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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lira; Liria; Liriodendron; Liris; Lirokonit; Lis; Lisaine; Lisboa; Lisburn; Lisch; Lisco; Liscow

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Lira - Liscow.

war die unter der französischen Herrschaft eingeführte Münze = 1 Frank. Im Lombardisch-Venezianischen Königreich rechnete man 1824-58 nach der L. austriaca = 20 Kreuzer = 7 Sgr. preußisch. L. sterling (L. inglese) heißt das Pfund Sterling; L. turca, L. egiziana das Goldstück von 100 Piaster.

Lira, Musikinstrument, s. Lyra; L. tedesca, s. Drehleier.

Liria, Bezirksstadt in der span. Provinz Valencia, in einer weiten, gut angebauten Ebene nahe dem linken Ufer des Guadalaviar, hat römische Baureste und Inschriften (vom alten Edeta) und (1878) 9445 Einw. Philipp V. errichtete für den Marschall Berwick 1707 das Herzogtum L.

Liriodendron L. (Tulpenbaum), Gattung aus der Familie der Magnoliaceen, Bäume mit an der Spitze abgestutzten und außerdem vierlappigen Blättern, großen, glockenförmigen Blüten und zu einem Zapfen zusammengestellten, nicht aufspringenden Balgkapseln. L. Tulipifera L., einer unsrer schönsten Bäume mit 10-13 cm langen Blättern auf ebenso langen Blattstielen und tulpenförmigen, blaßgrünlich rotgelben, 5 cm im Durchmesser haltenden Blüten, ist auf der östlichen Seite Nordamerikas von Kanada bis Florida heimisch und wird bei uns in Anlagen und Gärten angepflanzt. Das Holz (Yellow Poplar) dient als Werkholz, die aromatisch bittere Rinde als Surrogat der Chinarinde.

Liris, Fluß, s. Garigliano.

Lirokonit (Linsenerz), Mineral aus der Ordnung der Phosphate, findet sich in kleinen, monoklinischen Kristallen, in Drusen, spez. Gew. 2,83-2,93, ist himmelblau bis spangrün, glas- und fettglänzend, durchscheinend, Härte 2-2,5, auch derb und eingesprengt, besteht aus wasserhaltigem arsensauren Kupferoxyd mit arsensaurer Thonerde und enthält stets auch Phosphorsäure, findet sich in Cornwall und bei Herrengrund in Ungarn.

Lis (lat.), Streit, Rechtsstreit, streitige Sache. Adhuc sub judice l. est, "noch jetzt ist Streit vor dem Richter, noch ist die Sache nicht entschieden", bekanntes Citat aus Horaz' "Ars poetica" (V. 78).

Lisaine (spr. -sähn), Flüßchen im östlichen Frankreich, welches am Südende der Vogesen entspringt, westlich der Festung Belfort fließt und sich bei Montbéliard in die Savoureuse (Nebenfluß des Doubs) ergießt, ist namhaft geworden durch die dreitägigen Kämpfe zwischen General v. Werder und General Bourbaki, 15.-17. Jan. 1871 (s. Belfort).

Lisboa, s. v. w. Lissabon.

Lisburn (spr. lissborn), Stadt in der irischen Grafschaft Antrim, in schöner Lage am Lagan, oberhalb Belfast, mit Leinenfabrikation und (1881) 10,755 meist prot. Einwohnern.

Lisch, Georg Christian Friedrich, Geschichtsforscher, geb. 29. März 1801 zu Altstrelitz, studierte in Rostock und Berlin Theologie und Philologie, ward 1827 Gymnasiallehrer in Schwerin und 1834 Archivrat am Landeshauptarchiv zu Schwerin, Vorsteher der Altertümersammlung daselbst und Konservator der Geschichts- und Kunstdenkmäler des Landes und gründete 1835 den Verein für mecklenburgische Geschichte und Landeskunde, dessen Jahrbücher er redigierte. Auf seine Anregung wurde 1848 der Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine gestiftet, der 1852 seine erste Sitzung hielt. Er starb 22. Sept. 1883 in Schwerin. L. veröffentlichte: "Die großherzogliche Altertümersammlung zu Schwerin" (Schwerin 1837), worin er viel zur Aufhellung des über der heidnischen Zeit Deutschlands ruhenden Dunkels beigetragen hat; "Mecklenburgische Urkunden" (Rostock 1837-41, 3 Bde.) und eine Reihe von Familiengeschichten, wie die der Adelsgeschlechter v. Örtzen (das. 1847-66, 3 Bde.), v. Maltzan (das. 1842-55, 5 Bde.), v. Hahn (das. 1844-58, 4 Bde.) und v. Behr (das. 1861-68, 4 Bde.). Seiner Hand verdankt auch das von dem genannten Verein herausgegebene "Mecklenburgische Urkundenbuch" bedeutende Beiträge. Noch sind von ihm zu nennen die Schriften: "Geschichte der Buchdruckerkunst in Mecklenburg bis 1540" (Schwer. 1839), "Chr. L. Liscows Leben" (das. 1845), "Pfahlbauten in Mecklenburg" (das. 1865 u. 1868), "Römergräber in Mecklenburg" (das. 1870-72).

Lisco, 1) Friedrich Gustav, protest. Theolog, geb. 12. Febr. 1791 zu Brandenburg, wurde 1814 Prediger in Berlin, starb 5. Juli 1866. Unter seinen Werken heben wir hervor: "Die Parabeln Jesu" (Berl. 1832, 5. Aufl. 1861); "Die Bibel mit Erklärungen etc." (das. 1852-53); "Das christliche Kirchenjahr" (das. 1834-35, 2 Bde.; 4. Aufl., das. 1846); "Einleitung in die Bibel" (das. 1861).

2) Emil Gustav, Sohn des vorigen, geb. 13. Jan. 1819 zu Berlin, war seit 1845 gleichfalls Prediger daselbst (an der Neuen Kirche). Sein Synodalbericht auf der Friedrichswerderschen Synode 29. April 1868 gab Anlaß zu der Erklärung des Pastors Knak gegen das Kopernikanische System. Der Stoß, welchen dieser Auftritt der Sache der Orthodoxie gegeben hatte, wurde an seinem Urheber gerächt. Als L. 1872 einen Vortrag: "Über das apostolische Glaubensbekenntnis" (1872), hielt, in welchem er seiner freien Stellung zu demselben Ausdruck verliehen hatte, erhielt er von dem brandenburgischen Konsistorium einen Verweis, während der Prozeß gegen seinen Kollegen Sydow (s. d.) seinen weitern Verlauf nahm. Er starb 8. Febr. 1887.

Liscow, Christian Ludwig, Satiriker, geb. 29. April 1701 zu Wittenburg in Mecklenburg-Schwerin als Sohn eines Predigers, besuchte die Universitäten Rostock, Jena und Halle und trat zuerst 1726 als Schriftsteller auf mit einer satirischen Schrift, die gegen den Rostocker Professor Manzel gerichtet war, welcher das Naturrecht wieder auf die Offenbarung zu gründen versucht hatte. In Lübeck, wo L. seit 1729 als Privatlehrer sich aufhielt, griff er den pfäffisch bornierten Magister Sievers in mehreren satirischen Schriften an. Bald darauf trat er in den Dienst des aus seinem Land vertriebenen Herzogs Karl Leopold von Mecklenburg, der ihn 1736 nach Paris schickte, um die Unterstützung Frankreichs zu seiner Wiedereinsetzung zu erlangen. Da der Zweck der Sendung unerreicht blieb, erhielt L. von dem Herzog nicht einmal die Mittel zur Heimkehr. 1740 ward er Sekretär des preußischen Gesandten Grafen Danckelmann in Frankfurt, und im folgenden Jahr kam er, durch Intrigen aus jener Stellung vertrieben, in eine ähnliche bei dem Grafen Brühl in Dresden. Nachdem er 1745 zum polnischen Kriegsrat ernannt worden, brachten ihn vier Jahre später freimütige Äußerungen über die sächsische Finanzwirtschaft in Haft, aus der er 1750 unter Entsetzung von seinem Amt entlassen wurde. Er starb auf seinem Gut Berg bei Eilenburg 30. Okt. 1760. Die Urteile der Litterarhistoriker über Liscows schriftstellerischen Wert gehen bedeutend auseinander. Während Gervinus, Vilmar u. a. ihn als Satiriker entschieden über Rabener stellen, spricht sich Hettner umgekehrt aus, und Wackernagel erklärt Liscows Schriften geradezu für langweilige Pasquille. Zuzugeben ist, daß L. seine