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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lesghische Sprachen; Leshnewo; Lesina; Lesine; Lésinerie; Leskĭen; Leskowatz; Lesley; Leslie

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Lesghische Sprachen - Leslie.

L. (1873: 681,985 Köpfe stark) zerfallen in 15 Stämme, deren jeder seinen Ältesten (Dorga) hat; Gehorsam gegen die Vorstände ist dem Lesghier aber erst, seitdem er russischer Unterthan ist, anerzogen worden. Ihre Selbständigkeit verloren die L. in den Kämpfen der Russen um den Besitz des kaukasischen Berglandes; nachdem sie seit 1860 an Ordnung gewöhnt sind, hat sich ihr Wohlstand gehoben.

Lesghische Sprachen, s. Kaukasische Sprachen.

Leshnewo, industrielles Kirchdorf im russ. Gouvernement Wladimir, an der Uchtoma, mit 4 Kirchen, 3 Mitkal- oder Kalikofabriken und einer Färberei, welche zusammen gegen 3000 Arbeiter beschäftigen.

Lesina (im Altertum Pharos, slaw. Hvar), österreich. Insel an der Küste von Dalmatien, zwischen den Inseln Brazza und Curzola und der Halbinsel Sabioncello, ca. 315 qkm (5,7 QM.) groß, bildet eine Bergkette von Kalkstein, welche im San Niccolò 650 m Höhe erreicht und steile Küsten bildet. Das Klima ist sehr mild und läßt Südfrüchte, Johannisbrot, Datteln, Feigen, Öl und Wein trefflich gedeihen. Die Bevölkerung der Insel ist slawisch und beträgt (1880) 15,040 Seelen. Der bevölkertste Ort ist Cittavecchia (s. d.), Hauptort aber die Stadt L., Sitz eines Bischofs, einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, mit einem Hafen, in welchem 1884: 348 handelsthätige Schiffe mit 97,153 Ton., größtenteils Dampfer, einliefen, Schiffbau, Schiffahrt, 2 Forts, 2 Klöstern und 1942 Einw. - 997 wurde L. von den Venezianern erobert, 1358 an Ungarn abgetreten; doch wurde 1520 ein neuer Vertrag mit Venedig geschlossen. L. teilte schließlich das Schicksal Venedigs und Dalmatiens und kam mit diesen 1813 an Österreich. Neuerdings ist die Insel als klimatischer Kurort für Brustkranke in Aufnahme gekommen. S. Karte "Bosnien".

Lesina, Flecken in der ital. Provinz Foggia, Kreis San Severo, mit (1881) 1527 Einw., am Ufer der danach benannten Küstenlagune, Lago di L., welche sich parallel mit dem Adriatischen Meer, von demselben durch eine 800 m breite Düne getrennt, 18 km lang hinzieht, bis 4 km breit ist und ca. 4000 Hektar Fläche umfaßt. Die Lagune, eine ehemalige durch Sinkstoffe des Fortore abgeschnittene Meeresbucht, ist mit dem Meer durch einen Kanal verbunden, sehr fischreich, aber teilweise versumpft.

Lesine, s. Lisene.

Lésinerie (franz.), Knauserei.

Leskĭen, August, Sprachforscher, besonders namhafter Slawist, geb. 8. Juli 1840 zu Kiel, studierte seit 1860 in seiner Vaterstadt, später in Leipzig, übernahm in letzterer Stadt 1865 eine Lehrerstelle an der Thomasschule, habilitierte sich 1867 in Göttingen, wurde 1869 außerordentlicher Professor für vergleichende Sprachforschung in Jena und bekleidet seit 1870 die Professur für slawische Sprachen an der Universität Leipzig. Er schrieb: "De ratione quam J. ^[richtig: I. für Immanuel] Bekker in restituendo digammo secutus est" (Leipz. 1860); "Handbuch der altbulgarischen Sprache" (Weim. 1871, 2. Aufl. 1886); "Die Deklination im Slawisch-Litauischen und Germanischen" (Leipz. 1876, gekrönte Preisschrift); "Der Ablaut der Wurzelsilben im Litauischen" (das. 1884); "Untersuchungen über Quantität und Betonung in den slawischen Sprachen" (das. 1885, Bd. 1). Mit Ebel, Schleicher und J. ^[Johannes] Schmidt gab er eine "Indogermanische Chrestomathie" (Weim. 1869), mit K. Brugmann "Litauische Volkslieder und Märchen" (Straßb. 1882) heraus. 1884 übernahm er die Redaktion von Ersch und Grubers Encyklopädie.

Leskowatz, Stadt im Königreich Serbien, Kreis Nisch, an der Weternitza, einem linken Zufluß der Morawa, und an der Eisenbahn Nisch-Wranja, hat ein Progymnasium, wichtigen Gemüse- und Weinbau und (1884) 10,807 Einw.

Lesley (spr. leßli), John Peter, Geolog, geb. 17. Sept. 1819 zu Philadelphia, studierte zuerst Theologie am Princeton College (New Jersey), führte 1842-44 große Fußreisen in Deutschland aus, studierte in Halle, setzte die Theologie beiseite und ließ sich 1850 in seiner Vaterstadt als Geolog nieder, besuchte 1863 in Europa die Bessemerstahlwerke, war 1867 bei der Pariser Ausstellung als amerikanischer Kommissar thätig, bereiste dann Ägypten und wurde 1873 zum Professor für Geologie und Bergbau an der Universität seiner Vaterstadt, 1874 zum amtlichen Geologen des Staats Pennsylvanien ernannt. Er schrieb: "Manual of coal and its topography" (1856); "Guide to the iron works of the United States" (1858); "Man's origin and destiny" (1868, 2. Aufl. 1881).

Leslie (spr. leßli), Fabrikstadt in der schott. Grafschaft Fife, am obern Leven, mit Flachsspinnerei und Leinenbleichen, Handstuhlweberei und (1881) 3853 Einwohnern.

Leslie (spr. leßli), 1) Sir John, Physiker, geb. 16. April 1766 zu Largo in Schottland, studierte zu St. Andrews und Edinburg, ließ sich in London nieder, bereiste Nordamerika und Europa, erhielt 1804 zu Edinburg den Lehrstuhl der Mathematik, 1819 den der Physik und starb 3. Nov. 1832 in Coates bei Largo. Er erfand das Differentialthermometer, ein Hygrometer, ein Photometer, einen Apparat zur Bestimmung des spezifischen Gewichts gepulverter Körper und ein Verfahren, Wasser mit Hilfe der Luftpumpe zum Gefrieren zu bringen. Er schrieb: "Nature and properties of heat" (1804); "Elements of geometry" (Edinb. 1811); "Account of experiments and instruments depending on the relation of air to heat and moisture" (das. 1817; deutsch von Brandes, Leipz. 1823); "Elements of natural philosophy" (1823) und "Discourse on the history of mathematical and physical science", in der "Encyclopedia britannica".

2) Charles Robert, engl. Maler, geb. 11. Okt. 1794 zu Clerkenwell, begab sich 1811 nach London, wo er 1813 in die Akademie als Schüler eintrat. 1817 besuchte er Paris, Brüssel und Antwerpen und ward 1826 in die Londoner Akademie aufgenommen, in deren Ausstellungen seine Werke regelmäßig erschienen. Seine Gemälde, deren Stoffe vielfach aus Shakespeare, Walter Scott, W. Irving, Sterne, Goldsmith, Cervantes entlehnt sind, zeichnen sich durch Originalität, lebendige, humoristische Darstellungsweise und geistreiche Führung des Pinsels aus. Im Kolorit, welches er nach den Venezianern gebildet hatte, ist er wahr und charakteristisch. Auch durch Vorträge in der königlichen Akademie und durch sein "Handbook for young painters" (2. Aufl. 1870) hat er sich bekannt gemacht. Er starb 5. Mai 1859. Vgl. seine "Autobiographical recollections" (1860).

3) Henry David, Komponist, geb. 18. Juni 1822 zu London, machte seine musikalischen Studien in Enfield unter Leitung von Charles Lucas, war Dirigent der Amateur musical Society von 1855 bis zur Auflösung dieser Gesellschaft im J. 1861 und leitete von 1856 an einen von ihm selbst gegründeten Gesangverein, der unter dem Namen Leslie's Choir bis zu seiner Auflösung im J. 1880 einen wichtigen Faktor im Londoner Musikleben bildete. Leslies Kompositionen bestehen vorwiegend in Vokalwerken, dar-^[folgende Seite]