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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lisēne; Lisière; Lisieux; Liske; Liskeard; Lisle; Lismore; Lisŏla; Lispeln; Lissa

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Lisene - Lissa.

satirischen Feldzüge nur gegen Persönlichkeiten von sehr untergeordneter Bedeutung gerichtet und nirgends sich zum Angriff wider allgemeine und sittlich wichtige Gebrechen seiner Zeit erhoben hat. Trotzdem aber erscheinen seine Aufsätze in stilistischer Hinsicht so verschieden von verwandten Produkten jener Zeit, die Darstellung darin ist von einer solchen Klarheit, Korrektheit und Lebendigkeit und bekundet eine so bedeutende geistige Freiheit, daß man mit Recht auf eine gewisse Geistesverwandtschaft Liscows mit Lessing hat hinweisen können. Am bekanntesten unter Liscows Aufsätzen ist der "Über die Notwendigkeit elender Skribenten". Als bedeutender müssen jedoch andre bezeichnet werden, namentlich das "Sendschreiben über eine gefrorne Fensterscheibe", die oben erwähnte, nicht eigentlich satirische, sondern ernsthaft gehaltene Schrift gegen Manzels "Abriß des Naturrechts" und der gegen den Halleschen Professor Philippi gerichtete "Briontes der jüngere". Eine Sammlung seiner Schriften gab L. selbst (Hamb. 1739) heraus; einen neuen Abdruck besorgte Müchler (Berl. 1806, 3 Bde.). Eine posthum erschienene Schrift: "Über die Unnötigkeit der guten Werke zur Seligkeit" (Leipz. 1803), ist wahrscheinlich unecht. Vgl. Helbig, Chr. Ludw. L. (Dresd. 1844); Lisch, Liscows Leben (Schwer. 1845); Classen, Über Ch. L. Liscows Leben und Schriften (Lübeck 1846); Litzmann, L. in seiner litterarischen Laufbahn (Hamb. 1883).

Lisēne (Lesine, Laschēne, korrumpiert aus franz. lisière), hervortretender vertikaler Wandstreifen oder pilasterähnliche Verstärkung der Mauer, welche zur Unterabteilung der Umfangswände und als Schmuck der Fassaden, namentlich an Gebäuden romanischen Stils, dient. Von den Pilastern unterscheiden sie sich durch das Fehlen eines Kapitäls, indem sie glatt durchgehen und untereinander, meist durch einen Bogenfries, verbunden sind.

Lisière (franz.), Saum, Salleiste, Rand eines Waldes, Rain eines Feldes.

Lisieux (spr. lisjöh), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Calvados, an der Touques, Station der Westbahn, hat eine ehemalige Kathedrale, St.-Pierre, aus dem 13. Jahrh., neuerdings restauriert, mit einer zur Sühne für den Prozeß der Jungfrau von Orléans erbauten Kapelle und mancherlei Kunstwerken, eine Kirche, St.-Jacques, aus dem 15. Jahrh., einen schönen Bischofspalast, (1886) 16,267 Einw., seit alters her bekannte Fabrikation von Leinenwaren (nach dem ersten Unternehmer in L. Cretonnes genannt), Baumwoll- und Schafwollspinnerei, Tuchmanufaktur, Gerberei und Weberkammerzeugung, bei welchen Industriezweigen über 8000 Arbeiter beschäftigt sind, Handel mit Getreide und Vieh, ein Handelsgericht, ein Kommunalcollège, ein Seminar, eine Bibliothek von 15,000 Bänden und ein Museum. Unter den Galliern hieß die Stadt Noviomagus, später Civitas Lexoviorum; sie war bis 1799 Bischofsitz.

Liske, Xaver, poln. Geschichtsforscher, geb. 18. Okt. 1838 zu Szlaskowo in der Provinz Posen, studierte zu Breslau, Berlin und Leipzig, habilitierte sich 1869 an der Universität zu Lemberg als Dozent der Geschichte und ward 1871 zum ordentlichen Professor und Direktor des historischen Seminars daselbst, 1876 auch zum Direktor des Landesarchivs ernannt. Außer vielen Aufsätzen und Rezensionen über polnische und allgemeine Geschichte in Sybels "Historischer Zeitschrift", den "Forschungen", im "Archiv für österreichische Geschichte" etc. gab er in polnischer Sprache heraus: "Studien zur Geschichte des 16. Jahrhunderts" (Posen 1867), "Tagfahrt zu Posen 1510" (Krakau 1875), "Ausländer in Polen" (Lemb. 1876), "Grod- und Landgerichtsakten aus der Zeit der polnischen Republik" (das. 1870-87, 12 Bde.) u. a.; in schwedischer Sprache: "Öfversigt af den polska litteraturen med särskildt afseende pa den svenska historien" (Stockh. 1879); in dänischer Sprache: "Af Fyrst Albrecht Stanislaus Radziwills Memoirer", "Af Ulrich v. Werdums Rejsebeskrivelse (1673)" (Kopenh. 1877); in spanischer Sprache: "Viajes de extranjeros por España y Portugal" (Madr. 1879).

Liskeard (spr. lĭskáhrd), Stadt in der engl. Grafschaft Cornwall, mit Bergbau auf Zinn, Kupfer und Blei, Granitbrüchen u. (1881) 4479 Einw. Ein Kanal verbindet L. mit dem 5 km entfernten Hafen Looe.

Lisle (L'Isle d'Alby, spr. lihl), Stadt im franz. Departement Tarn, Arrondissement Gaillac, am Tarn und der Orléansbahn, hat eine Kirche und eine Fontäne aus dem 14. Jahrh. sowie (1881) 1697 Einw., welche Weinbau betreiben.

Lismore (spr. -móhr), 1) langgestreckte, zur schott. Grafschaft Argyll gehörige Insel, am Ausgang des Loch Linnhe, etwa 15 km lang, mit 621 gälischen Einwohnern. - 2) Stadt in der irischen Grafschaft Waterford; am Blackwater, mit Kathedrale, altem Schloß u. (1881) 1860 Einw. In der Nähe große Schieferbrüche.

Lisŏla, François Paul, Baron de, geb. 1613 zu Salins in der Franche-Comté, trat 1638 in den Dienst des Kaisers Ferdinand III. und diente bis zu seinem Tode dem Haus Habsburg mit ebensoviel Eifer wie Geschick als Diplomat und Staatsmann. 1643 wurde er kaiserlicher Resident am englischen Hof, dann in Polen, in Spanien, endlich im Haag, wo er 1675 starb. 1667 veröffentlichte er eine berühmte Schrift: "Le Bouclier d'État et de Justice contre le dessein de la monarchie universelle", gegen Ludwigs XIV. Eroberungsgelüste, deren heftiger und begabter Gegner er war. Unaufhörlich war er bemüht, eine allgemeine Koalition zum Sturz Frankreichs und zur Wiederherstellung der habsburgischen Weltmacht, welche für ihn zugleich den Sieg des Katholizismus bedeutete, zu stande zu bringen, und der Bund Spaniens und des Kaisers mit den Niederlanden 1673 war hauptsächlich sein Werk. Zahlreiche Flugschriften gegen Frankreich werden ihm zugeschrieben, so: "La politique du temps, ou conseil sur les mouvements de la France" (1671), "La sauce au verjus" (gegen den französischen Gesandten Verjus in Deutschland, 1674). Vgl. Großmann, Der kaiserliche Gesandte Franz v. L. im Haag 1672-1676 (Wien 1874); Pribram, Die Berichte des kaiserlichen Gesandten Fr. v. L. aus den Jahren 1655-1660 (das. 1887).

Lispeln, eigentümliche Aussprache der Konsonanten, bei welcher namentlich L und S vernehmlicher als gewöhnlich hervortreten; auch s. v. w. flüstern.

Lissa (slaw. Vis), dalmat. Insel im Adriatischen Meer, wegen ihrer vorgeschobenen Lage im Dalmatischen Archipel von strategischer Wichtigkeit, zur Bezirkshauptmannschaft Lesina gehörig, 100 qkm (1,8 QM.) groß, ist bergig, erzeugt vortrefflichen Wein und gutes Öl und zählt (1880) 7871 Einw., die starken Fischfang treiben. Hauptort ist der Flecken L. mit einem der besten und geräumigsten Häfen des Adriameers (Kriegshafen), Bezirksgericht, Minoritenkloster und (1880) 4317 Einw. 1884 sind im Hafen 398 Handelsschiffe mit 57,639 Ton. eingelaufen. Der zweite Hafenort der Insel ist Comisa, mit Johannisbrotbau und (1880) 3554 Einw. S. Karte