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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: L'Hôpital; Li; Liaison; Liakura; Liamōne; Liancourt; Lianen

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L'Hôpital - Lianen.

Groß-Casco oder Obskur), Solo tout (die gemeldete Vole) und Solo tout in Kouleur. Grandissimo, wo nur die schwarzen As Trumpf sind, Nullissimo, wo gar kein Atout existiert, und Mohr (wenn alle passen) sind fast gar nicht üblich geworden. Bei jedem der vorhin aufgeführten regelrechten Spiele soll der Hombre 5 Stiche machen. Er kann zwar auch par quatre gewinnen, wenn ein Gegenspieler 3, der andre 2 Stiche hat; jedoch ist hierauf natürlich nicht zu rechnen. Die Gegner spielen so, daß der Schwächere seine hohen Karten los zu werden sucht, um nicht den stärkern Aide überstechen zu müssen. Spielt man Frage, so legt man seine schlechten Blätter ab und nimmt vom Talon andre dafür. Bei Tournee deckt man ein Blatt des Talons auf und spielt in der Farbe desselben; frische Blätter darf man kaufen wie bei der Frage. Die Obskurs sind sehr gewagte Spiele; man wirft dabei 8 oder alle Karten weg und kauft von oben oder unten neue, man muß also 4 oder alle 5 Stiche erst finden. Wer Respekt spielt, muß beide schwarze As haben und diese aufzeigen. Er hat dann noch die Wahl, ob er tournieren (Groß-Casco machen) oder Obskur spielen (die 7 Blätter außer den beiden As wegwerfen und durch andre ersetzen) will. Solo wird, wie der Name andeutet, aus der Hand (ohne Kaufen) gespielt. Vgl. Schwetschke, Geschichte de L. (Halle 1863).

L'Hôpital, Michel de, franz. Staatsmann, geb. 1504 zu Aigueperse in der Auvergne als Sohn eines Arztes, studierte zu Toulouse und Padua die Rechte, ward hierauf Auditor der Rota zu Rom, ließ sich 1534 als Advokat in Paris nieder und erhielt zugleich die Stelle eines Parlamentsrats, die er jedoch bald niederlegte. 1547 nahm er im Auftrag des Hofs am Konzil zu Trient teil und ward sodann Hauskanzler der Margarete von Valois, der Schwester Heinrichs II., und durch den Einfluß des Herzogs Karl von Guise, Kardinals von Lothringen, 1554 Oberintendant der Finanzen. In dieser Stellung bewies er eine seltene Treue und Uneigennützigkeit und beseitigte eine Menge Mißbräuche. Mit der Thronbesteigung Franz' II. trat er in den Staatsrat, folgte jedoch bald darauf der Margarete von Valois als Kanzler nach Savoyen. Katharina von Medici ernannte ihn 1560 zum Kanzler von Frankreich. Als ein Mann von universeller Bildung, von mildem Charakter und tiefer politischer Einsicht wollte er den gänzlich zerrütteten Staat ordnen und die religiösen Parteien versöhnen. Er stimmte die Königin günstiger für die Protestanten, widersetzte sich der Einführung der Inquisition, hob die Todesstrafe gegen die Ketzer auf und eröffnete das Religionsgespräch zu Poissy. Schon nach dem Frieden von Amboise 1563 verlor er jedoch seinen Einfluß auf Katharina; auch die von ihm im Justiz- und Verwaltungswesen eingeleiteten Reformen scheiterten an der Auflösung aller Staatsverhältnisse. Nachdem ihn die Königin-Mutter aus dem Staatsrat ausgeschlossen, legte er 1568 sein Kanzleramt nieder und zog sich auf sein Landgut Vignai bei Estampes zurück, wo er 1572 kaum dem Tode durch die fanatisierten Katholiken entging und 13. März 1573 starb. Sein in der Kirche zu Vignai errichtetes Grabmal wurde 1836 durch eine Nationalsubskription erneuert. L. hinterließ schöne lateinische Poesien (zuerst hrsg. 1585; in franz. Übersetzung, Par. 1857), Memoiren, Reden und mehrere Manuskripte juristisch-publizistischen Inhalts, die unter dem Titel: "Œuvres" (das. 1824, 5 Bde.) von Dufey herausgegeben wurden. Vgl. Villemain, Vie de L. (neue Ausg., Par. 1874); Taillandier, Nouvelles recherches historiques sur la vie et les ouvrages du chevalier de L. (das. 1861); Dupré-Lasale, M. de L. (das. 1875).

Li, in der Chemie Zeichen für Lithium.

Li (Lün), Name des chines. Landmaßes, jetzt = 180 Tschang à 2 Pu (Schritt) = 442-443 m; auch chines. Handels-, Gold- und Silbergewicht, = Käsch.

Liaison (franz., spr. liäsóng), Verbindung, Liebesverhältnis.

Liakura, Berg, s. Parnassos.

Liamōne, Fluß auf der Insel Corsica, entspringt am Monte Rotondo und mündet nach 40 km langem Lauf in den Busen von Sagone des Mittelländischen Meers.

Liancourt (spr. liangkuhr), Stadt im franz. Departement Oise, Arrondissement Clermont, Station der Nordbahn, hat eine Kirche aus dem 16. Jahrh. mit schönen Grabdenkmälern, Fabrikation von Ackerbauwerkzeugen und Nägelschuhen und (1881) 4468 Einw. Auf dem Markt ein Standbild des Herzogs Franz von Larochefoucauld-L. (gest. 1827).

Lianen, alle vorzüglich holzigen Schlinggewächse in den Tropenländern, besonders in den Wäldern des tropischen Amerika, wo sie mit ihren windenden Stengeln andre Bäume umschlingen und sie so überziehen, daß die Wälder dadurch undurchdringlich werden. Auch im obern Teil des Waldraums füllen sie die Lücken aus und bewirken dadurch die berühmte Fülle und Üppigkeit der tropischen Vegetation. Sie steigen selbst bis auf die Gipfel der höchsten Bäume empor, bald bindfadendünn, bald von der Dicke eines Arms, und vergebens sucht man nach den Enden dieser rankenden Stämme: sie steigen von Baum zu Baum, hängen ohne Stütze bis zum Boden herab, um hier abermals Wurzeln zu schlagen und ihren aufsteigenden Gang zu wiederholen. Auch unter sich verflechten sie sich gleich Ankertauen und oft so unregelmäßig und fest, daß man sie nicht verfolgen kann. Der Cipo-Matador oder Mordschlinger der Brasilier hat seinen Namen daher, daß er die umschlungenen Baumstämme erdrückt; diese vermodern dann, werden aber durch das Netzgeflecht der Schlingen noch lange aufrecht erhalten, bis sie endlich zerfallen, so daß an deren Stelle die L. in Gestalt gewundener Säulen zurückbleiben. Zu den L. der Tropen gehören besonders die Gattungen Bignonia, Paullinia, Banisteria, Bauhinia, Malpighia, Serjania etc., denen als schwächere, kraut- und strauchartige Formen sich anschließen: Passiflora, Aristolochia, Cissus etc. Auch Palmenarten aus der Gruppe der Calameae, die Rohrpalmen oder Palmlianen, besitzen einen dünnen, windenden Stamm. Da die L. wegen der Art ihres Wachstums besonders zugfest gebaut sein müssen, so zeigt auch ihr Stamm einen entsprechenden Bau, indem der Holzkörper durch weicheres Gewebe in verschiedene getrennte Partien zerklüftet wird und damit die Zusammensetzung eines Seils nachahmt. Auch zeichnen sich die Wasserleitungsorgane (Gefäße etc.) der Lianenstämme durch große Weite aus. In den Tropen dienen die L. zu Stricken, Ankertauen, Faßreifen, auch zu mancherlei Flechtwerk etc.; in Brasilien werden sie, wie Bindfaden aufgerollt, überall auf Märkten und in Kaufläden feilgeboten. Manche enthalten reichlich einen trinkbaren Saft. In der gemäßigten Zone sind die L. durch schwächere Schlingpflanzen vertreten, wie Hopfen (Humulus Lupulus), Waldrebe (Clematis Vitalba), Geißblatt (Lonicera Caprifolium und Periclymenum), Epheu (Hedera helix), Zaunwinde (Convolvulus sepium) u. a.