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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lezaysk; Lézignan; Lezoux; L. fil.; Lgow; Lhassa; L'Hérit.; Lherzolīt; L'hombre

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Lezaysk - L'hombre.

Departement Niederrhein und erwarb sich besonders um Straßburg nicht geringe Verdienste. Unter Ludwig XVIII. behielt er sein Amt, starb aber schon 9. Okt. 1814 an den Folgen eines Sturzes aus dem Wagen in Straßburg, wo ihm eine Statue errichtet wurde. Unter seinen zahlreichen politischen Schriften sind bemerkenswert: "Qu'est-ce que la Constitution de 1793?" (Par. 1795), eine Schrift, die konfisziert wurde, aber unter anderm Titel nochmals erschien; ferner: "De la faiblesse d'un gouvernement qui commence et de la nécessité ou il est de se rallier à la majorité nationale" (das. 1796); "De la constitution de 1795" (das. 1795); "Lettres à un Suisse sur la nouvelle constitution helvétique" (Neuchâtel 1797). Auch übersetzte er 1799 Schillers "Don Karlos".

Lezaysk, Stadt in Galizien, Bezirkshauptmannschaft Lancut, hat ein Bezirksgericht, Bernhardinerkloster mit schöner Pfarrkirche, (1880) 4945 Einw., Obstbau, Tuchweberei und Färberei. L. ward 1397 gegründet und nach der Vernichtung durch die Tataren von König Siegmund I. 1519 wieder aufgebaut.

Lézignan (spr. lesinjāng), Stadt im franz. Departement Aude, Arrondissement Narbonne, Station der Südbahn, mit Weinbau, Branntweinbrennerei und (1886) 6172 Einw.

Lezoux (spr. lösuh), Stadt im franz. Departement Puy de Dôme, Arrondissement Thiers, an der Eisenbahn von St.-Etienne nach Clermont-Ferrand, mit Thonwarenfabrikation und (1881) 2478 Einw.

L. fil., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Karl v. Linné, Sohn des berühmten Naturforschers.

Lgow, Kreisstadt im russ. Gouvernement Kursk, am Seim, unfern der Eisenbahn von Kiew nach Kursk, mit (1883) 4460 Einw.

Lhassa (Lhasa, Hlassa, "Göttersitz"), Hauptstadt von Tibet und religiöse Metropole des lamaitischen Buddhismus, nördlich der Hauptkette des Himalaja, unter 29° 39' nördl. Br. und 91° 5' östl. L. v. Gr., 3632 m ü. M., rechts am Kitschu, einem Zufluß des Sanpo, mit 15,000 Einw. (wovon 9000 weiblichen Geschlechts), wozu noch 18,000 Priester und Mönche in Stadt und Umgegend kommen; durch die flottierende Bevölkerung steigt die Einwohnerzahl aber auf 50-80,000 Seelen. Die eigentliche Stadt hat nur einen Umfang von 6-7 km, sie ist auch nicht, wie andre chinesische Städte, mit Mauern umgeben; die Straßen sind breit, gerade und ziemlich sauber, während die der mit zahlreichen Gärten ausgestatteten Vorstädte entsetzlich schmutzig sind. Die Häuser, meist hoch und gut gebaut, sind aus Steinen oder Lehm, in einem Viertel aber ganz aus Rinder- und Widderhörnern aufgeführt. Die bedeutendsten Gebäude der Stadt sind die Tempel, von denen der merkwürdigste etwas westlich auf einem 100 m hohen Plateau, dem Potala, liegt. Hier ist der großartige Palast des Dalai Lama, in dessen mit größter Pracht ausgeschmücktem Mittelbau die 22 m hohe Statue der Dschamba errichtet ist, und den zahlreiche kleinere Bauten für die vielen Lamas, welche dem Oberpriester zu dienen haben, umgeben. Noch erheben sich in der wohlkultivierten Ebene, in welcher L. liegt, eine ganze Anzahl andrer Klöster mit 200 bis zu 5500 Mönchen. Die Stadt ist Sitz eines chinesischen Gouverneurs und hat eine Garnison von 500 chinesischen und 1000 tibetischen Soldaten, etwas Metallindustrie, Weberei und Färberei und einen ansehnlichen Handel mit China, der Mongolei, Kaschmir, Indien, der zum nicht geringen Teil von Mohammedanern (Katschi aus Kaschmir) betrieben wird, welche ihren eignen Gouverneur in der Stadt haben. L. ist uns zwar bereits durch den Mönch Odorico di Pordenone, welcher Tibet 1316-30 durchzog, bekannt geworden; Genaueres haben wir aber erst in neuester Zeit durch die indischen Punditen (Nain Singh 1866 und 1875, A. K. 1879-80) erfahren.

L'Hérit., bei botan. Namen Abkürzung für Ch. L. L'Héritier de Brutelle, geb. 1746 zu Paris, gest. 1800 daselbst; schrieb: "Stirpes novae aut minus cognitae" (Par. 1784); "Cornus" (das. 1788); "Sertum anglicum" (das. 1788).

Lherzolīt (Olivinfels, fälschlich Augitfels, Pyroxenit), grobkörniges bis dichtes Gestein von vorherrschend öl- bis smaragdgrüner, selten brauner oder grauer Farbe, ist oft dem Serpentin ähnlich, aber härter und spröder als dieser und von Säuren nicht angreifbar, besteht aus Olivin mit gräulichbraunem Enstatit, smaragdgrünem Diopsid und schwarzen Körnchen von Picotit. Er bildet kleinere und größere Lager im körnigen Kalk der Pyrenäen, das bedeutendste derselben findet sich am Teich Lherz; auch findet sich L. bei Beyssac (Departement Oberloire), Tringenstein in Nassau, im Ultenthal in Tirol; auch viele Olivinknollen in Basalt und Olivinbomben in vulkanischen Tuffen gehören zum L.

L'hombre (spr. longbr oder lomber, v. span. hombre, der "Mann", der Spieler), das feinste, mannigfaltigste aller Kartenspiele, wurde im 14. Jahrh. in Spanien erfunden. Von da kam es, wahrscheinlich durch die Gemahlin Ludwigs XIV., Maria Theresia, an den französischen Hof und fand dann schnellen Eingang im übrigen Europa. Im Lauf des 18. Jahrh. wurde es in Frankreich und England mehr und mehr verdrängt, und nur in Deutschland behauptete es bis in die neueste Zeit seinen vornehmen Rang. In sehr weiten Kreisen war L. nie verbreitet, dazu ist es zu kompliziert und schwierig. In Spanien, wo es gewöhnlich Juego del tresillo (Dreispiel) heißt, wird es mit der national-spanischen Karte (ohne Achten und Neunen) gespielt, in Deutschland dagegen mit der französischen Karte nach Ausscheidung der Achten, Neunen und Zehnen, also mit 40 Blättern. Die Grundzüge des Spiels sind etwa folgende: Von den drei Spielern gibt Karte, wer Pik zieht. Der Geber läßt links abheben und gibt in Würfen zu 3 jedem 9 Blätter, die übrigen 13 legt er als Talon in die Mitte des Tisches. Mit einem zweiten Spiel macht die Nachhand Farbe (couleur). Nun wird durch Abfragen, wobei die Nachhand die Vorhand überbieten oder passen muß, bestimmt, wer Hauptspieler (hombre) ist; gegen diesen sind die zwei andern verbündet. In allen regelmäßigen Spielen des L. gibt es 3 beständige höchste Trümpfe: 1) die Spadille, das Pik-As; 2) die Manille, je nach der Farbe des Trumpfes eine schwarze Zwei oder eine rote Sieben; 3) die Basta, das Treff-As. Von diesen Hauptkarten abgesehen, ist die Blätterfolge in den schwarzen Farben: König, Dame, Bube, Sieben, Sechs etc. bis Zwei, in den roten: König, Dame, Bube, As, Zwei, Drei etc. bis Sieben. Jede schwarze Farbe hat also 11, jede rote 12 Trümpfe. Die Könige der Farben, die nicht Trumpf sind, heißen Forcen. Das As einer roten Farbe heißt Ponto oder Ponte. Solange sie vorhanden ist, wird Farbe bedient, dann darf gestochen oder beigegeben werden. Im ursprünglichen L. gibt es nur 4 Spiele: Frage, Frage in Kouleur, Solo (sans prendre) und Solo in Kouleur; später kamen aber noch die sogen. Schikanen hinzu, nämlich Tournee oder Klein-Casco, Obskur von oben oder unten, mit 8 und 9 Blättern, Respekt (entweder Tournee,