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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Livrée - Ljuzin.

Livrée (franz.), in Frankreich ursprünglich die uniformierten Kleidungsstücke, welche ehemals die Könige und Prinzen bei feierlichen Gelegenheiten an alle Personen ihres Gefolges unentgeltlich lieferten (livrer). Als die Gewohnheit später abkam, blieb der Name L. für die Kleidung der Dienerschaft.

Livreeraupe, s. Ringelspinner.

Livres de beurre (franz., spr. lihwr dö bör, "Pfunde Butter"), Volksbezeichnung für die großen bei Pressigny le Grand zwischen Tours und Poitiers in Frankreich gefundenen, zum Teil honiggelben Feuersteinkerne, von denen die spanförmigen sogen. prismatischen Messer abgeschlagen sind.

Livret (franz., spr. -ä), Büchlein; vgl. Pharo.

Liwa (arab., türk. Sandschak, "Fahne"), Unterabteilung eines türk. Wilajets, die unter einem Mutesarrif steht; außerdem auch s. v. w. Brigadegeneral.

Liwny, Kreisstadt im russ. Gouvernement Orel, an der Mündung der Liwinka in die Sosna, mit der Bahnlinie Orel-Grjasi durch eine schmalspurige Zweigbahn verbunden, hat 8 Kirchen, ein Realgymnasium, eine Stadtbank, bedeutenden Handel mit Getreide und Mehl, Hanf und Vieh und (1883) 25,026 Einw. L., 1586 gegründet, war ehedem ein strategisch wichtiger Ort, der viel von den Überfällen der Tataren zu leiden hatte.

Lix (Lixus), phönik. Stadt, s. Araisch.

Lixivĭum caustĭcum, s. v. w. Kalilauge.

Lixūri (Lixurion), Stadt auf der griech. Insel Kephalonia, auf der Halbinsel Paliki, mit Hafen, lebhaftem Handel, Haarteppich- und Baumwollzeugfabrikation und (1879) 5818 Einw.

Lizard (spr. lisĕrd), Vorgebirge an der Südwestspitze der engl. Grafschaft Cornwall, der südlichste Punkt Englands (49° 58' nördl. Br.), bildet mit Landsend die Mountsbai und trägt zwei Leuchttürme.

Lizént, früher meist eine Tranksteuer, auch allgemein für Accise (s. d.) gebraucht. Vgl. Lizenz.

Lizentiāt (mittellat. licentiatus, "Genehmigter"), in frühern Zeiten bei den Universitäten derjenige Bakkalaureus, der die venia legendi, das Recht, Vorlesungen zu halten, erlangt hatte. Gegenwärtig bestehen Lizentiaten nur noch bei der theologischen Fakultät, bei welcher zum Erlangen des Rechts zur Abhaltung von Vorlesungen nicht wie bei den andern Fakultäten die Promotion (Erlangung der Doktorwürde) verlangt wird, sondern bei welcher hierzu das Bestehen des Lizentiatenexamens genügt. Der Titel "L. der Theologie" wird auch von der Fakultät an verdiente Geistliche als Auszeichnung verliehen.

Lizénz (lat., "Freiheit"), Erlaubnis, Dispens, auch s. v. w. Privilegium oder Patent für eine Erfindung; in Klöstern die von den Äbten den Mönchen zugestandenen Dispensationen von einem bestehenden Gesetz oder Gebrauch für einzelne Fälle. In früherer Zeit wurde der Ausdruck L. oder Lizent als gleichbedeutend mit Accise gebraucht. Zur Zeit der Kontinentalsperre (s. d.) hießen die von der französischen oder von der englischen Regierung ausnahmsweise erteilten Erlaubnisscheine (Freibriefe) für gewisse Produkte und Waren Lizenzen. Noch jetzt wird der Erlaubnisschein, welchen Militärpersonen zur Eingehung einer Ehe beizubringen haben, Lizenzschein genannt. Auch nennt man L. (Lizenzsteuer) die in England und Frankreich übliche Abgabe, welche für den Betrieb eines nicht freien Gewerbes zu entrichten ist (Droit de licence, engl. License). In Preußen ist eine Lizenzsteuer für Schenkwirtschaften und für den Kleinhandel mit Spirituosen wiederholt beantragt, aber bis jetzt noch nicht eingeführt worden. Im Patentwesen heißt L. die vom Patentinhaber andern gegen Entschädigung erteilte Erlaubnis, seine Erfindung auszunutzen; Lizenzzwang, der Zwang, eine solche Ausnutzung andern zu überlassen (s. Patent).

Lizitieren (lat.), etwas versteigern, an Meistbietende verkaufen; licitando, auf dem Weg des Meistgebots; Lizitation, Versteigerung (s. d.).

Ljachowsche Inseln, s. Neusibirische Inseln.

Ljesch, türk. Stadt, s. Alessio.

Ljeschie, im Volksglauben der Russen bösartige Waldgeister, welche sich beliebig groß oder klein machen, ganz behaart sind und eine schreckliche Stimme haben. Leute, die sie im Walde treffen, umkreisen sie, wodurch jene irre geführt werden.

Ljubártow (poln. Lubartów), Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Lublin, am Weprsh, mit (1884) 5024 Einw., meist Juden.

Ljubim, Kreisstadt im russ. Gouvernement Jaroslaw, an der Obnora und Utscha, mit 4 Kirchen und (1883) 3182 Einw. L. wurde 1546 als Grenzfestung gegen die Überfälle der Tataren angelegt.

Ljublin, Stadt, s. Lublin.

Ljudi (russ., "Leute"), Bezeichnung der niedern Volksklasse in Rußland im Gegensatz zu den Vornehmen (Mushi, d. h. Männer); dann überhaupt Bezeichnung der Einwohner einer Landschaft. "Gute Leute" heißen diejenigen, welche vor Gericht über den Leumund einer Person auszusagen haben.

Ljunggren, Gustav, schwed. Ästhetiker, geb. 6. März 1823 zu Lund, studierte daselbst Philosophie und wurde 1847 Dozent der Ästhetik, setzte darauf 1848-49 seine Studien in Deutschland, später in Paris fort und wurde, nachdem er schon 1856 für seine Schrift "Vergleichung Winckelmanns und Ehrensvärds als Kunstphilosophen" die große Medaille der schwedischen Akademie erhalten und den ersten Teil einer Darstellung der wichtigsten ästhetischen Systeme ("Framställning af de förnämsta estetiska systemerna", 1856-60, 2 Bde.; 2. Aufl. 1869) veröffentlicht hatte, 1859 zum Professor der Ästhetik, Litteratur und Kunstgeschichte an der Universität seiner Vaterstadt ernannt. Seit 1865 ist er Mitglied der schwedischen Akademie. Außer den genannten Schriften erschienen von ihm: "Svenska dramat intill slutet af sjuttonde århundradet", Studien über das mittelalterliche Drama (Lund 1864); "Skånska herrgårder" ("Die Herrenhäuser der Landschaft Schonen", das. 1862-1865); "Bellman och Fredmans epistlar" (das. 1867); "Svenska vitterhetens häfder efter Gustaf III. död", ein umfangreiches Werk über die schöne Litteratur der Schweden seit Gustav III. (das. 1873-81, 3 Bde.); "Smärre skrifter", eine Sammlung von Aufsätzen (1872-80, 3 Bde.); "Svenska akademiens historia" (1886, 2 Bde.) u. a. L. ist ein gründlicher Kenner der deutschen Ästhetik, die er für die schwedische Kunst- und Litteraturgeschichte fruchtbringend zu machen wußte, und verbindet mit tiefer Gelehrsamkeit eine klare und elegante Form der Darstellung.

Ljusneelf (Ljusnan), Fluß im nördlichen Schweden, entspringt an der norwegischen Grenze, südlich vom Helagsfjell, durchströmt die Landschaften Herjeådalen und Helsingland und ergießt sich nach einem Laufe von 396 km unterhalb Söderhamn in den Bottnischen Meerbusen. In Helsingland, wo er ungemein malerische Ufer hat, bildet er mehrere Landseen, als Warpen, Bergviken etc. Wegen vieler Wasserfälle u. Stromschnellen ist er nur stellenweise schiffbar.

Ljuzin (Luzin), Kreisstadt im russ. Gouvernement Witebsk, an zwei Seen gelegen, hat eine griechisch-katholische, eine evangelische und eine römisch-^[BINDESTRICH!]