der Großen und verschaffte dem Königtum wieder Macht und Ansehen. Die von Eurich gesammelten Gesetze der Westgoten stellte er in ihrer ursprünglichen Gestalt und vollen Rechtsgültigkeit her. Als sein Sohn Hermenegild vom arianischen Glauben abfiel und die römischen Katholiken zum Aufstand reizte, bezwang er denselben und ließ ihn, als er sich weigerte, zum Arianismus zurückzukehren, 585 in Tarragona enthaupten. Nachdem er die Sueven unterworfen, starb er 586 in Toledo als der letzte westgotische König arianischen Glaubens.